Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
zumindest“, knurrte der Anführer und bedachte seine Truppe mit einem strengen Blick. „Wir freuen uns, Euch wiederzusehen, Hoheit. Es hieß, Ihr wärt tot, aber das haben wir nie geglaubt, keine Sekunde lang.“
„Danke“, sagte Rupert. „Es ist schön, wieder unter Freunden zu sein.“
Harald lachte hämisch. „Das sieht dir ähnlich, dich mit Goblins anzufreunden! Aber andere Kämpfer hätten ein solches Bündnis wohl auch nicht nötig.“
Der Anführer winkte lässig, und ein halbes Dutzend Goblins, die in der ersten Reihe standen, packten Harald und holten ihn ohne viel Federlesens von den Beinen. Harald rang wütend nach Luft und griff nach seinem Schwert, erstarrte aber mitten in der Bewegung, als der kleinste Goblin vortrat und ihm ein Messer mit gezackter Schneide an die Kehle hielt.
„Gebt den Befehl, und wir ziehen ihm die Haut ab!“, erklärte der kleinste Goblin freudestrahlend. „Es reicht auch, wenn Ihr nickt. Wir haben es nicht so mit Schwulst und Zeremonien. Oder sollen wir Hackepeter aus ihm machen? Wir könnten ihn auch langsam über einem Holzfeuer braten.“
„Daran zweifle ich keine Sekunde“, antwortete Rupert. „Leider brauchen wir Harald lebend, momentan zumindest. Ihr könnt ihn loslassen. Ich bin sicher, er legt in Zukunft bessere Manieren an den Tag.“
„Dürfen wir ihn nicht wenigstens ein paarmal gegen die Wände werfen?“, bettelte der kleinste Goblin.
„Später“, versprach Rupert.
Die Goblins murrten enttäuscht und entfernten sich zögernd, nachdem sie Harald noch ein paarmal kräftig geschubst hatten. Der setzte sich auf, sah hasserfüllt in die Runde und tastete unauffällig nach seinem Schwert, senkte aber den Arm, als er merkte, dass hundert gut bewaffnete Goblins jede seiner Bewegungen beobachteten. Also beschloss Harald, sie zu ignorieren. Er rappelte sich auf und nahm mühsam eine majestätische Haltung ein.
Der König beobachtete Rupert, der sich leise mit dem Anführer der Goblins unterhielt. Anfangs war er eher belustigt über die Ehrfurcht der Goblins gewesen, aber allmählich dämmerte ihm, dass sich hinter der grotesken Hochachtung Respekt und echte Ehrerbietung verbargen. Seit sich die Goblins auf der Burg befanden, hatten sie sich kein einziges Mal vor König John verneigt, und wenn das jemand von ihnen verlangt hätte, so wären die rebellischen kleinen Geschöpfe vermutlich in lautes Gelächter ausgebrochen. Aber Rupert zeigten sie freiwillig ihre Achtung. Wie die Gardesoldaten, die mit ihm aus der langen Nacht zurückgekehrt waren. Wenn man die Geschichten hörte, die sie in den Kasernen erzählten, konnte man Rupert für einen Helden aus den Balladen halten. Sogar der Erste Ritter war voll des Lobes für Ruperts Mut und Kampfgeschick gewesen. Sogar der Erste Ritter! Der König runzelte die Stirn und zupfte sich am Bart. Darüber würde er nachdenken müssen. Rupert schickte sich an, ein Krieger und Held zu werden, und das ... war gefährlich.
„Ich muss jetzt los“, sagte Rupert zum Anführer der Goblins. „Wir haben es sehr eilig. Ihr wisst, dass wir in ein paar Stunden gegen die Dämonen ins Feld ziehen, oder?“
„Klar“, entgegnete der Befehlshaber der Goblins mit ruppiger Stimme. „Einige von uns werden Euch begleiten. Wir wissen noch, was die Dämonen uns und unseren Familien antaten. Sie kamen bei Nacht, als kein Mond am Himmel stand. Sie töteten unsere Kinder und dann unsere Frauen, und nur die wenigen unter uns, denen die Flucht gelang, überlebten, um von dem Massaker zu berichten. Damals wussten wir nichts von Feindseligkeit und Rache. Wir wussten nicht, wie man sich wehrt. Wir haben in kurzer Zeit viel gelernt. Es heißt, die Menschen können vergessen, Prinz. Vielleicht lehren sie uns auch das irgendwann. Wir vergäßen vieles gern, aber wir wissen nicht, wie das zu bewerkstelligen ist. Wir haben immer noch das Blut und den Tod vor Augen, und in unseren Ohren hallen noch die Schreie wider.
Bisher haben wir nur gelernt, wie man Dämonen tötet. Das reicht für den Moment. Wenn wir keinen Seelenfrieden finden, geben wir uns mit Rache zufrieden. Vielleicht lernen wir auch noch, mutig zu sein, jetzt, da wir keine andere Wahl haben.“
Rupert streckte die Hand aus, und der Befehlshaber der Goblins nahm sie fest zwischen seine knorrigen Finger.
„Ihr werdet eines Tages stolz auf uns sein.“
„Ich bin es jetzt schon“, sagte Rupert. „Ich bin es jetzt schon.“
Der Anführer der Goblins nickte kurz, ehe er sich
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