Das Reich des Lichts
die Flasche zu entkorken. Der Pfropfen knallt an die Decke, was ja angeblich Glück bringen soll.
„Auf unsere neue Familie!“, ruft Papa und hebt sein Glas.
„Auf unsere neue Familie!“, antworten wir im Chor.
„Und wo wird die Hochzeit gefeiert?“, fragt Metáfora.
„Natürlich in der Stiftung“, antwortet mein Vater. „Ich habe mit Sombra gesprochen, er hat gesagt, es sei möglich, im Garten ein Festzelt aufzustellen. Dort ist es sicher, es wird keine Probleme geben.“
„Ich finde, das ist der richtige Ort für so ein wichtiges Ereignis“, sage ich. „Wer wird die Trauung vornehmen? Sombra?“
„Nein, er ist dazu nicht befugt“, antwortet Papa.
„Aber er ist doch Mönch, oder?“
„Schon, aber … Jedenfalls kann er keine Trauungen vornehmen. Na ja, irgendein Pfaffe wird sich schon finden …“
„Wir können mit den Mönchen vom Monte Fer sprechen“, schlägt Metáfora vor. „Vielleicht werden die uns ja helfen. Abt Tránsito kennt doch bestimmt einen Priester, der …“
„Gute Idee“, stimmt Norma ihr bei.
„Ich werde mit ihnen reden“, sagt mein Vater. „Hoffentlich hilft es …“
„Ich freue mich so!“, ruft Norma aufgeregt. „Wir werden ganz groß feiern. Nach allem, was wir durchgemacht haben, sehen wir endlich ein Licht am Ende des Tunnels.“
„Aber morgen geht ihr wieder in die Schule!“, ermahnt uns mein Vater. „Es wird höchste Zeit, dass alles wieder in geregelten Bahnen verläuft.“
***
M ERCURIO BEGRÜSST UNS mit einem freundlichen Lächeln. Wir waren seit Langem nicht mehr in der Schule. Jetzt beginnt endlich wieder die Routine.
„Gratuliere, ihr beiden!“, sagt er. „Eure Eltern sind wieder zu Hause, hab ich gehört?“
„Ja … Wir wollten dir noch danken für das, was du in der Nacht der Explosion für uns getan hast“, entgegne ich. „Gut, dass du sie ins Krankenhaus gefahren hast. Ich hab auch gehört, dass du mehrmals angerufen hast, um dich nach ihrem Befinden zu erkundigen.“
„Ja, vielen Dank, Mercurio“, sagt Metáfora. „Wenn wir mal was für dich tun können, brauchst du es nur zu sagen.“
„Meine Frau und ich suchen eine neue Arbeit“, antwortet er. „Ich werde nicht mehr lange hier sein. Also, wenn ihr was hört, sagt mir bitte Bescheid.“
„Wir werden uns umhören“, verspreche ich. „Mit vereinten Kräften werden wir schon was finden. Wenn die Stiftung erst mal wieder aufgebaut ist, gibt es bestimmt Arbeit für dich.“
„Danke, Arturo, das ist lieb von dir. Aber ich glaube, die Stiftung können wir vergessen.“
„Da sei dir mal nicht so sicher“, widerspreche ich. „Ich werde alle Hebel in Bewegung setzen, das garantiere ich dir! Die Stiftung wirdwieder aufgebaut werden! Sie wird wieder das sein, was sie einmal war!“
Als wir auf den Schulhof kommen, richten sich sofort alle Augen auf uns.
„He, Arturito, wie geht’s deinem Vater?“, ruft mir jemand zu. Ich kann nicht heraushören, wer, aber mit fast hundertprozentiger Sicherheit ist es mein alter Freund Horacio.
Mireia kommt zu uns gelaufen, im Schlepptau Cristóbal.
„Hallo“, begrüßt uns Cristóbal.
„Hab gehört, dass eure Eltern wieder zu Hause sind“, sagt Mireia. „Glückwunsch! Ich nehme an, bald steht deine Mutter wieder in der Klasse, oder, Metáfora?“
„Ja, Mireia, meine Mutter wird bald wieder unterrichten“, antwortet Metáfora.
„Und dein Vater ist auch wieder ganz okay?“, fragt Mireia mich. „Hört mal, nach der Schule könnten wir was zusammen trinken gehen, zur Feier des Tages. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen.“
„Fände ich super“, mischt sich Cristóbal ein.
„Heute Nachmittag geht’s nicht“, erwidere ich. „Ich bin noch etwas mitgenommen wegen der Bombe, und dann das mit meinem Vater … Aber es geht ihm wieder besser. Vielleicht demnächst mal.“
„Morgen, okay?“
„Lass mir ein wenig Zeit, Mireia. Wenn ich so weit bin, sag ich dir Bescheid, und dann trinken wir was und reden ein bisschen über …“
„Ich werde versuchen, Horacio zu überreden, dass er mitkommt“, unterbricht sie mich. „Ich glaube, es wird langsam Zeit, dass ihr euch miteinander aussöhnt.“
„Ich glaube nicht, dass er das will.“
„Ich habe mit ihm gesprochen. Es tut ihm sehr leid, was damals passiert ist, als ihr zusammen beim Bowling wart. Er möchte sich bei dir entschuldigen. Du musst ihm eine Chance geben.“
„Soll das ein Witz sein?“, fragt Metáfora skeptisch. „Er und seine Freunde
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