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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ich darauf. Magie ohne Ausgewogenheit kann schwerwiegende Folgen haben - wie ein zu großes Feuer im Kamin.«
    Kahlan kam der Gedanke, daß Richard ja das Schwert der Wahrheit bei sich trug und diese Waffe ihm vielleicht ein ganz eigenes Bedürfnis nach Ausgewogenheit auferlegte. Richard war vom Obersten Zauberer Zeddicus Zu’l Zorander persönlich, von seinem Großvater Zedd, jenem Mann, der einigen Anteil an seiner Erziehung gehabt hatte und von dem er zusätzlich die Gabe geerbt hatte, zum rechtmäßigen Sucher der Wahrheit ernannt worden. Richards Gabe war ihm also nicht nur vom Geschlecht der Rahls, sondern auch von dem der Zoranders vererbt worden. Ausgewogenheit, in der Tat.
    Dieses Schwert trugen die rechtmäßig ernannten Sucher nun schon seit nahezu drei Jahrtausenden. Möglicherweise hatte Richards Verständnis für Ausgewogenheit ihm geholfen, die harten Prüfungen, mit denen er konfrontiert worden war lebend zu überstehen.
    Jennsen riß einen Streifen Trockenfleisch ab, während sie darüber nachdachte. »Also, weil du manchmal kämpfen und jemanden töten mußt, darfst du, als Ausgleich für diese schreckliche Tat, kein Fleisch essen?«
    Richard, der gerade eine getrocknete Aprikose kaute, nickte.
    »Es muß schrecklich sein, die Gabe zu besitzen«, sagte Jennsen mit ruhiger Stimme. »Einen so zerstörerischen Zug in sich zu haben, der einen zwingt, einen Ausgleich dafür zu schaffen.«
    Sie wich Richards grauen Augen aus. Kahlan wußte nur zu gut, wie schwierig es bisweilen sein konnte, seinem offenen, durchdringenden Blick standzuhalten.
    »Genauso habe ich mich damals gefühlt, nachdem ich zum Sucher ernannt worden war und das Schwert bekommen hatte - und mehr noch später, als ich erfuhr, daß ich die Gabe besaß. Ich wollte das alles gar nicht, wollte all das nicht, wozu die Gabe mich befähigte - ebenso wenig wie ich das Schwert gewollt hatte, denn es löste gewisse Empfindungen in mir aus, die besser im Verborgenen geblieben wären.«
    »Aber jetzt stört es dich doch nicht mehr so - das Schwert oder die Gabe zu besitzen, meine ich?«
    »Du besitzt doch selbst ein Messer und hast es schon benutzt.« Richard beugte sich zu ihr und streckte ihr die Hände entgegen. »Und du hast Hände. Haßt du das Messer oder deine Hände?«
    »Weder noch. Aber was hat das damit zu tun, daß man die Gabe besitzt?«
    »Ich wurde einfach mit der Gabe geboren, so wie man als Mann oder Frau oder mit blauen, braunen oder grünen Augen geboren wird -oder mit zwei Händen. Ich hasse meine Hände doch nicht allein deswegen, weil ich mit ihnen möglicherweise jemanden erwürgen könnte.
    Mein Verstand lenkt meine Hände, sie handeln nicht aus eigenem Antrieb. Das zu glauben hieße das Wesen der Dinge, ihre wahre Natur, leugnen. Dieses wahre Wesen der Dinge muß man erkennen, wenn man Ausgewogenheit erzielen will - oder wenn man irgend etwas wirklich verstehen will.«
    Im Stillen fragte sich Kahlan, wieso es sie nicht ebenso wie Richard nach Ausgewogenheit verlangte. Warum war dieses Bedürfnis für ihn so alles entscheidend, nicht aber für sie? So gern sie sich schlafen gelegt hatte, sie konnte diesen Gedanken nicht für sich behalten. »Oft benutze ich meine Konfessorinnenkraft zu dem gleichen Zweck - um zu töten -, ohne jedoch anschließend, etwa durch Verzicht auf Fleisch, das Gleichgewicht wiederherstellen zu müssen.«
    »Nach Ansicht der Schwestern des Lichts wird der Schleier, der die Welt des Lebens vom Reich der Toten trennt, durch Magie aufrechterhalten. Oder präziser, sie behaupten, der Schleier befindet sich hier drin«- Richard tippte sich gegen die Schläfe -, »und zwar bei denen unter uns, die die Gabe besitzen, also Zauberern, und in geringerem Maße Hexenmeisterinnen. Sie behaupten, Ausgewogenheit sei für uns, die wir die Gabe besitzen, unbedingt erforderlich, weil uns, beziehungsweise unserer Gabe, der Schleier innewohnt wodurch wir unserem Wesen nach zu Wächtern des Schleiers und damit zum Gleichgewicht zwischen den Welten werden.
    Mag sein, daß sie Recht haben. Ich besitze beide Seiten der Gabe, additive und subtraktive Magie. Vielleicht besteht darin der Unterschied für mich, vielleicht macht der Besitz beider Seiten der Magie es für mich noch wichtiger als ohnehin, die Gabe im Gleichgewicht zu halten.«
    Cara beendete die Diskussion, indem sie Kahlan und Richard mit einem Stück Trockenfleisch vor dem Gesicht herumfuchtelte. »Dieses ganze Gerede über Ausgewogenheit ist nichts anderes als

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