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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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eifrig dabei, Widerhaken in die Schneiden ihrer Schwerter zu feilen und sie mit frischem Pferdemist zu beschmieren, damit die Wunden, die sie ihren Gegnern zufügten, auch bestimmt eiterten. Droben auf den Brustwehren bereiteten die übrigen Kobolde Kessel mit Pech und kochendem Öl vor. Rupert schüttelte kritisch den Kopf. Auch wenn er die Kerlchen mochte, ließ sich nicht leugnen, dass sie kein Gefühl für einen ehrlichen Kampf hatten. Aber das machte sie für die unvermeidliche Schlacht umso wertvoller. Der Erzmagier saß auf der untersten Stufe der Haupttreppe und nahm einen tiefen Zug aus seiner Weinflasche. Rupert wollte sich zu ihm gesellen, blieb aber stehen, als er sah, dass die Blicke des Zauberers in weite Fernen gerichtet waren. Ein paar frische Weinflecken zierten sein Cape, und er schwankte im Rhythmus eines alten Lieds, das er leise vor sich hin sang, leicht von einer Seite auf die andere. Rupert betrachtete den Hexenmeister eine Zeit lang und spürte, wie sich seine Hoffnung verflüchtigte. Er hatte sich darauf verlassen, dass der Magier wenigstens jetzt, da so viel auf dem Spiel stand, nüchtern blieb, aber das war wohl zu viel verlangt. Rupert ballte die Fäuste und öffnete sie wieder. Der Hexenmeister konnte nichts dafür, dass er nicht dem Bild entsprach, das die Legenden von ihm entworfen hatten. „Er ist nicht der Einzige, der mich enttäuscht hat“, dachte Rupert müde. Er sah Julia vor sich, wie sie bei Hofe an Haralds Arm gehangen hatte. „Man sollte meinen, ich hätte es mittlerweile gelernt. Verlassen kann ich mich nur auf mich selbst.“ Rupert setzte seinen Weg fort. Er ging ganz nahe am Erzmagier vorbei, aber der bemerkte ihn überhaupt nicht.
    Rupert bahnte sich einen Weg durch das dichte Gewühl, und die Leute sprachen ihn an oder winkten ihm zu, aber er nickte nur mit geistesabwesendem Lächeln. Sie erwarteten sicher, dass er ganz und gar Prinz war und sie mit markigen Worten aufputschte, aber irgendwie war ihm das zuwider. In der gegenwärtigen Lage musste jedes Säbelgerassel gekünstelt und lahm klingen. Harald wäre das problemlos gelungen, er hätte den Soldaten auf die Schultern geklopft und ihnen tröstliche Lügen erzählt, den Bauern und Kaufleuten Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld in Aussicht gestellt und all jene, die im Kampf fielen, zu Helden des Vaterlands hochstilisiert. Rupert ging weiter durch die Menge, und tiefe, besorgte Falten durchfurchten sein Gericht. Er hatte zu oft gegen die Dämonen gekämpft, um sich Illusionen hinzugeben. Es gab nichts außer der Dunkelheit, den Kreaturen der Nacht und der hässlichen Arbeit, die man erledigen musste, um sie zu besiegen. Das Geschwätz um Ehre und Ruhm für die Lebenden und Toten konnte ihm gestohlen bleiben.
    Das Gedränge ließ nach, als sich Rupert einem der alten Pferdeställe näherte. Der weiträumige Bau wirkte unnatürlich still und verlassen, als habe man ihn vor kurzem aufgegeben. Alle Fenster waren mit Brettern vernagelt, und ein Schloss sicherte die einzige, große Tür. Eiszapfen hingen dicht gedrängt von den Regenrinnen, und auf den Fenstersimsen hatte sich Schnee angesammelt. Rupert zückte den Schlüssel, den der Seneschall ihm gegeben hatte, und sperrte das Schloss auf. Die Tür schwang langsam nach innen, als er sie aufdrückte, obwohl der verzogene Rahmen ächzte und knarrte. Rupert steckte den Schlüssel ein, blieb auf der Schwelle stehen und spähte ins Halbdunkel. Nichts rührte sich. Er trat einen Schritt zurück, nahm eine Fackel aus der Halterung neben der Tür und trat zaudernd ein.
    „Drache?“, rief er leise. „Ich bin es, Rupert.“
    Keine Antwort. Rupert hielt die Fackel hoch, und ganz hinten im Stall schimmerten grüne Schuppen schwach im zuckenden Licht. Rupert ging langsam auf den schlafenden Drachen zu, ohne auf die Schatten zu achten, die sich jenseits des Fackelscheins sammelten. Die Luft war trocken, staubig und von einem starken Moschusgeruch erfüllt, der alles überlagerte. Der Drache schlummerte zusammengerollt in einem Nest aus schmuddeligem Stroh, den Kopf auf den Schweif gelegt, die Schwingen wie eine riesige, smaragdgrüne Decke um den Leib gewickelt. Die Seiten bebten schwach im Rhythmus seiner trägen Atemzüge. Rupert schob die Fackel in eine Wandhalterung und kniete neben dem Haupt des Drachen nieder. Die großen, goldenen Augen waren geschlossen, während das breite Maul leicht offen stand und ihm den Anschein verlieh, als grinse er im Schlaf. Rupert streckte die

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