Das Reich der Traeume
zuversichtlicher als vorher.
»Ich werd mal nach Hinkebein sehen, heute Morgen gingâs ihm ziemlich dreckig. Kommst du mit?«
»Ich weià nicht, vielleicht willst du lieber diese Alexia mitnehmen. Sie ist doch eine Hexe und kann ihn sicher heilen.«
»Bitte, Metáfora, sei nicht sauer«, beschwichtige ich sie. »Ich schwörâs dir, ich hab nur vergessen, es dir zu erzählen.«
»Mal sehen, was du sonst noch alles vergessen hast! Mir scheint, du hast viele Geheimnisse vor mir. Gibt es noch mehr Mädchen, von denen du mir nichts erzählt hast?«
»Nein, nein, wirklich nicht. Alexia ist mir völlig egal, ehrlich â¦Â«
»Das werden wir ja sehen. Na los, gehen wir!«
»Du kommst also mit zu Hinkebein?«
»Klar komme ich mit. Er kann ja nichts dafür, dass du so bist ⦠War das mit dem Ãberfall wirklich so schlimm? Was ist denn genau passiert?«
»Das Schlimme daran ist, dass es sich um eine Bande handelt, die unser Viertel terrorisiert. Hinkebein war furchtbar sauer. Ich glaube, in diesem Zustand ist er zu allem fähig.«
»Ich komme mit. Ich will wissen, was da los ist.«
Vom Bürgersteig auf der anderen StraÃenseite aus sehen wir Hinkebein an derselben Stelle kauern, an der ich ihn heute Morgen zurückgelassen habe. Da ich ihn so gut kenne, sehe ich sofort, dass er geladen ist.
»Er hat schlechte Laune«, warne ich Metáfora. »Wir dürfen ihn nicht noch mehr reizen. Er wird schnell sauer. Und wenn er sauer wird, hält man sich besser von ihm fern.«
Als er uns sieht, versucht er zu lächeln, aber es gelingt ihm nicht besonders gut.
»Hey, Hinkebein, gehtâs dir besser?«
»Nein. Ich bin mies drauf. Kann einfach nichts dagegen machen. Wenn mir jemand dumm kommt, bring ich ihn um.«
»Immer mit der Ruhe«, beschwichtigt ihn Metáfora. »Wir sind gekommen, um dich ein wenig zu trösten. Arturo hat mir schon erzählt, was passiert ist.«
»Es wird immer schlimmer. Mehr und mehr Gewalt im Viertel. Irgendwann hab ich die Schnauze voll und dann können die sich warm anziehen. Sehr warm, das könnt ihr mir glauben.«
»Okay, okay, entspann dich, mein Freund«, versuche ich ihn zu beruhigen. »Jetzt musst du dich erst mal von dem Schreck erholen.«
»Passt auf in der Stiftung«, warnt er uns. »Die haben euch im Visier. Hier im Viertel gehen merkwürdige Sachen vor sich. Wenn man auf der StraÃe lebt, kriegt man ne Menge mit.«
»Was für Sachen? Wovon redest du? Wer hat uns im Visier?«
»In den letzten Tagen hat sich hier was zusammengebraut. Die haben was mit euch vor, ich sagâs euch!«
Seine Worte beunruhigen mich. Es gehen in der Tat komische Dinge vor sich: Mein Vater, der mitten in der Nacht wie ein Gespenst durchs Haus schleicht, Drohungen, die auf die Mauern der Stiftung geschmiert werden â¦
»Hör mal, Hinkebein ⦠Wir sollten unter vier Augen darüber reden«, schlage ich ihm vor. »Am Wochenende, wenn weniger Leute unterwegs sind â¦Â«
»Ich hab dir interessante Dinge zu erzählen, wirst schon sehen. Ich weià alles â¦Â«
»Ãbrigens, sag mal, ich hab gesehen, dass hier in der Gegend zurzeit viele Baustellen sind«, sage ich. »WeiÃt du was darüber?«
»Archäologen! Sie machen Ausgrabungen. Es soll hier unter der Erde viele historische Ruinen geben. Sogar aus der Römerzeit, sagen sie.«
»Und warum wollen sie die ausgraben?«
»Um den Tourismus anzukurbeln! In letzter Zeit entdecken immer mehr Städte ihre Ãberreste aus der Antike. Sie renovieren ihre historischen Viertel und das lockt jede Menge Touristen an. Dazu kommen dann noch richtige Schätze, die sich unter der Erde befinden, klar. Manchmal finden sie sogar Gold, richtige Vermögen.«
»So viele antike Ruinen gibt es in Férenix?«, fragt Metáfora. »Ist die Stadt denn so alt?«
»Sie ist eine der ältesten Städte Spaniens, Mädchen«, antwortet Hinkebein etwas beleidigt. »Hier stolperst du alle paar Meter über ein Stück Geschichte. Der Untergrund ist voll von antiken Bauten. Niemand weià genau, was hier drunter ist, aber ich sag dir, da warten noch jede Menge Ãberraschungen. Deswegen können sie übrigens auch die U-Bahn nicht bauen.«
»Woher weiÃt du das? Wieso kennst du dich so gut mit Ausgrabungen und Geschichte aus?«, fragt
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