Das Reich des dunklen Herrschers - 8
zerstört wurden. Es gab mitten in ihrem Lager eine gewaltige Explosion.«
»Etwa so wie jene damals in Aydindril, der so viele von ihnen zum Opfer gefallen sind?«
»Das nicht, trotzdem hat sie enorme Zerstörungen verursacht und auch einige Personen von Rang getötet - ich glaube, sogar einige der Schwestern in Jagangs Truppen.«
Verna hätte nie geglaubt, sie würde sich jemals über den Tod einiger Schwestern des Lichts freuen. Aber diese Frauen befanden sich in der Gewalt des Traumwandlers und waren, als man ihnen die Freiheit anbot, zu verängstigt gewesen, um sich ihren Rettern anzuvertrauen. Plötzlich kam ihr ein Gedanke; sie packte Adies Gewand. »Ware es möglich, daß Zedds Bann auch Jagang getötet hat?«
Adie blickte mit ihren vollkommen weißen Augen den Dobbin-Paß hinauf zum Lager der Imperialen Ordnung. »Ich wünschte, ich hätte erfreulichere Neuigkeiten für Euch, Prälatin, aber als wir bereits auf dein Weg aus dem Lager waren, erzählte mir Captain Zimmer, unmittelbar vor unserer Rettung sei es einem gedungenen Meuchler gelungen, bis in den Kommandobereich des Feldlagers vorzudringen.«
»Ein gedungener Mörder? Wer kann das gewesen sein? Woher kam er?«
»Das weiß keiner von uns. Äußerlich war er den anderen Soldaten aus der Alten Welt sehr ähnlich. Offenbar wurde der Eindringling von der unbedingten Entschlossenheit getrieben, sich bis zu Jagang durchzuschlagen und ihn umzubringen. Irgendwie muß es ihm gelungen sein, den inneren Verteidigungsring zu überwinden, einige Soldaten zu töten und die Uniform eines Elitesoldaten zu erbeuten, um sich auf diese Weise bei Jagang einzuschleichen. Doch dann fiel den Wachtposten auf, daß er nicht zu ihnen gehörte, und sie hackten ihn in Stücke, ehe er auch nur in die Nähe Jagangs gelangen konnte.
Unmittelbar darauf verließ Jagang den Kommandobereich, bis seine Leute den Verteidigungsring überprüft und sich vergewissert hatten, daß keine weiteren Meuchler eingedrungen waren. Dabei wurde er zu seinem persönlichen Schutz von einer größeren Gruppe Schwestern begleitet. Ungefähr um diese Zeit zündete Zedd den Sonnenuntergangsbann. Da wußten wir noch nicht, daß Jagang den Kommandobereich verlassen hatte, aber es hätte ohnehin keinen Unterschied ausgemacht, denn Zedd hatte den Bann im dem Moment scharf machen müssen, als er ihm vorgelegt wurde. Ausgelöst wurde er dann später durch den Sonnenuntergang.«
Verna nickte. Einen Augenblick lang hatte sie gehofft …
»Immerhin seid Ihr und Zedd entkommen, und das ist es, was jetzt erst einmal zahlt. Dem Schöpfer sei Dank.«
Die Grillen im Wald setzten ihr unablässiges Zirpen in unverminderter Stärke fort. Das Leben schien plötzlich wieder ein wenig freundlicher, ihre Situation etwas weniger hoffnungslos.
Sie seufzte. »Nun, wenigstens hoffe ich, der Schöpfer hilft Zedd und Rikka, die Burg der Zauberer zurückzuerobern.«
»Zedd ist auf die Hilfe des Schöpfers nicht angewiesen«, erwiderte Adie. »Dafür haben wir von ganz anderer Seite Hilfe bekommen; Chase ist ein alter Freund von Zedd, mir und Richard. Wer immer die Burg besetzt haben mag, Chase wird dafür sorgen, daß sie den Schöpfer um Hilfe anflehen.«
»Demnach können wir dem Tag, da die Burg wieder in unsere Hände fällt und Jagang endgültig jede Hilfe beim Durchbruch des Passes nach D’Hara verwehrt wird, also mit einiger Zuversicht entgegensehen.«
Verna gab ein Zeichen mit ihrem Arm, worauf die vier Paare, die an der Rückseite des Wagens standen, zögernden Schritts mit ihren Kindern näher kamen.
»Willkommen in D’Hara«, begrüßte sie Verna. »Hier seid Ihr in Sicherheit.«
»Vielen Dank, daß Ihr uns bei der Flucht aus dem Lager geholfen habt«, sagte einer der Männer mit einer höflichen Verbeugung zu Adie. »Jetzt schäme ich mich, was für schreckliche Dinge ich über Euch gedacht habe.«
Adie lächelte amüsiert, während sie seine Schulter mit ihren dürren Fingern drückte. »Mag sein. Aber das kann ich Euch nicht vorwerfen.«
Das Mädchen, das schon beim letzten Mal die Nachricht überbracht hatte, zupfte an Vernas Kleid. »Das sind meine Eltern. Ich hab ihnen erzählt, wie nett du zu mir warst.«
Verna ging in die Hocke und nahm das Mädchen in die Arme. »Willkommen, Kleines. Herzlich willkommen.«
55
Aus einem unerfindlichen Grund war Richard nicht minder angespannt als seine Bogensehne. Deutlich spürte er, daß etwas nicht stimmte, ohne jedoch zu wissen, was. Man hätte glauben
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