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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Kopf zur Seite und spie aus, ehe er antwortete, das wisse er nicht - er habe sie nie danach gefragt. Ich war sehr besorgt und fragte, ob sie mit ihm über unser friedfertiges Wesen gesprochen und ihm versichert habe, daß wir ihm und seinen Männern gegenüber keine bösen Absichten verfolgten. Er erwiderte nur, wenn er mit Frauen zusammen sei, interessiere er sich nicht für ihr Geschwätz.
    Dabei zwinkerte er mir zu. Ich hatte noch nie jemanden auf diese Weise zwinkern sehen, trotzdem wußte ich sofort, was er mir damit zu verstehen geben wollte.
    Ich hatte große Angst um Marilee, ermahnte mich aber, daß nichts wirklich sei und daß ich allein vom Hörensagen nicht wirklich etwas wissen könne. Ich hatte doch nur diesen einen Mann seine Sicht der Dinge darstellen hören und war mir darüber im Klaren, daß ich stets nur einen Teil der Wirklichkeit mit meinen Sinnen aufzunehmen imstande war. Mit Augen und Ohren allein war die Wirklichkeit für mich nicht schlüssig zu erkennen.
    Dann verlangte Luchan, ich solle die Stadttore öffnen, da sie andernfalls annehmen müßten, wir verhielten uns ihnen gegenüber feindselig. Wenn wir seiner Aufforderung nicht Folge leisteten, setzte er noch hinzu, werde dies einen Kreislauf der Gewalt auslösen.
    Ich lief zurück und wiederholte seine Äußerungen vor den um mich versammelten Ortsbewohnern. Sofort sprachen meine Leute mit vereinter Stimme und erklärten, wir müßten die Tore öffnen und die Soldaten in die Stadt hineinbitten, als Beweis, daß wir ihnen gegenüber keinerlei Feindschaft oder Vorurteile hegten.
    So kam es, daß die Soldaten der Imperialen Ordnung durch die Tore, die wir sperrangelweit für sie aufgelassen hatten, in die Stadt strömten und sich fast alle Frauen, angefangen bei den jungen Mädchen, bis zu den alten Weibern, griffen. Ich stand bei den übrigen Männern und flehte sie an, unsere Frauen und uns in Frieden zu lassen, rief, wir hätten ihren Forderungen, zum Beweis, daß wir ihnen kein Übel wollten, doch zugestimmt, aber es nützte nichts. Sie hörten uns nicht einmal an.
    Schließlich beschwerte ich mich bei Luchan, ich hatte ihm Marilee als seine Bedingung für den Frieden überlassen, und verlangte, er und seine Männer müßten sich an ihre eigenen Abmachungen halten. Darauf lachten Luchan und seine Männer nur.
    Ich vermag nicht zu entscheiden, ob das, was ich daraufhin sah, wirklich war oder nicht. Was Wirklichkeit ist, liegt im Reich des Schicksals; wir, hier an diesem Ort, den wir als die Welt zu kennen glauben, können sie unmöglich in ihrer ganzen Wahrhaftigkeit erfassen. An jenem Tag brach das Schicksal über mein Volk herein; ein Schicksal, auf das wir keinerlei Einfluß hatten. Wir wissen nur, daß es zwecklos ist, gegen das Schicksal anzukämpfen, denn es ist bereits durch die wahre Wirklichkeit, die wir nicht zu erkennen vermögen, vorherbestimmt.
    Unsere Frauen wurden verschleppt - vor meinen Augen. Tatenlos mußte ich zusehen, wie sie unsere Namen schrien und die Hände nach uns ausstreckten, während die hünenhaften Soldaten unsere Frauen mit ihren kräftigen Armen gepackt hielten und sie von uns fortschleiften. Noch nie hatte ich Menschen so schreien hören wie an jenem Tag.«
    Die tief hängende Wolkendecke sah aus, als wollte sie jeden Augenblick die Wipfel der Bäume streifen. In der bedrückenden Stille hörte Kahlan irgendwo zwischen den Föhren einen Vogel singen. Owen war weit weg, allein in der einsamen Welt seiner grauenhaften Erinnerungen. Richard stand da, die Arme vor der Brust verschränkt, und betrachtete ihn, sagte aber nichts.
    Schließlich fuhr Owen fort. »Anschließend begab ich mich in andere Ortschaften. In einigen war mir die Imperiale Ordnung bereits zuvorgekommen und hatte dort mehr oder weniger das Gleiche angerichtet wie in meinem Heimatort: Sie hatten die Frauen verschleppt. Andernorts hatten sie sogar Männer mitgenommen.
    Wieder andere Orte, die ich aufsuchte, waren bis zu diesem Zeitpunkt von der Imperialen Ordnung verschont geblieben. Als Sprecher meines Ortes berichtete ich den Menschen dort, was meinem Heimatort widerfahren war, und drängte sie, entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Doch sie reagierten nur erbost und erklärten mir, es sei falsch, Widerstand zu leisten, denn Widerstand bedeute, der Gewalt Tür und Tor zu öffnen, bis man nicht mehr besser sei als diese Barbaren. Sie bedrängten mich, von meiner unverblümten Sichtweise Abstand zu nehmen und mich statt dessen an die

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