Das Reich des dunklen Herrschers - 8
gedankenverloren in die Ferne. Fast schien es, als hatte er vergessen, daß er zu sprechen aufgehört hatte.
»Es wurde also eine glanzvolle Hochzeit?«, drängte Richard ihn nach einer Weile.
Owens Blick war noch immer in die Ferne gerichtet. »Dann kamen die Soldaten der Imperialen Ordnung. In diesem Moment begriffen wir zum ersten Mal, daß die Sperre, die unser Volk vom Anbeginn der Zeit beschützt hatte, versagt haben mußte. Die Barriere, die uns behütet hatte, existierte nicht mehr. Unser Reich war den Barbaren schutzlos ausgeliefert.«
Kahlan wußte, daß sie durch ihr Tun den Fall der Grenze ausgelöst hatte, was diese Menschen ihres Schutzes beraubt hatte. Sie hatte damals keine andere Wahl gehabt, aber das machte es für sie nicht eben leichter, sich seine Geschichte anzuhören.
»Sie kamen in unseren Ort, wo ich mittlerweile Sprecher war. Unser Ort ist, wie andere auch, auf allen Seiten von einem Schutzwall umgeben. Die Menschen, von denen wir unseren Namen, Bandakar, haben, hatten einst auf dieser Bauweise der Ortschaften bestanden, und das war klug von ihnen, denn diese Wälle schützen uns vor den Tieren des Waldes und geben uns Sicherheit, ohne daß wir diesen Kreaturen ein Leid antun müßten.
Die Soldaten der Imperialen Ordnung schlugen unmittelbar außerhalb unseres Schutzwalls ihr Lager auf. Im Ort selbst hätte es im Grunde auch gar nicht genug Platz für sie gegeben - wir verfügen gar nicht über die nötigen Unterkünfte für so viele Menschen, da wir nie so viele Besucher aus anderen Ortschaften bei uns zu Gast haben. Schlimmer aber war, daß mir überhaupt nicht wohl dabei war, Männer von diesem Äußeren mit uns zusammen unter einem Dach nächtigen zu lassen. Natürlich war es falsch, diese Ängste zu haben; das Unvermögen lag allein bei mir und nicht bei ihnen, ich weiß, trotzdem vermochte ich dieses Unbehagen nicht abzulegen.
Als Sprecher meines Ortes ging ich mit Speisen und Geschenken beladen hinaus zu ihrem Lager - erfüllt vom Gefühl meines eigenen Unvermögens, weil ich mich doch vor ihnen fürchtete. Diese Soldaten waren wahre Hünen, manche hatten langes dunkles Haar, fettig und verfilzt, einige hatten sich den Schädel kahl geschoren, nicht wenige trugen völlig verdreckte, ungepflegte Bärte - nicht einer hatte, wie bei uns üblich, sonniggoldenes Haar. Der Anblick ihrer Kleidung aus Tierhäuten, Lederplatten, Ketten und Metall sowie aus mit Dornen versehenen Riemen war ein Schock. An ihren Gürteln trugen sie brutal aussehende Werkzeuge, wie ich sie mir mein Lebtag nicht vorzustellen vermocht hatte, die jedoch, wie ich später erfuhr, Waffen waren.
Ich erklärte diesen Fremdlingen, sie seien herzlich dazu aufgefordert, unser Hab und Gut mit uns zu teilen, und daß wir sie höflich und mit Respekt behandeln würden. Dann lud ich sie ein, sich zu uns zu setzen und sich mit uns auszutauschen.«
Alle warteten schweigend; niemand wollte Owen unterbrechen.
»Aber die Soldaten der Imperialen Ordnung dachten gar nicht daran, sich zu uns zu setzen; offenbar hatten sie auch nicht vor, sich mit uns auszutauschen. Obwohl ich zu ihnen gesprochen hatte, führten sie sich auf, als sei ich ihrer Beachtung gar nicht wert; statt dessen musterten sie mich feixend, so als hatten sie die Absicht, mich zu verspeisen.
Ich versuchte, ihnen ihre Ängste zu nehmen, schließlich ist es doch stets die Angst vor dem Fremden, die zu Feindseligkeiten führt. Ich versicherte den Soldaten, wir seien friedliche Menschen, die ihnen nichts Böses wollten, und daß wir alles in unserer Macht stehende tun würden, um sie bei uns aufzunehmen.
Dann wandte sich der Mann, der offenbar ihr Sprecher war und sich ihr Kommandant nannte, an mich. Er teilte mir mit, seine Name sei Luchan. Er war in den Schultern doppelt so breit wie ich, dabei keineswegs größer. Dieser Luchan behauptete nun, mir nicht zu glauben. Ich war schockiert, als ich das hörte. Er behauptete, er glaube, mein Volk wolle ihm Böses, und beschuldigte uns, seine Soldaten umbringen zu wollen. Ich war erschüttert, daß er so über uns dachte, insbesondere, nachdem ich ihm soeben erklärt hatte, er und seine Männer seien herzlich bei uns willkommen. Ich war entsetzt zu hören, ich hätte ihm durch mein Verhalten zu verstehen gegeben, wir seien eine Bedrohung für ihn und seine Männer, und versicherte ihm von neuem, es sei unsere erklärte Absicht, uns ihnen gegenüber friedlich zu verhalten.
Da lächelte mich Luchan an - mit einem so
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