Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
der er während seines Mittagessens gesessen hatte. Sogar von der Ecke, in der er saß, konnte Dirick das aufgeregte Glitzern in seinen dunklen Augen erkennen. Er entschuldigte sich bei seinem Gegner im Schachspiel und stand vorsichtig auf und brachte sich unauffällig in der Nähe des Ehrentischs in Position. Eine Gruppe von Männern angeführt von Berkle stürzte da durch die schwere Eichentür, die etwas trugen, was wie ein langer, zusammengerollter Wandteppich aussah. Während Dirick verwundert zuschaute, bildete ein Dutzend der Soldaten einen Kreis um die Neuankömmlinge. Die Leibeigenen hielten sich im Hintergrund und starrten mit großen Augen herüber.
Mit einer raschen Handbewegung zog Berkle an der Teppichrolle und ließ sie auf den Boden fallen. Sie rollte sich auf und eine Person – eine Frau – fiel heraus, die dort in einem Gewirbel von weißem Gewand und langen, dunklen Haaren in dem gammeligen Stroh landete. Man hatte ihr die Hände am Rücken zusammengebunden und sie lag jetzt auf einem Teppich aus dichtem Haar und dem Stroh der Halle. Als einer der Hunde herantrottete, um an ihr zu schnüffeln, zuckte sie zusammen. Sie trug ein dünnes Untergewand, das ihr bis oberhalb der Knie hochgerutscht war, als sie in dem kläglichen Haufen da zu liegen kam.
Die versammelten Männer reagierten laut mit Gejohle und Pfeifen, aber die Frau bewegte sich nicht. „Ruhe“, schrie Bon seine Männer wütend an. „Ihr erweist meiner Braut den gebührenden Respekt.“ Das Brüllen und das Gelächter legten sich sofort.
Das lange Haar verbarg ihr Gesicht, aber als Bon sich vorbeugte, um es nach hinten zu streifen, und eine vorwitzige Nase und sinnliche Lippen freilegte, erstarrte Dirick.
Es war Maris von Langumont.
Wie betäubt konnte Dirick sich noch davon abhalten, nach vorne zu springen, um sie vor den Männern um sie herum zu schützen. Dieser Augenblick, in dem er sich nicht vom Fleck rührte und so weiterhin unerkannt blieb, rettete ihm wahrscheinlich das Leben. Er konnte hier jetzt nichts ausrichten. Es war das Beste abzuwarten, zu beobachten und zuzuhören, bevor man handelte.
Als Dirick darum kämpfte, sein Entsetzen unter Kontrolle zu bringen, während er zugleich seinem Schöpfer dankte, dass er beschlossen hatte, noch länger auf Breakston zu verweilen, half Bon äußerst besorgt Maris auf die Beine und zerschnitt das Seil, das ihre Handgelenke fesselte.
„Seid willkommen auf meiner Burg, in meinem Zuhause, Mylady“, verbeugte er sich rasch vor ihr.
Maris stand so aufrecht, wie es die steifen, zitternden Beine ihr gestatteten. Sie war verängstigt und erschöpft, ihr Herz hämmerte so laut: sie war sich sicher, dass es ein Echo in dieser Halle verursachte. Das Zittern ihrer Glieder machte es ihr fast unmöglich, zu ihrem eigenen Schutz ihre Selbstbeherrschung wiederzufinden, zumindest das Wenige, was ihr davon noch verblieben war. Das Untergewand, das sie trug, war aus feinstem Tuch gemacht und bot ihr nicht viel Schutz vor feindseligen oder neugierigen Augen, und so war sie dankbar für ihr langes Haar.
„Warum habt Ihr mich hierher bringen lassen?“, fragte sie mit heiserer Stimme. Sie erkannte ihn sofort wieder, von seinem Besuch auf Langumont.
Bislang hatte sie ihre Aufmerksamkeit noch nicht von Bon de Savrille weg hin zu der Menge der glotzenden Männer gelenkt, um diese genauer zu betrachten. Stattdessen zwang sie sich, dem Blick des bärtigen Mannes vor ihr standzuhalten, obschon sie von Furcht fast überwältigt wurde.
„Mylady, ich habe Euch hierher bringen lassen, um Euch die Ehre zu erweisen, die Herrin auf Breakston zu werden“, erklärte Bon de Savrille ihr, als er seine Hand nach ihrer ausstreckte.
Aber er erstarrte und schob zuerst eine dichte Locke ihres Haares beiseite, um sich auf ihrer linken Wange etwas anzuschauen, was wie ein großer blauer Fleck aussah.
Er wirbelte zu Berkle herum, der Mann, der auch der Anführer der Gruppe war, die sie entführt hatte. „Ihr habt zugelassen, dass man meiner Frau Leid zufügt!“, de Savrille schrie und Spucke flog durch die Luft. „Ihr solltet dafür sorgen, dass ihr nicht ein Haar gekrümmt würde, das waren meine genauen Worte zu Euch, Ihr erbärmlicher, Katzen-lutschender Hurensohn! Werft ihn in den Kerker “, schrie er einen Wachmann neben sich an.
Ein heftig protestierender Berkle wurde aus der Halle gezerrt und sofort nachdem er jenen Befehl ausgesprochen hatte, wandte sich ein
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