Das Reich des Lichts
eigentlich für ein Rauch, den ich eingeatmet habe?“
„Ist er gesundheitsschädlich?“, fragt Metáfora. „Hat er Nebenwirkungen?“
„Das ist eine Geheimformel. Wie gesagt, er heißt der Rauch der Enthüllungen und ist völlig ungefährlich.“
„Hat er mir gezeigt, was wirklich geschehen ist, oder nur das, was du mir zeigen wolltest? Woher weiß ich, dass das, was ich gerade gesehen habe, wahr ist?“
„Glaubst du, ich würde dich in so einer wichtigen Sache belügen?“
„Man hat mich fünfzehn Jahre lang an der Nase herumgeführt und mir so lange etwas vorgeschwindelt, dass ich ein Recht darauf habe, die Wahrheit zu erfahren, meinst du nicht?“
„Es gibt keinen Beweis dafür, dass das, was ich dir gezeigt habe, stimmt“, sagt Mahania. „Du musst selbst lernen, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.“
„Klar! Das ist nämlich mein wahres Schicksal: im Ungewissen zu leben, im Dunkeln herumzustochern! Mich jeden Tag zu fragen, ob ich lebe oder tot bin! Ob ich träume oder selbst das Produkt eines Traumes bin!“
„Das ist das Geheimnis des Lebens, Arturo. Man muss herausfinden, wo man steht, und alles immer wieder hinterfragen. Und man muss sich entscheiden. Du hast das letzte Wort. Aber ich verspreche dir, am Ende wirst du wissen, was wirklich geschehen ist!“
Ich bin erschöpft und habe keine Kraft mehr, noch einmal in meinen Traum zurückzukehren.
„Jetzt lass uns ein wenig schlafen“, sagt Mahania, die bemerkt hat, was mit mir los ist. „Morgen wartet ein schwerer Tag auf dich.“
„Warum?“
„Weil du nicht mehr derselbe sein wirst wie früher. Was du gesehen hast, wird dich verändern. Alles um dich herum wird sich verändern. Du wirst die Dinge mit anderen Augen sehen. Und außerdem geht’s morgen wieder nach Hause. Du hast genug erfahren.“
„Aber es gibt noch so viel zu entdecken! Was verschweigt ihr mir noch?“
„Nichts, was wichtig wäre. Du kannst ganz beruhigt sein. Das Wesentliche kennst du jetzt.“
„Hoffentlich kann ich damit leben! Ich weiß, dass ich nicht der richtige Sohn meiner Mutter bin, sondern nur eine Kopie.“
„Sag so etwas nicht, Arturo! Kein Mensch ist eine Kopie. Was zählt, ist die Seele. Du bist das Original, der echte Arturo Adragón! Daran besteht nicht der geringste Zweifel.“
XIII
D ER D RACHENKÖNIG
D IE H ÖHLE DES Großen Drachen stank entsetzlich nach Schweiß und Blut. In der Luft hing eine Staubwolke. Auf dem Boden verstreute Felsbrocken und Schuppenreste deuteten darauf hin, dass hier soeben ein brutaler Kampf stattgefunden hatte.
„Komm, wir versorgen deine Wunden, bevor sie sich entzünden“, sagte Arquimaes zu seinem Schützling.
„Das Duell war beeindruckend“, meinte Crispín anerkennend. „Schade, dass die beiden entkommen konnten.“
„Wir werden sie schon wieder einfangen“, versicherte Arturo, während sich sein Meister um seine Verletzungen kümmerte.
„Die elenden Hunde haben Zaubertricks angewendet!“, schimpfte Crispín. „Vielleicht hättest du …“
„Wir arquimianischen Ritter kämpfen ehrenvoll“, wies Arturo seinen Knappen zurecht. „Vergiss das nie!“
„Ja, Herr“, antwortete Crispín und senkte den Kopf.
In diesem Moment fiel Alexias Blick auf die beiden Särge, die weiter hinten im Sand standen.
„Was sind das für Kisten?“, fragte sie. „Sind das Särge?“
„Ja, aber du darfst dich ihnen nicht nähern“, beeilte sich Arquimaes zu antworten.
„Wer sind die Toten?“, fragte Alexia weiter.
„Du kennst sie nicht“, antwortete der Alchemist.
„Und warum darf ich mich ihnen nicht nähern?“, entgegnete sie und trat einen Schritt auf die Holzkisten zu. „Ich bin furchtbar neugierig …“
Arquimaes hielt sie zurück.
„Bitte, geh nicht hin!“, bat er sie.
„Dann müsst Ihr mir aber verraten, wer in den Särgen liegt.“
Arquimaes und Arquitamius sahen sich an.
„Du!“, sagte der Alchemist schließlich. „In dem einen Sarg liegt dein früherer Körper und in dem anderen der von Émedi.“
„Wie bitte? Was habt Ihr gerade gesagt? Dass mein früherer Körper da drin liegt?“
„Ja. Er wacht über das Pergament, welches das große Geheimnis der Unsterblichkeit enthält. Arquitamius hat die Formel entwickelt, und ich habe sie aufgeschrieben.“
„Darf ich mich wenigstens von meinem ursprünglichen Körper verabschieden?“, bat Alexia. „Ein Teil von mir verlangt danach.“
„Tu das nicht, Alexia!“, warnte Arquimaes. „Es wird dich schmerzen!
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