Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
Gesichtsfeld verschwamm in langsamen Kreiseln vor seinen Augen, als er mit der Faust gegen das feste Eichenholz hämmerte.
Es war erst, als diese Tür sich öffnete und sein Verstand die Gegenwart der alten Frau da wahrnahm, dass Dirick seinem ausgelaugten Körper gestattete der eigenen Schwäche nachzugeben und er zu Boden sank.
~*~
Maris trank ausgiebig von der reichhaltigen Wildbrühe, die jetzt vor ihr stand. Deren Wärme floss durch ihren Körper und sie seufzte mit einem Lächeln. „Es ist ganz wunderbar, Mutter Oberin“, sprach sie zu der Nonne unter dem steifen Kopfschmuck.
„Und Ihr solltet Euch satt essen“, sagte die Frau mit dem strengen Gesicht voller Falten zu ihr. „Ich bin froh, dass der liebe Gott Eure Schritte hierher gelenkt hat, Mylady. Wir haben genug Menschen hier auf der Durchreise, so dass gewisslich auch welche kommen werden, die Euch sicher nach Langumont geleiten werden.“ Das Gesicht legte sich in noch mehr Falten, um zu lächeln. „Ich habe von Langumont gehört, Mylady, und von der Schönheit des Ozeans, den man von seinen höchsten Zinnen sehen kann. Und von seinen Reichtümern und den Fertigkeiten der Handwerker dort.“
Maris unterdrückte ein Lächeln. Das Willkommen, das man ihr bereitet hatte, war natürlich herzlich gewesen, aber die freundlichen Bemühungen der Äbtissin und ihre persönliche Anteilnahme beruhten wohl auch auf ihren Hoffnungen auf eine großzügige Spende für die Schwestern und ihre Arbeit. Die alte Frau war genau so gewieft wie Lord Merle, wenn es darum ging, ihre Güter zu mehren und für die ihren zu sorgen.
„Ganz sicher wird sich mein Papa bei meiner Rückkehr nach Langumont für Eure Gastfreundschaft erkenntlich zeigen“, sagte Maris zu ihr. Dann wandte sie sich drängenderen Dingen zu. „Meine Zofe Agnes – wo habt Ihr sie für die Nacht untergebracht?“ Von ihnen beiden war Agnes es gewesen, die mehr unter den Naturgewalten draußen gelitten hatte, und sie war fast erfroren gewesen, als sie beide zum Glück noch vor Einbruch der Dunkelheit das Kloster hier gefunden hatten.
„Schwester Grazia hat Eurer Bediensteten eine Schlafstatt hier im Krankenlager aufgeschlagen. Man wird sich um sie kümmern, bis wir sicher sind, dass die Gefahr des Erfrierens gebannt ist. Euch habe ich ein Zimmer herrichten lassen, Mylady, und Ihr könnt ein Bad nehmen, bevor Ihr Euch zur Ruhe begebt. Vielleicht wünscht Ihr mit uns in der Kapelle das Abendgebet zu sprechen. Es wird durch das Läuten der Glocken angekündigt.“
„Ich danke Euch vielmals, Mutter Oberin, aber ich ziehe es vor, die Beichte in meinem Zimmer abzulegen und mich vor dem Schlafengehen zu baden. Ich fürchte, ich bin erschöpfter, als mir bewusst war!“
„Aber selbstverständlich, meine Liebe“, die Äbtissin streichelte ihr die Hand. „Ich werde Pater Adolphe rufen lassen, damit er Eure Beichte jetzt hört, wenn Ihr genug gegessen habt und während man Euer Bad vorbereitet.“
Maris erhob sich und folgte der schwarz gekleideten Frau, als sie sich auf den Weg durch die verschlungenen Gänge des Klosters machten. Auch wenn es nicht viel heller war als die Burg bei Breakston, war das Gebäude doch wärmer und einladender als jener trostlose Ort.
Und in der Tat, obschon sie nicht üppig eingerichtet war, so hieß Maris’ Kammer sie doch mehr willkommen als jene im Hause von Bon de Savrille – hauptsächlich weil keine Wache vor der Tür aufgestellt war. Das Bett war schmaler und nicht so weich, aber das Bettzeug war sauber und dick und versprach himmlische Wärme nach einem langen, eisigkalten Tag der Wanderschaft durch Wald und Flur.
Ein Feuer barst fast hinter dem Gitter vor der Feuerstelle hervor und heizte den Raum gut ein, und Maris seufzte, als sie auf einen Schemel dort in der Nähe niedersank.
Pater Alphonse, den eine Dienerin der Mutter Oberin herbeigerufen hatte, traf ein, um ihr die Beichte abzunehmen. Als das getan und ihre Buße verkündet worden war (Maris zuckte nicht mit der Wimper angesichts der großen Zahl von Vaterunser, die ihr als Buße auferlegt waren. Betrachtete man sich die vielen Lügen, die sie Lord Bon erzählt hatte, und die Pein, der sie all die Leute auf Breakston ausgesetzt hatte, war es wirklich nur eine kleine Buße) – als das getan war, kam eine ganze Parade von Eimern samt Badewanne ins Zimmer geschritten, von umtriebigen Dienern still hereingetragen.
Als der Priester gegangen war und eine der
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