Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
Lord von Breakston zuzuhalten.
„Mylord“, keuchte er wie in höchster Eile, „ich habe sie auf jenem Hügel dort erspäht!“ Er machte ein Handzeichen in nordöstliche Richtung, wobei ihm im Hinterkopf da der Gedanke kam, dass er eigentlich keine Ahnung hatte, welche Richtung sie eingeschlagen hatten, und hoffte, dass er ihnen jetzt nicht alle Streitkräfte hinterherschickte. „Ich werde sie einholen! Folgt mir!“
Ohne auf eine Erwiderung zu warten und während er betete, dass Bon seine Handlungen hier für bare Münze nahm und nicht anordnete, dass man ihm sämtliche Pfeile in den Rücken schoss, gab Dirick Nick die Fersen und der sprengte los. Männer sprangen ihnen aus dem Weg, zu Recht in Unruhe ob des mächtigen Schlachtrosses, das ganz seiner Natur entsprechend schon Schlachtgetümmel witterte.
Hinter ihm schrie Bon her – was genau, das versuchte Dirick gar nicht erst herauszufinden – und ein paar der Männer versuchten ihre geschwächten Körper zur Tat zu drängen. Aber niemand wagte es, das Schlachtross am Zügel zu packen, und Mann und Reiter pflügten sich ohne Schwierigkeiten durch alle hindurch. Die Männer an der Zugbrücke hatten soeben zu den Winden dort gegriffen, um das Fallgitter herabzulassen, als Nick und Dirick schon an ihnen vorbeigaloppierten, wobei der Schnee durch die Luft flog und sie einen etwas tölpelhaften Mann nur knapp verfehlten.
Dirick beugte sich weit nach vorne über den Hals seines Pferdes und trieb Nick weiter an. Die Haare standen ihm im Nacken zu Berge, als er darauf wartete, dass ein Regen von Pfeilen auf sie beide niederprasselte. Die Zugbrücke hatte gerade angefangen, sich behäbig aufzurichten, als sie darüber hinweg donnerten. Aber Nick, der nicht krank gewesen war, tat einen wunderschönen Sprung, als würde er fliegen. Sie flogen elegant durch die Luft und landeten drüben auf der anderen Seite des Burggrabens.
Der erste Pfeil landete nicht weit von ihnen im vereisten Schnee und Dirick fluchte. Als er zurückblickte, sah er, wie die Zugbrücke sich wieder senkte, und konnte sich gerade noch rechtzeitig ducken, als der Pfeil einer Armbrust an seinem Kopf vorbeisauste. „Jetzt, Nick, lauf! Lauf!“
Die Pfeile fielen immer weiter hinten zu Boden und die Männer, die wie ein Schwarm auf der Brücke herumrannten, verfügten nicht über genug Energie, um zur Bedrohung zu werden. Vor sich sah Dirick die Zuflucht des Waldes und er wusste, es war ihm gelungen, Breakston hinter sich zu lassen.
Und wenn es Gottes Wille war, würde er mit etwas Glück auch Maris finden und sie in Sicherheit bringen.
KAPITEL VIERZEHN
Merle hatte die ganze Nacht über seine kleine Armee an Rittern und Soldaten in einem erbarmungslosen Tempo angetrieben. Dennoch: es lag fast zwei Tage zurück, da Maris entführt worden war, bis sie sich Breakston näherten.
Obwohl sie die beiden vorigen Nächte Rast gemacht hatten, hatte Merle nur wenig geschlafen. Die nagende Furcht in seinen Eingeweiden hatte ihn die Sterne anstarren lassen, in den wenigen Stunden, die er seinen Männern Ruhe gegönnt hatte. In der zweiten Nacht, da sie nur Stunden bis Breakston hatten, riss ihn ein Traum aus dem unruhigen Schlaf, den sein Körper schließlich gefunden hatte, und der Inhalt dieses Traumes ließ ihn wieder ganz wach werden.
Eine schreckliche Vorahnung blieb ihm aber, als er darum kämpfte, sein hämmerndes Herz zu beruhigen. Das übrige Lager lag noch ruhig da, viele der Männer schnarchten, als Merle die Hand nach einem Lederbeutel ausstreckte. Aus den Tiefen des Sacks zog er Pergament, Schreibutensilien und Tinte, ebenso wie das Siegelwachs und sein Siegel.
Der Mond war hell und seine Widerspiegelung auf den schneebedeckten Hügeln spendeten ihm genug Licht, um alles zu finden, was er für einen Brief brauchte, aber es war nicht hell genug, um dabei schreiben zu können. Merle zündete eine Kerze an, seine Eingeweide hatten sich etwas beruhigt, aber die schreckliche Befürchtung, die ihn in seinem Traum überfallen hatte, ließ ihn nicht los.
Lange saß er da und schrieb.
Als er das Schreiben endlich abgefasst und aber keinen Sand hatte, um diesen auf die nasse Tinte zu streuen, wedelte er mit dem Pergament in der kühlen Luft und betete, dass die Worte nicht verlaufen würden. Er hatte keine Zeit für ein weiteres Schreiben.
Als er sich vergewissert hatte, dass die Worte auf dem Papier gut getrocknet waren, faltete er es zusammen und
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