Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
winden, als seien sie zum Leben erwacht, und Rupert spürte jäh einen Druck ganz in der Nähe ... eine Kraft, die gegen ihre Fesseln ankämpfte. Die Luft stank nach frisch vergossenem Blut. Etwas bewegte sich in den Schatten jenseits des zuckenden Fackelscheins, und dann presste der König erneut drei Worte hervor, und die Höllenklingen lachten leise. Eine lauernde Lüsternheit schwang in ihrem Lachen mit. Rupert zuckte angewidert zusammen, als hätte ihn das Lachen irgendwie befleckt. Das letzte Echo verhallte schnell, und im Saal herrschte wieder Stille. Das Fackellicht flackerte und zuckte, aber die Schatten waren nur noch harmlose Schatten. Die Luft erwärmte sich, und der überwältigende Geruch nach Blut verwehte zu einer unangenehmen Erinnerung. König John starrte die Höllenklingen unbewegt an. Als er sprach, klang seine Stimme wieder gelassen.
„Drei Schwerter“, sagte er leise. „Eines für jeden aus dem königlichen Geschlecht im Kampf gegen die ewige Nacht. Ich wähle ... Felsbrecher.“
„Der Herr erlöse uns von allem Bösen“, murmelte der Seneschall.
Der König streckte den Arm aus und nahm das linke Schwert aus dem Ständer. Die große Klinge schien in seiner Hand fast nichts zu wiegen, doch er traf keine Anstalten, sie aus der Scheide zu ziehen. Er starrte sie einen Augenblick lang an, ehe er den Riemen über die linke Schulter streifte und festzurrte. Der Griff ragte hinter seinem Kopf auf, während die Spitze einen Fingerbreit über dem Boden endete. Er hob kurz die Schulter, um den Tragriemen zurechtzurücken, und trat dann zur Seite, damit Harald seine Wahl treffen konnte.
Harald näherte sich vorsichtig den beiden verbliebenen Schwertern. Sein Blick wanderte unschlüssig von einer Klinge zur anderen, ehe er an der Waffe zur Rechten haftenblieb. Die Maske der Sorglosigkeit war verschwunden und enthüllte ein Antlitz mit harten Linien und dunklen, entschlossenen Augen. Ein grimmes Lächeln, das nichts mit Fröhlichkeit zu tun hatte, umspielte seine Lippen. Er buchstabierte die alten Runen, die in die Parierstange eingraviert waren. „Blendflamm“, sagte er leise. „Ich wähle Blendflamm.“ Er nahm die Waffe schnell aus dem Ständer, streifte sie über die linke Schulter und zerrte so ungeduldig an den Riemen, dass ihm der Seneschall beim Festziehen der Schnallen helfen musste.
Der König forderte Rupert mit einer Handbewegung auf, an den Waffenständer zu treten. Rupert fixierte das Schwert, das übriggeblieben war, rührte sich aber nicht von der Stelle. „Beeil dich!“, flüsterte eine Stimme in seinem Innern. „Es ist nur ein Schwert.“ Die Silberscheide blinkte verführerisch im unruhigen Fackelschein. Wolfsbann. Ein Schwert der Macht.
Rupert stand wieder in der Bergwerksgrube in Kupferstadt, reckte sein Schwert in die Höhe und rief um einen Beistand, der nie kam.
„Nein“, sagte er und wandte sich ab. „Ich habe kein Vertrauen mehr in Zauberschwerter. Gib es einem anderen.“
„Nimm das Schwert!“, verlangte der König. „Du bist von königlichem Geblüt. Es ist dein Recht und deine Pflicht, damit zu kämpfen. Das Volk braucht Bilder, damit es uns in die Schlacht folgt.“
„Nein“, sagte Rupert. „Es gibt Dinge, die ich nicht tun werde, Vater, nicht einmal aus Pflichtbewusstsein.“
„Nimm das Schwert“, blaffte der König. „Das ist ein Befehl!“
„Fahr zur Hölle“, sagte Rupert, drehte sich um und ging. Seine Schritte hallten in der Stille dumpf wider, als er sich durch den Mittelgang entfernte. Die Schwerter zahlreicher Helden schienen ihn vorwurfsvoll anzustarren, weil er sich von ihnen abwandte. Rupert ging weiter, mit hoch erhobenem Kopf. Er hatte genug getan, mehr als genug; niemand hatte das Recht, noch mehr von ihm zu fordern. Er würde sich den Dämonen wieder stellen, weil er musste, aber mit einer ehrlichen Waffe in der Hand. Er wollte sich nicht auf die Magie des Bösen verlassen, die die Höllenklingen ausstrahlten. Eine Woge der Schwäche erfasste ihn, und er überlegte, ob er sich vor dem Kampf im Morgengrauen noch eine Stunde Schlaf gönnen sollte. Er war so verdammt müde ... er schüttelte den Kopf und lächelte bitter. Nach dem Kampf würde er genug Zeit haben, sich auszuruhen, so oder so. Alle Zeit der Welt. Er verließ das Arsenal und trat in den Korridor hinaus, wo Darius auf ihn wartete.
Rupert sah einen kurzen Lichtreflex, als der Dolch die Luft zerschnitt, und warf sich eilends zur Seite. Darius’ Klinge durchtrennte
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