Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
Ihr denn Sir Dirick etwa nicht?“, erwiderte Madelyne.
Ihr Gesicht wurde wieder warm und Maris schüttelte den Kopf und knabberte an einem Stückchen Fasanenbraten. „Er und ich sind uns nur kurz begegnet und haben wenig Gefallen aneinander gefunden.“
„Ach, wirklich?“ Judith warf ihr einen amüsierten Blick zu. „Ich kann mir nicht vorstellen, was einer an einem solchen Mann nicht gefallen würde. Wenn ich der König wäre, ich schwöre, ich würde dem Mann nicht gestatten neben mir zu stehen.“
„Dirick de Arlande–“, begann Maris, aber Judith unterbrach sie.
„Dirick de Arlande? Nein, Ihr wolltet wohl sagen Dirick von Derkland, oder etwa nicht?“
„Derkland?“, Maris blinzelte und erinnerte sich an den freundlichen Riesen von einem Mann, mit dem ihr Vater versucht hatte sie zu verheiraten. Aber er hatte nur Augen für Joanna von Swerthmore gehabt und das war Maris überhaupt nicht ungelegen gekommen. „Hat er einen Bruder mit dem Namen Bernard?“
„So ist es“, sagte Madelyne und betrachtete sie mit Interesse. „Gavin kennt die Familie recht gut. Es gibt auch noch den mittleren Bruder Thomas, der Priester ist.“
Maris blickte kurz zu dem Tisch des Königs und sah, dass Dirick sie mit einem schalkhaftem Blick anschaute. „Wie auch immer der Name des Mannes lauten mag“, fuhr sie schnippisch fort und drehte sich weg, „Dirick von Was-Weiß-Ich gleicht seinem älteren Bruder in gar nichts, denn Dirick ist nichts als ein überheblicher, grober Soldat, mit wenig mehr als seinem Namen und einem prächtigen Schlachtross, das er sicherlich der Gunst der Stunde in einer Schlacht verdankt. Er mag den König hinters Licht geführt haben, aber er hat einer Frau wenig mehr zu bieten als Lug und Trug.“
Madelyne und Judith tauschten Blicke aus, aber keine von beiden sagte noch etwas in der Sache, obwohl Maris fühlte, wie die Augen von Judith forschend auf ihr verweilten.
Sie wandte sich ab und nahm sich etwas von einer weichen, gerösteten Rübe und achtete nicht weiter auf den scharfen Schmerz in ihrer Magengrube. Der Mann war unausstehlich. Und trotz allem, was Madelyne gesagt hatte, sie hatte immer noch keinen Grund nicht zu glauben, dass er nicht aus freien Stücken bei ihrer Entführung mitgewirkt hatte, Vertrauter des Königs oder nicht.
Sie war gerade dabei, endlich ihr Mahl zu genießen, als eine schwere Hand sich auf ihre Schulter legte.
„Meine teure Lady Maris“, schnurrte eine nicht unbekannte Stimme ihr ins Ohr. „Es bereitet mir viel Freude zu sehen, dass Ihr Euch bester Gesundheit erfreut.“
Überrascht schaute sie hoch, um da Victor d’Arcy mit einem kalten Lächeln auf seinem Gesicht zu erblicken.
~*~
Dirick stopfte sich ein großes Stück Brot in den Mund, während er beobachtete, wie Victor d’Arcy sich Maris näherte. Die wohlvertraute Abneigung kroch wieder in ihm hoch beim Anblick des blonden Mannes und er verschlang das Brot hastig.
Der Klang des tiefen, angenehmen Lachens der Königin wurde neben ihm vernehmbar und sie beugte sich nah genug zu ihm hin, um ihm ins Ohr zu flüstern. Ihr exotischer Duft umgarnte ihn und riss Dirick gegen seinen Willen aus seinen Gedanken.
„Was betrübt Euch denn am heutigen Abend, Sir Dirick? Ihr habt das Gesicht von einem, der gerade eine Zitrone verspeist hat.“
Weil er doch gerne abgelenkt werden wollte, wandte er sich ihr zu, und setzte sein galantestes Lächeln auf. „Eure Majestät, nichts, was von Belang wäre. Es ist nur, dass ich gehofft hatte dem Auffinden jenes Mannes schon näher zu sein, der meinen Vater ermordet hat – und auch noch andere Männer. Und ich habe wieder und wieder mit denen gesprochen, welche die grausigen Schauplätze gesehen haben, und den jüngsten davon habe ich selber untersucht und dennoch scheine ich keine Fährte zu finden, der ich folgen kann.“ Und daher hatte er in den letzten Monaten seit seiner Rückkehr von Langumont und Breakston seine Zeit mit anderen Aufgaben zugebracht, die ihm der König aufgetragen hatte.
Das Lächeln der Königin erlosch. Obwohl sie dem ersten Anschein nach eine Frau zu sein schien, deren Welt nur aus Frivolität und Sinnenfreunden bestand, war Eleonore genauso ernsthaft und klug wie ihr Ehemann, wenn es sich um ihr Land und die Menschen darin handelte. „In der Tat, es bereitet auch meinem Gemahl Sorgen, denn wann und wo wird dieser Wahnsinnige das nächste Mal zuschlagen? Aber er hat großes
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