Das Reich des dunklen Herrschers - 8
eine Nachricht von den Guten Seelen aus der anderen Welt, die Richard mitteilen wollen, er soll das Kämpfen uns überlassen. Täte er es, müßte er sich auch keine Gedanken über Ausgewogenheit machen - oder darüber, was er essen darf und was nicht. Wenn er sich nicht ständig in Lebensgefahr brächte, wäre seine Ausgewogenheit in prächtigem Zustand, und er könnte eine ganze Ziege verspeisen.«
Jennsen zog erschrocken die Brauen hoch.
»Ihr wißt schon, was ich meine«, brummte Cara.
Tom beugte sich vor. »Vielleicht hat Herrin Cara ja Recht, Lord Rahl. Ihr verfügt über Personen, die Euch beschützen; vielleicht solltet Ihr ihnen diese Arbeit überlassen, damit Ihr Euch voll und ganz auf Eure Aufgabe als Lord Rahl konzentrieren könnt.«
Richard schloß die Augen und rieb sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. »Wenn ich jedes Mal darauf warten müßte, daß Cara mich rettet, würde ich vermutlich längst kopflos durch die Weltgeschichte laufen.«
Als sie den Anflug eines Lächelns bei ihm bemerkte, verdrehte Cara die Augen und machte sich wieder über ihre Wurst her.
»Mein Großvater Zedd besitzt ebenfalls die Gabe«, erklärte Richard dann und lehnte sich zurück. »Er wollte mich fernab aller Magie großziehen - ganz so wie Jennsen -, an einem verborgenen Ort, wo Darken Rahl meiner nicht habhaft werden konnte. Deswegen wollte er auch, daß ich in Westland aufwuchs, jenseits der Grenze, hinter der es Magie gab.«
»Und Euer Großvater - immerhin ein Zauberer - hat sich niemals anmerken lassen, daß er die Gabe besitzt?«, fragte Friedrich.
»Nein, nicht, bis Kahlan nach Westland kam. Im Nachhinein sehe ich jetzt, daß eine ganze Reihe von Kleinigkeiten darauf hindeuteten, daß er mehr war, als er zu sein vorgab, aber damals war ich vollkommen ahnungslos. In meinen Augen war er damals nur insofern ein Zauberer, als er praktisch alles über unsere Welt zu wissen schien. Und diese Welt erschloß er mir, indem er in mir den steten Wunsch weckte, alles über sie zu erfahren. Aber diese Art Magie hatte mit der Gabe nichts zu tun - er hat mir einfach das Leben gezeigt.«
»Dann ist es also tatsächlich wahr«, sagte Friedrich, »daß Westland eine Art magiefreies Reservat bleiben sollte.«
Richard mußte lächeln, als der Name seiner Heimat Westland fiel. »Ja, das stimmt. Ich bin in den Wäldern Kernlands aufgewachsen, ganz in der Nähe der Grenze, und habe nichts Magisches gesehen. Außer vielleicht Chase.«
»Chase?«, fragte Tom.
»Ein Freund von mir - ein Grenzposten. Er hat etwa Eure Größe, Tom. Während Ihr in Diensten des Lord Rahl steht, um ihn zu beschützen, hatte Chase sich um das Grenzgebiet zu kümmern, oder besser, er hatte dafür zu sorgen, daß niemand sich dorthin verirrte. Mir hat er erzählt, es sei seine Aufgabe, das Grenzgebiet von Beutewesen - Menschen - freizuhalten, sodaß die Kreaturen, die gelegentlich aus dem Grenzgebiet hervorkamen, nicht noch stärker wurden. Ziel seiner Arbeit war die Aufrechterhaltung der Ausgewogenheit.« Richard lächelte versonnen bei sich. »Er besaß nicht die Gabe, aber ich weiß noch, daß ich damals oft dachte, was der Mann so alles zuwege brachte, müßte eigentlich etwas mit Magie zu tun haben.«
Jetzt lächelte auch Friedrich über Richards Geschichte. »Ich habe mein ganzes Leben in D’Hara verbracht. Als ich noch klein war, waren die Männer, die das Grenzgebiet bewachten, meine großen Vorbilder, und ich hätte viel darum gegeben, einer von ihnen zu werden.«
»Und warum habt Ihr es nicht getan?«, fragte Richard.
»Als die Grenze errichtet wurde, war ich noch zu klein.« Friedrichs Gedanken wanderten in die Vergangenheit, doch dann versuchte er, das Thema zu wechseln. »Wie lange wird es wohl noch dauern, bis wir diese Ödnis wieder verlassen, Lord Rahl?«
Richard blickte nach Osten, so als könnte er in der tiefschwarzen Nacht jenseits des trüben Lichtscheins der Laterne etwas erkennen. »Wenn wir das Tempo beibehalten, müßten wir nach ein paar Tagen das Schlimmste hinter uns haben, würde ich sagen. Jetzt, da das Gelände nach den fernen Bergen hin anzusteigen beginnt, wird der Boden immer steiniger. Das wird unser Vorankommen erschweren, dafür dürfte es, sobald wir in höhere Lagen kommen, nicht mehr ganz so heiß sein.«
»Wie weit ist es noch bis zu diesem Ding … das ich nach Caras Ansicht berühren soll?«, fragte Jennsen.
Richard sah ihr einen Moment lang ins Gesicht. »Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das
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