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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Weisheit der geeinten Stimme unseres Volkes zu halten, die uns Erleuchtung und tausendjährigen Frieden gebracht habe. Man versuchte mir weiszumachen, daß ich die Vorfälle mit meiner begrenzten Sichtweise betrachtete, statt auf das größere Urteilsvermögen der Gruppe zu vertrauen.
    Anschließend begab ich mich in eine unserer großen Städte und berichtete dort, die Sperre am Paß sei zerstört worden, die Truppen der Imperialen Ordnung seien im Begriff, in unser Land einzufallen, und daß etwas getan werden müsse. Ich flehte sie an, mir Gehör zu schenken und zu überlegen, was wir zum Schutz unseres Volkes unternehmen könnten.
    Mein unbedachtes, bestimmtes Auftreten hatte zur Folge, daß mich die Versammlung der Sprecher zu ihrem Weisen brachte, damit ich dort seinen Rat einholen könne. Es gilt als große Ehre, einen Ratschlag des Weisen zu erhalten. Der Weise erklärte mir, um der Gewalt ein Ende zu bereiten, müsse ich denen, die meinem Volk diese Greuel angetan hatten, vergeben.
    Der Zorn und die Feindseligkeit, die die Soldaten der Imperialen Ordnung an den Tag legten, sei nur Ausdruck ihrer inneren Zerrissenheit, eine Art Hilferuf, weswegen man ihnen mit Mitgefühl und Verständnis begegnen müsse. Diese klaren Worte, wie sie nur aus dem Munde eines Weisen kommen konnten, hätten mich mit Demut erfüllen sollen, doch statt dessen ließ ich mich von dem Wunsch leiten, Marilee und all die anderen aus der Gewalt dieser Männer zu befreien, und forderte die Sprecher auf, mir dabei zu helfen.
    Darauf erwiderte der Weise, Marilee werde auch ohne mich ihr Glück finden, und daß ich mich der Selbstsucht schuldig machte, wenn ich sie für mich allein beanspruchte. Die anderen, fuhr er fort, habe das Schicksal ereilt, und diesem Forderungen zu stellen, stünde mir nicht zu.
    Ich versicherte den Sprechern und dem Weisen, die Soldaten der Imperialen Ordnung hätten sich nicht an die von Luchan für die Auslieferung Marilees getroffene Abmachung gehalten. Darauf erwiderte der Weise, Marilee habe recht gehandelt, im Frieden zu diesen Soldaten zu gehen, denn dadurch sei der Kreislauf der Gewalt durchbrochen worden. Ich dagegen würde mich des Eigennutzes und der Sünde schuldig machen, wenn ich mein persönliches Anliegen wichtiger nähme als den Frieden, für den sie sich selbstlos geopfert habe, und daß mein Benehmen gegenüber diesen Männern ihre Verärgerung vermutlich erst provoziert habe.
    Darauf erklärte ich dem Weisen vor allen anderen Sprechern, ich hatte keineswegs die Absicht, diesen Männern zu verzeihen oder sie mit offenen Armen aufzunehmen, sondern wolle sie aus unserem Leben jagen. Und so wurde ich öffentlich bloßgestellt.«
    Richard reichte Owen einen Becher Wasser, sagte aber noch immer nichts. Owen nippte daran, ohne auch nur hinzusehen.
    »Schließlich trug die Versammlung der Sprecher mir auf, in meinen Heimatort zurückzukehren und den Rat meiner dortigen Mitbürger zu suchen, um wieder zu unseren Sitten und Gebräuchen zurückzufinden. Dies tat ich, fest entschlossen, mich auszusöhnen, mußte jedoch feststellen, daß mittlerweile alles noch viel schlimmer geworden war.
    Denn in der Zwischenzeit war die Imperiale Ordnung zurückgekommen und hatte sämtliche Nahrungsmittel und Waren, die sie begehrten, aus der Stadt geschafft. Wir hätten ihnen, was immer sie verlangten, ja gerne freiwillig überlassen, doch sie haben nicht einmal gefragt, sondern sich einfach nur bedient. Zudem waren mittlerweile weitere männliche Ortsbewohner verschleppt worden - ein paar Knaben sowie einige der jüngeren, kräftigeren Männer. Andere, die die Soldaten der Imperialen Ordnung durch irgend etwas in ihrer Ehre gekränkt hatten, hatte man getötet.
    Leute, die ich kannte, starrten leeren Blicks auf die Blutlachen, wo unsere Freunde umgekommen waren. An manchen dieser Stellen kamen die Ortsbewohner zusammen, um das Blut mit Erinnerungsstücken an die Verstorbenen zu bedecken. Diese Orte waren zu heiligen Gedenkstätten geworden, wo die Leute niederknieten, um zu beten.
    Überall hörte man Kinder weinen. Es gab niemanden mehr der noch bereit gewesen wäre, mir einen Rat zu geben.
    Alle hatten sich zitternd hinter ihren Haustüren verbarrikadiert, aber sobald die Soldaten der Imperialen Ordnung anklopften, schlugen sie die Augen nieder und öffneten, um sie nicht noch zusätzlich zu kränken.
    Ich hielt es nicht länger in unserem Ort aus und floh hinaus aufs Land, obwohl ich schrecklich Angst hatte, dort ganz

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