Das Reich der Traeume
tue, wozu ich hergekommen bin. Dein Tod ist mein Tod. Aber eines weià ich â ich verspreche dir, dir das Leben wiederzugeben. Ich werde dich in diese Welt zurückholen oder selbst sterben. Niemand wird mich daran hindern können. Ich schwöre es dir bei meinem Leben und meiner Liebe.«
Arquimaes, der seinen Schüler von Weitem beobachtete, hinter einem Karren verborgen, wusste nur zu gut, was in ihm vorging. Er wusste, dass Arturo den gröÃten Kummer durchlitt, den ein Mensch fühlen kann. Die Leidenschaft, die alle Liebenden verzehrt, hatte seinen jungen Schüler gepackt.
Arturo hatte zwei Schlachten an einem Tag verloren, und das zwang ihn, sich noch stärker an das Leben zu klammern und seinen groÃen Kummer zu überwinden. Nun hieà es abzuwarten, ob Arturo Adragón sich von seinem Leid erholen würde oder ob er sich in einen lebenden Toten verwandelte, in einen besiegten Menschen.
Arquimaes ging zu Ãmedis Zelt, trat wortlos ein und setzte sich neben die Königin.
»Habt Ihr Arturo gesehen?«, fragte sie.
»Ja, und ich bin beunruhigt. Sehr beunruhigt.«
»Glaubt Ihr, er wird sich erholen?«
»Das muss er! Unser Leben hängt von ihm ab«, antwortete der Alchemist.
»Weià er das? Weià er, dass unsere Zukunft von ihm abhängt?«
»Nein, Herrin, er weià es nicht. Ich habe ihm nichts davon gesagt.«
»Ihr müsst es ihm sagen.«
»Nein. Ich werde warten, bis er wieder er selbst ist. Ich muss wissen, ob er stark genug ist, sein Schicksal anzunehmen. Auf ihn wartet eine wichtige Aufgabe. Wenn er nicht die nötige Kraft hat, ist es besser, wir erfahren es jetzt.«
»Alexias Tod hat eine groÃe Leere in ihm hinterlassen. Was, glaubt Ihr, wird er tun?«
»Ich nehme an, dass er versuchen wird, sie ins Leben zurückzuholen. Das wünscht sich jeder Mann, der eine Frau verliert, die er geliebt hat. Ich bin sicher, dass er sie auferstehen lassen will.«
»So wie Ihr es mit mir gemacht habt?«
Arquimaes sah sie unendlich zärtlich an. Dann ergriff er ihre Hand und küsste sie.
»Ja, genauso wie ich es mit Euch gemacht habe.«
***
Arturo fuhr aus dem Schlaf hoch. Der Tag war angebrochen, und die Emedianer fingen an, das Lager abzubauen. Das Wiehern der Pferde, die Geräusche der Fuhrwerke, die Schreie und Befehle und die Trompeten hatten Arturo aus seinen Träumen geweckt. Er blieb noch eine Weile auf seinem Lager sitzen, und da es ihm nicht gelang, richtig wach zu werden, murmelte er ein paar Worte vor sich hin, um sich zurechtzufinden:
» Ich heiÃe Arturo Adragón. Ich bin ein arquimianischer Ritter und Kommandant der Schwarzen Armee, die von Demónicus besiegt wurde. Mein Meister heiÃt Arquimaes. Ich habe Alexia getötet. Ich habe seltsame Träume, in denen ich in einer fernen Welt lebe, die ich nie gesehen habe und aus der ich zu fliehen versuche; doch es gelingt mir nicht, und mit jedem Tag fühle ich mich mehr mit ihr verbunden.«
Dann rief er seinen treuen Knappen herbei und bat ihn, heiÃes Wasser zu bringen und ihm behilflich zu sein. Er habe etwas Besonderes vor.
»Was soll ich machen?«, fragte CrispÃn, als er mit heiÃem Wasser zurückkam. »Bist du vielleicht verletzt? Soll ich deine Wunde auswaschen?«
»Ja, ich bin verletzt, aber die Wunde ist zu tief, als dass man sie heilen könnte«, antwortete Arturo und setzte sich auf seinen Sattel, der auf einem Felsen lag. »Nimm dein Messer und rasiere mir den Schädel.«
»Was? Ich soll dir den Schädel rasieren?«
»Ja, vollkommen kahl. Ich möchte auf meinem Kopf kein einziges Haar mehr sehen. So lange, bis mein Leben aufhört, eine Hölle zu sein. Du wirst mich jeden Abend rasieren, bis ich mein Versprechen einlöse.«
CrispÃn stellte den Topf mit dem heiÃen Wasser auf den Boden und machte sich daran, den Befehl seines Herrn auszuführen.
Eine Stunde später, als die Karawane aufbrach, war Arturos Schädel kahl geschoren, und jeder, der ihn sah, begriff, dass soeben ein neuer, zu allem bereiter Mensch geboren worden war.
»Ich werde dir helfen, dein Ziel zu erreichen«, sagte Arquimaes, der neben ihm ritt. »Gemeinsam wird es uns gelingen, dich dem Leben wiederzugeben.«
XXII
Arturos Tod
I ch trete durch die bogenförmige Tür, die mich von der wirklichen Welt trennt, und stehe in einer riesigen Felsenhöhle, wie ich sie schon so
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