Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
wieder etwas ruhigerer Lord de Savrille Maris zu. Er machte eine überraschend unterwürfige Verbeugung. „Ich flehe Euch an, meine Entschuldigung anzunehmen für die schlechte Behandlung, die Euch meine treuen Diener angedeihen ließen.“ Er grinste Maris lüstern an, beugte sich nach vorne, um eine ihrer Hände mit seiner zu ergreifen und führte sie zu einem feuchten Kuss an seine Lippen.
Maris hatte darum kämpfen müssen, bei Sinnen zu bleiben und sich einen Reim auf ihre missliche Lage zu machen, wobei sie gleichzeitig auch nicht die Fassung verlieren durfte.
Gerade da, wie ihre Gedanken sich endlich entwirren ließen und klarer wurden, glitt ihr Blick über die Gruppe der Männer um sie herum. Sie blieben an einem Gesicht hängen, das ihr vertraut vorkam, aber nicht am rechten Platz schien ... und mit der Erkenntnis, dass Sir Dirick de Arlande mit ihrem Feind da in der Menge stand, wurde die Welt schwarz.
Sie glitt zu Boden. In der ersten Ohnmacht ihres ganzen Lebens.
~*~
„Herr!“, rief Ernest vom Wäldchen aus, als man ihn in die große Halle zu dem Podest führte. Zusammen mit seinen Gästen und seiner Frau war Merle dabei, das erste Brot des Tages zu brechen, nachdem er zuvor zur Frühmesse gegangen war.
„Eure Lordschaft“, begann Gustave, der gemeinsam mit dem entsetzten Leibeigenen herangetreten war, „Ernest ersucht Euch um eine Audienz.“
In seiner Aufregung trat Ernest dem Hausmeier fast auf die Füße, so drängte es ihn, an den Tisch des Burgherren zu gelangen. Nachdem er sich kurz, aber ehrerbietig verneigt hatte, stotterte er in seinem gutturalen Englisch, dass er nicht nur den Leichnam von Lady Maris’ Zofe Verna, sondern auch den leuchtend blauen Umhang von der Lady zertrampelt im Schnee gefunden hätte.
„Was sagt Ihr?“, brüllte Merle und stand alarmiert auf. Auch seine Worte waren Englisch und so entging ihre Bedeutung den übrigen Edelleuten dort am Tisch.
„So ist es, Herr, es war ein rechter Schreck für mich, Herr, als ich dort auf den blutigen, verwüsteten Leib von Verna von Langumont traf. Kein Muckser oder Atemzug kam da von ihr mehr, so wahr ich hier stehe, das Weib ist tot. Und meine Lady Maris“, seine Augen wurden groß, „kein Anzeichen nich’ von ihr bis auf ihr’n Mantel, da wo der Weg hin’er meinem Haus ‘ne Biegung macht.“
„Gustave, lasst die Wachmänner von gestern Nacht kommen“, brüllte Merle da den Hausmeier an, als der unentschlossen herumstand.
„Mylord, was ist mit Euch?“, rief Allegra ängstlich aus, mit einem vor Entsetzen gelähmten Gesichtsausdruck. Auch Victor und Michael d’Arcy hatten aufgehört zu essen.
„Wisst Ihr, wo sich Maris an diesem Morgen gerade aufhält?“, fragte Merle seine Tischgenossen wütend. „Habt Ihr sie heute Morgen schon gesehen?“
Nacheinander schüttelte jeder einzelne von ihnen den Kopf. Allegras Augen waren jetzt weit aufgerissen und ihr Gesicht war so bleich wie der Schnee vor der Burg.
Die Wachmänner von der Nachtschicht der vergangenen Nacht kamen eilig in die Halle gerannt, noch schlaftrunken und überrascht von dem Weckruf, halb angezogen und mit verstrubbeltem Haar.
„Herr“, verneigte sich der Hauptmann der Nachtwache. „Womit kann ich Euch dienen?“
„Hat meine Tochter in Begleitung ihrer Zofe während Eurer Nachtwache die Burg verlassen?“ Die Frage von Merle kam schon hervorgeschossen, bevor der Man sich wieder aufgerichtet hatte.
„Ja, Herr, sie sagte uns, man habe sie ins Haus von Ernest vom Wäldchen gerufen“, erklärte der Hauptmann, „er sei schwer verletzt.“ Sein Blick schweifte über Ernest und plötzlich zeichnete sich auf seinem Gesicht eine korrekte Einschätzung der Tatsachen ab. Er schaute wieder zu seinem Herrn, „sie wird vermisst?“
„So ist es“, sagte Merle, seine Stimme wurde bei seiner darauf folgenden, flehenden Bitte lauter und er schrie in die Halle, „hat niemand meine Tochter gesehen?“
Er erhielt nur ein Schweigen zur Antwort.
„ Á Langumont! “, rief er und tat einen Schritt nach vorne, wobei er in seiner Eile fast den großen Tisch vor sich zum Umstürzen brachte. „Wir müssen mit der Suche beginnen, während die Spur ihrer Entführer noch frisch ist! À moi! “
„Mein Herr Gemahl“, Allegras Stimme zitterte und man konnte sie bei all dem Gebrüll der Männer, die zu den Waffen riefen, kaum hören. „Mylord!“
„Ich werde sie Euch unversehrt
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