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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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umdrehte und in die Schatten zurückzog. Sekunden später verschmolz auch seine Truppe mit dem Dunkel des Korridors, ebenso lautlos, wie sie aufgetaucht war. Rupert stellte fest, dass seine Augen ein wenig feucht waren, blinzelte heftig und drehte sich erst zu seinen Begleitern um, als seine Augen wieder trocken waren. König John warf ihm einen eigenartigen Blick zu, sagte aber nichts. Harald brachte unauffällig seine Kleidung in Ordnung und tat, als sei überhaupt nichts vorgefallen. Der Seneschall lehnte ein Stück weiter vorn an der Wand, fixierte die Decke und wippte ungeduldig mit den Zehenspitzen.
    „Können wir jetzt weitergehen?“, fragte er kühl, scheinbar an die Decke gewandt. „Diese Gespräche mögen ja sehr aufschlussreich sein, aber sie bringen uns keinen Schritt näher an das Arsenal heran.“
    „Einen Augenblick, Seneschall“, unterbrach ihn der König. „Ihr habt einen Weg um den fehlenden Turm herum gefunden?“
    „Amateure“, sagte der Seneschall. „Ich habe es mit Amateuren zu tun. Natürlich habe ich einen Weg um ihn herum gefunden! Das ist schließlich meine Aufgabe. Hat man mich nicht aus den warmen Federn gerissen, weil ich mich als Einziger in diesem gottverdammten Labyrinth auskenne? Nun folgt mir bitte und bleibt ganz in meiner Nähe; ich kann meine kostbare Zeit nicht damit verschwenden, dass ich mich um jeden Nachzügler einzeln kümmere.“
    „Natürlich nicht, Seneschall“, beschwichtigte ihn der König.
    Halblaut vor sich hin knurrend hinkte der Seneschall den Korridor entlang, und nach kurzem Zögern setzte sich die kleine Gruppe in Bewegung. Rupert übernahm die Nachhut und zog nachdenklich die Stirn kraus, während er über die Worte des Seneschalls nachdachte. Was zum Henker hatte dieser fehlende Turm zu bedeuten, weshalb war es so wichtig, dass man ihn mied, und überhaupt, wie waren die Dämonen in den Südflügel gelangt? Rupert schüttelte grimmig den Kopf. Man hatte ihm wieder mal vieles vorenthalten. Augenscheinlich war viel geschehen, seit Julia den Südflügel wiederentdeckt hatte, doch das erstaunte ihn nicht sonderlich. Wo Julia ihre Finger im Spiel hatte, gab es Komplikationen. Ein Lächeln huschte über Ruperts Züge, und dann bemühte er sich hastig, an etwas anderes zu denken. Die Erinnerung an Julia tat noch zu weh.
    Die Lichter wurden weniger, als die Gruppe tiefer in den Südflügel vordrang. Flure wechselten mit breiten Galerien, Sälen, Rotunden und scheinbar endlosen Treppen, bis die Männer schließlich vor dem Arsenal standen. Der Seneschall schloss das hohe Portal auf und trat einen Schritt zur Seite, damit König John als Erster über die Schwelle treten konnte, aber einen Augenblick lang blieben alle unschlüssig stehen. Rupert starrte die Flügeltür an und spürte ein leises Kribbeln, das eine Mischung aus Furcht und Respekt in ihm hervorrief. Seit fast vierzehn Generationen war das Arsenal die Waffenkammer der Waldkönige. Jenseits dieses Einganges lagen alle jene geschichts- und legendenträchtigen Klingen, all jene Waffen der Helden, Schurken und besiegten Feinde des Reiches, und irgendwo im Dunkel jenseits dieses Portals lagen die Höllenklingen: Blendflamm, Wolfsbann und Felsbrecher.
    Rupert musterte seinen Vater, der immer noch keine Anstalten traf, das Arsenal zu betreten. Seine Züge waren ernsthaft und angespannt, und Schweißperlen drangen unter dem Stirnreif hervor. Ruperts Blicke streiften Harald, aber der verbarg seine Gefühle wie gewohnt hinter einer Maske kühler Ruhe. Vielleicht bildete sich Rupert ja nur ein, in den Augen seines Bruders einen gierigen Glanz zu erkennen.
    Rupert musterte wieder das einladende Portal, trat entschlossen vor und schob den linken Flügel auf, der lautlos nach innen schwang, obwohl er seit vielen Jahren nicht mehr bewegt worden war. Der Seneschall war rasch an seiner Seite und hielt eine lodernde Fackel hoch, während Rupert die Schwelle zum Arsenal der Waldkönige überschritt.
    Der Saal war so weiträumig, dass seine Grenzen im Dunkel jenseits des Fackelscheins verschwammen. Links und rechts und vor ihm ragten Klingen auf, von denen er sein Leben lang gehört hatte, ohne sich Hoffnung zu machen, sie je zu sehen. Langsam ging Rupert durch den schmalen Mittelgang. Schwerter, Beile und Streitkolben füllten die Waffenregale und hingen stolz an den Wänden, das ziselierte Metall und die reich verzierten Lederhüllen dank der Magie des Arsenals makellos erhalten. Unter einem schlichten

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