Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
konnten.“
„Warum nicht du?“
Harald lachte. „Ich war noch nie gern der heldenhafte Typ.“
„Das ist mir aufgefallen“, sagte Julia, stand auf und machte sich auf die Suche nach Rupert.
Rupert lehnte an der verschlossenen Stalltür und wartete ungeduldig auf das Erscheinen der anderen. Es war immer noch kalt auf dem Burghof, und er bedauerte, dass er nicht nach drinnen gegangen war und sich einen dicken Mantel geholt hatte. Er schlug seine Hände zusammen, hauchte die Fingerspitzen an und verschränkte schließlich die Arme vor der Brust. Kalt. Immer kalt in letzter Zeit. Er lugte erwartungsvoll über das Menschengewimmel auf dem Burghof hinweg, aber von den anderen war keine Spur zu sehen. „Ich weiß nicht, warum ich mir immer die Mühe mache, rechtzeitig zu erscheinen“, dachte Rupert bitter. „Kein Mensch außer mir kommt pünktlich.“ Er zog sein Schwert und begann mit ein paar einfachen Manövern, aber die Eiseskälte machte ihn ungeschickt und schwerfällig, und die eingeschränkte Sicht behinderte seine Zielsicherheit. Schließlich gab er auf und schob das Schwert verdrießlich in die Scheide. Ob es ihm passte oder nicht, seine Tage als Schwertkämpfer waren vorbei. M öglicherweise sollte er sich auf die Streitaxt umstellen. Mit einer Streitaxt traf man viel leichter. Er tastete vorsichtig nach dem geschlossenen Lid und fluchte leise vor sich hin. Das Auge war verschwunden, aber es schmerzte noch. Er bewegte den linken Arm und die Schulter und nickte mürrisch. H öchstwahrscheinlich musste er dankbar sein, dass wenigstens einiges wieder in Ordnung gekommen war.
Bei dem Gedanken fiel Rupert Brise wieder ein, und er runzelte die Stirn. Der Stallknecht hatte Brise einen starken Schlaftrunk eingeflößt, um seine Schmerzen ein wenig zu lindern, und Rupert versichert, dass die Wunden letztlich verheilen würden, aber seine Stimme hatte eher skeptisch als überzeugt geklungen. Rupert seufzte entkräftet. Ehe Brise aus seiner Betäubung erwachte, war die Entscheidungsschlacht sicher zu Ende – so oder so.
Er ließ den Blick über den Hof schweifen und lächelte, als er einen Goblin erkannte, der einen Rieseneimer mit kochendem Pech über das Kopfsteinpflaster schleppte. Rupert rief ihm einen Gruß nach, und der Kleine drehte sich überrascht um. Er grinste breit, als er Rupert erkannte, und gesellte sich zu ihm. Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde das Pech überschwappen, als er den schweren Eimer abstellte, und er fluchte ausgiebig. Dann wollte er Rupert die Hand reichen, sah allerdings gerade noch, wie schmutzig sie war, und salutierte zackig.
„Hallo, Prinzchen!“, feixte der kleinste Goblin. „Wie geht ’ s?“
„Den Umständen entsprechend“, antwortete Rupert. „Hast du eine Ahnung, wie es der Goblintruppe in der Schlacht erging? Ich wurde gleich vom Hauptheer abgeschnitten und verlor sie aus den Augen.“
„Sie sind alle tot“, erklärte der Goblin nüchtern. „Jeder Einzelne. Sie gaben ihr Bestes, aber Goblins werden nun mal nicht als Kämpfer oder Helden geboren.“
„Tut mir leid“, sagte Rupert. „Das wusste ich nicht.“
„Unser Anführer starb mit ihnen“, fuhr der kleinste Goblin fort. „Er bestand darauf, seine Männer in die Schlacht zu führen. Er war als Obergoblin nie so richtig glücklich, aber wir hatten keinen Besseren, und er gab sich echt Mühe. Armer Bastard, er kam wohl nie über den Tod seiner Familie während des ersten Dämonenüberfalls hinweg.“
„Wer ist jetzt euer Befehlshaber?“, wollte Rupert wissen.
Der kleinste Goblin grinste breit. „Ich natürlich, wer sonst? Ich habe vielleicht wenig Ahnung von Mut, aber ich verstehe mich auf fiese Tricks und gemeine Fallen. Wenn du mich jetzt entschuldigst, Prinzchen – ich muss den Eimer zu den Wehrgängen bringen, bevor das Pech kalt wird. Warte nur, bis diese Dämonen versuchen, an der äußeren Burgmauer hochzuklettern. Die werden nicht wissen, wie ihnen geschieht.“
Er gluckste boshaft, packte seinen Eimer und eilte weiter über den Hof. Rupert sah ihm nach und dachte dabei an den größten Goblin, den er je gesehen hatte, in eine schlecht sitzende Bronzerüstung gehüllt und mit einer übel stinkenden Zigarre im Mund. Ein Goblin, der sich einst gewünscht hatte, von den Menschen das Vergessen zu lernen, weil sein Volk so viel zu vergessen hatte.
Jemand rief ihn. Rupert schaute auf und sah Julia und den Erzmagier auf sich zukommen.
„Ich habe etwas für dich“, sagte
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