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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Julia gut gelaunt und reichte ihm ein Stück schwarzer Seide. Er drehte das Ding skeptisch in beiden Händen.
    „Was ist das, Julia?“
    „Es ist eine Augenklappe, du Dummkopf. Streif sie über!“
    Rupert gehorchte und rückte die Klappe hin und her, bis sie richtig saß. „Nun? Wie sehe ich aus?“
    Julia hielt den Kopf schräg und betrachtete ihn voller Hochachtung. „Kühn!“, stellte sie fest. „Genau wie die Seeräuber in meinen Kinderbüchern.“
    „Besten Dank“, brummte Rupert. Er warf einen drohenden Blick in die Runde, und der Erzmagier wandte sich rasch den Stallungen zu. Das weitläufige, heruntergekommene Gebäude schien ihm nicht sonderlich zu imponieren.
    „Seid ihr sicher, dass ihr da drin einen Drachen habt?“
    „Er suchte sich den Stall aus“, erklärte Julia, „und ich hatte ausnahmsweise keine Lust, mit ihm zu streiten.“
    „Verstehe.“ Der Erzmagier schüttelte den Kopf. „Wie habt ihr ihn dazu gebracht, euch auf die Burg zu folgen?“
    „Ich rettete ihn vor einer Prinzessin“, sagte Rupert, und Julia nickte feierlich. Der Erzmagier sah sie beide an und beschloss, nicht nachzuhaken. Er wollte es lieber nicht wissen.

    Rupert drehte den Schlüssel und schob die Tür auf.
    Im Innern des alten Holzgebäudes herrschte Finsternis, obwohl hier und da ein Lichtschimmer durch die mit Brettern vernagelten Fenster hereindrang. Rupert nahm eine Fackel aus ihrer Halterung neben der Tür und schlug mit Feuerstein und Stahl Funken. Die jäh auflodernde Flamme drängte das Dunkel zurück, und der Stall nahm vor ihnen Gestalt an.
    In den leeren Boxen sammelten sich die Schatten, und das niedrige Strohdach war gerade noch zu erkennen. Rupert betrat den Mittelgang, gefolgt von Julia und dem Erzmagier.
    Ihre Schritte hallten gedämpft in der Stille wider, und das Licht der Fackel hüpfte und tanzte unentwegt, obwohl sie keinerlei Zugluft spürten. Sie fanden den Drachen ganz hinten im Stall, eingerollt in einem Nest aus schmutzigem Stroh. Seine großen, gefalteten Flügel hoben und senkten sich im trägen Rhythmus seines Atems. Rupert starrte den schlafenden Riesen schweigend an, und eine Woge der Scham erfasste ihn. Der Drache war seinetwegen im Düsterwald verletzt worden. So schwer verletzt, dass er Monate später immer noch völlig entkräftet vor sich hindämmerte.
    So schwer verletzt, dass er vielleicht sterben musste, und sein einziges Bestreben bestand darin, das Geschöpf zu wecken, damit es sich erneut in den Düsterwald und in Lebensgefahr begab. Rupert fühlte sich zerschlagen, schuldbewusst und mehr als verlegen, aber er dachte nicht daran, seinen Plan aufzugeben.
    Der Drache war die einzige Hoffnung des Waldlands.
    Der Erzmagier pfiff leise durch die Zähne, als er sah, wie groß der Drache war, und nickte nachdenklich. „Wie lange liegt er schon so?“
    „Zwei oder drei Monate“, antwortete Julia. „Er hat sich nie richtig von den Verletzungen erholt, die er bei unserer ersten Reise durch den Düsterwald erlitt. Nachdem er hier Quartier bezogen hatte, dämmerte er die meiste Zeit vor sich hin, bis wir ihn schließlich überhaupt nicht mehr wecken konnten.“
    Der Erzmagier runzelte die Stirn. „Seltsam, üblicherweise brauchen Drachen nicht lange zum Regenerieren. Eine Verletzung verheilt oder bringt sie um.“
    Er trat dicht neben den Drachen und strich der Kreatur mit der Hand langsam über den Kopf. Den Riesen umspielte ein fahles Leuchten, das gleich darauf wieder verschwand. Der Drache schlief ungerührt weiter, während der Erzmagier grimmig vor sich hin nickte.
    „Wie ich es mir dachte, er steht seit Monaten unter einem Zauber.“
    „Einem Zauber?“, stieß Rupert hervor. „Heißt das, jemand zwingt ihn zum Schlafen?“
    „Leider ja, und wer immer den Zauber sprach, muss sich hier in der Nähe befinden, sonst wäre die Magie längst erloschen.“
    „Ich kann es nicht glauben“, sagte Julia. „Ich kann es einfach nicht glauben. Noch ein verdammter Verräter? Das kann nicht sein! Darius und seine Verschwörer waren die Einzigen, die einen echten Groll gegen den König hegten. Aber die sind alle tot oder im Exil. Wer sonst käme in Frage?“
    „Weshalb seht Ihr mich an?“ Der Erzmagier hob abwehrend die Hände. „Ich bin waldpolitisch nicht auf dem Laufenden.“
    „Wer immer hinter dieser Geschichte steckt, hat es auf die Krone abgesehen“, sagte Rupert langsam. „Für ein geringeres Ziel würde sich das Wagnis nicht lohnen. Also müssen wir nach jemandem

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