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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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nach.
    „Manchmal“, sagte sie langsam, „ist mir der Mann ein Rätsel.“
    „Mir auch“, pflichtete ihr König John trocken bei. Er rieb sich müde die Augen. Julia sah ihn forschend an.
    „Ihr seht ganz schön fertig aus, John. Wie lief es in der Schlacht für Euch? Seid Ihr verletzt?“
    „Nur ein paar Kratzer und blaue Flecken, meine Liebe – und wie die Schlacht lief? Ich führte meine Leute in den Kampf und brachte einige von ihnen wieder in die Burg zurück. Eine Weile fühlte ich mich fast wie ein König.“ Er musterte mit unbewegter Miene den Berg von Toten, den man in einer Ecke des blutverspritzten Hofes aufgeschichtet hatte, und schüttelte den Kopf. „Das war den Preis nicht wert.“
    „Ihr kamt mit mir nach draußen, um Euren Sohn zu retten. Das war mutig und heldenhaft.“
    „Mut und Heldentum helfen uns nicht weiter“, sagte der König. „Seht Euch um! Mein Heer ist aufgelöst, Dämonen belagern die Burg, und ich habe nicht mal genug Leute, um die Wehrgänge zu besetzen. Zwölf Generationen unseres Geschlechts haben das Waldkönigreich aufgebaut und stark gemacht. Eine Generation reichte aus, um es zu zerstören, ein einziger unfähiger König.“
    „Es war nicht Eure Schuld ...“
    „Nicht? Der König ist das Land, und das Land ist der König. Ich habe als König versagt, und jetzt bezahlt das Land den Preis dafür.“
    „Unsinn“, sagte Julia. „Ihr seid ein Mensch wie jeder andere, und Ihr tatet alles nur Erdenkliche, um diese unmögliche Aufgabe zu bewältigen. An Euch lag es nicht. Der Düsterwald schert sich nicht darum, wie mannbar oder stark Ihr seid. Er ist Teil der Natur, wie ein Erdstoß oder ein Sturm. Ihr dürft nicht hoffen, ihn mit Schwertern, Streitäxten und Truppen zu besiegen.“
    „Was also sollte ich tun? Aufgeben?“
    „Nein“, sagte Julia scharf. „Wir kämpfen weiter, aber anders. Wir haben es mit Waffen und Magie versucht, und beides war vergeblich. Nun bleibt uns nur noch eine Chance. Denkt nach! Was ist das Herz des Düsterwalds, was gibt ihm Sinn und Zweck? Der Dämonenprinz. Vernichtet ihn, und Ihr vernichtet den Düsterwald!“
    „Ich glaube, ich höre nicht recht“, sagte Rupert. „Wir haben Mühe, die Belagerer von der Burg fernzuhalten, und du verlangst, dass wir in den Düsterwald ziehen und uns den Dämonenprinzen höchstpersönlich schnappen! Wir würden keine fünf Minuten überleben.“
    „Wir müssen es versuchen!“, sagte Julia. „Es ist unsere einzige verbleibende Hoffnung.“
    „Warte mal eine Minute“, sagte Rupert. „Ich hasse es, das vorzuschlagen, aber wie wäre es mit einem neuerlichen Teleport? Wenn der Erzmagier diesmal alles richtig macht, könnte er uns geradewegs zum Dämonenprinzen bringen.“
    „Nein“, erklärte der Erzmagier ruhig. „Für einen solchen Zauber reicht meine Magie nicht mehr aus.“
    „Der Drache!“, sagte Rupert. „Er könnte uns über den Düsterwald tragen.“
    Der Erzmagier sah ihn an. „Ihr habt einen Drachen? Hier?“
    „Klar“, sagte Julia. „Er schläft in den Ställen.“
    Der Erzmagier schüttelte den Kopf. „Warum erfahre ich das jetzt erst?“
    „Als ich ihn das letzte Mal besuchte, konnte ich ihn nicht wach kriegen“, berichtete Rupert. „Vielleicht schafft Ihr es ja, Herr Zauberer.“
    „Es wäre einen Versuch wert. Aber vorher muss ich mich aufs Ohr legen.“
    „Nun gut“, entgegnete König John. „Ich schlage vor, wir versuchen alle, ein wenig Kraft zu schöpfen. In einer Stunde treffen wir uns, falls die Dämonen die Burg nicht vorher stürmen.“
    „Du warst schon immer ein elender Pessimist“, knurrte der Erzmagier.

    Der Erzmagier saß auf der untersten Stufe der Treppe, die zum Haupteingang führte, und betrachtete verdrießlich die leere Weinflasche in seiner Hand. Noch vor Stunden hätte der bloße Gedanke an Nachschub gereicht, um ihn mit dem edlen Nass zu versorgen, aber jetzt ... er seufzte und stellte die Flasche so ab, dass er sie nicht sah. Ein mürrisches Lächeln huschte über seine Lippen, als er an das Giftgebräu dachte, das ihm der Diener kredenzt hatte. Wahrscheinlich sollte er die Warnung ernst nehmen und das Weintrinken ganz aufgeben. Im Augenblick war ihm ohnehin eher nach einem Gläschen Branntwein zumute. Er überlegte, ob er die Keller König Johns plündern sollte, entschied sich aber dagegen. Die Dämonen konnten jeden Augenblick den Burgwall erstürmen, und dann musste er bereit sein. Wieder seufzte er, dann gesellte sich jemand zu ihm.

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