Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
fragte er vorwurfsvoll und durchbohrte einen Dämon, der sich zwischen ihn und die Prinzessin schob.
Julia trat lachend neben ihn und schwang ihre Klinge mit wilder Heftigkeit, ohne auch nur eine Sekunde an die eigene Sicherheit zu denken. Der Strom der Dämonen riss nicht ab, während Rupert, Julia und König John sich Schritt für Schritt durch den Korridor des Torhauses zurückzogen. Blut spritzte gegen die Mauern und lief daran entlang zu Boden.
Julia drehte sich kein einziges Mal zum Burgtor um. Sie glaubte zwar nicht, dass die Wachen die Torflügel verrammeln würden, ehe sich König John ins Innere der Burg gerettet hatte, aber falls sie es doch getan hatten, wollte sie es lieber nicht wissen. Sie hatte beschlossen, weiterzukämpfen, solange noch ein Fünkchen Hoffnung bestand. „Es gibt schlimmere Tode, als bei einer Rettungsaktion f ür den Geliebten zu sterben “, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf, und sie merkte, dass sie wie eine Törin grinste, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. „Rupert, mein Freund, wir haben zu viel gemeinsam durchgestanden, als dass ich dich jetzt verlieren will.“
Zauberfeuer erhellte die Nacht, explodierte inmitten der Dämonen und trieb sie auseinander. Blitze zuckten und züngelten über das Mauerwerk des Bergfrieds und versengten die Feinde, die nicht schnell genug die Flucht ergriffen. Rupert drehte sich um und sah eine einsame, hell erleuchtete Figur in dem schmalen Spalt zwischen den fast geschlossenen Torflügeln stehen. Das Licht war so gleißend, dass er sich abwenden musste, doch er spürte ringsum das Pulsieren der Hochmagie und wusste, wer sich hinter dem Glanz verbarg. Julia umklammerte seinen gesunden Arm und schob ihn zum Tor.
„Der Erste Ritter“, flüsterte er mit belegter Stimme.
„Er ist tot, Junge“, sagte der König, der ihn von der anderen Seite zu stützen versuchte. „Wir können ihn nicht einmal beerdigen, weil die Dämonen nichts von ihm übrig ließen.“
Gemeinsam schleppten Julia und König John Rupert zurück zum inneren Tor, während das grelle Zauberfeuer die Dämonenhorde immer wieder zurückwarf. Rußiger Rauch stieg von den toten Angreifern auf, die sich vor dem Torhaus türmten und den Eingang blockierten. Julia und König John zerrten Rupert durch den schmalen Spalt in den Burghof. Die leuchtende Gestalt folgte ihnen, und mit einem lauten Dröhnen schloss sich das schwere Eichentor. Harald und die Bewaffneten schoben die Eisenriegel vor und errichteten in aller Eile Barrikaden.
Rupert brach an der Ostmauer zusammen, und Julia hatte nicht mehr die Kraft, ihn zu halten. Er blieb bewegungslos auf dem Kopfsteinpflaster liegen. Blut floss aus seinen Wunden und sammelte sich in einer Pfütze, die immer größer wurde. Julia kniete nieder, bettete seinen Kopf in ihren Schoß und ließ ihren Tränen freien Lauf. Der König saß in ihrer Nähe, den Rücken an die Mauer gepresst, und ließ den Kopf sinken. Felsbrecher lag neben ihm. Die helle Gestalt kam langsam auf sie zu, und als ihr Leuchten erlosch, erkannten sie den Erzmagier. Seine Züge waren von Schwäche gezeichnet, sein Haar war vollkommen grau.
Draußen hämmerten die Dämonen gegen die Eichenbohlen, bis sie wie eine riesengroße, unirdische Kesselpauke dröhnten.
9
In den Düsterwald
R upert lag im Burghof auf dem Rücken und fragte, wer da weinte. Die tränenerstickte Stimme, die seinen Namen rief, kam ihm bekannt vor, aber er konnte sie nicht zuordnen. Er wollte die Frau, wer immer sie war, trösten, aber er fand keine Worte, und nach einer Weile ließ das Weinen nach. Rupert wusste, er lag auf dem Burghof; das verriet ihm das Kopfsteinpflaster, das ihm hart ins Kreuz drückte. Aber alles andere war undeutlich und weit weg. Er hatte kaum Schmerzen, und einen Augenblick lang beunruhigte ihn das, aber nur einen Augenblick lang. Er hatte Blut im Gesicht und in den Augen, und als er es wegwischen wollte, gehorchten ihm seine Arme nicht. Jemand zerrte an seinem Brustpanzer, und die Stimme rief wieder seinen Namen, aber er schwieg. Es erschien ihm nicht wichtig, und er war müde, so schrecklich müde.
Julia bemühte sich, die Reste von Ruperts Brustpanzer abzustreifen, damit sie seine Verletzungen untersuchen konnte, aber die Schnallen waren glitschig von Blut, und sie war so erschöpft, dass sie alles verschwommen sah. Verbissen kämpfte sie gegen die Schnallen an und fluchte über ihre ungeschickten Finger. Rupert hatte sich nicht bewegt, seit er
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