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Das Reich des Lichts

Das Reich des Lichts

Titel: Das Reich des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Gesicht und fragte sich, ob das, was der Alte erzählte, auch wirklich stimmte. Doch er war nicht imstande, den Wahrheitsgehalt seiner Worte zu überprüfen.
    „Scherzt Ihr?“, fragte er in der Erwartung, dass Arquitamius gestehen würde, alles sei nur reine Fantasie. „Haltet Ihr mich zum Narren?“
    „Aber nein! Es ist eine unbestreitbare Tatsache, so wahr ich hier stehe!“, antwortete Arquitamius. „Ich bin mehrere Tausend Jahre alt und werde noch weitere Tausend leben … falls das Schicksal es mir erlaubt.“
    „Aber wie ist das möglich?“, wunderte Arturo sich erneut.
    „Seit Jahrhunderten altere ich nicht mehr.“
    „Wann genau hat das angefangen?“, wollte Arturo wissen. „Und wie ist es geschehen?“
    „Vielleicht solltest du Arturo deine Geschichte erzählen“, schlug Arquimaes vor. „Er muss wissen, wer du in Wirklichkeit bist.“
    „Er weiß schon so viel über mich …“
    „Ich habe gewusst, dass Ihr ein bedeutender Alchemist seid“, sagte Arturo, „aber das, was Ihr mir soeben enthüllt habt, wusste ich nicht. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Eure Ursprünge so weit zurückliegen.“
    Die beiden Alchemisten warfen sich einen komplizenhaften Blick zu, und schließlich fing Arquitamius an zu erzählen.
    „Ich wurde in einem Stamm geboren, der in einem Feuchtgebiet lebte, umgeben von großen Bäumen. Der Wald wurde von magischen Wesen bevölkert, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnere. Einige von ihnen waren Freunde, andere jedoch ernährten sich von unserem Blut. Überall wimmelte es von Schlangen, die viele Leute als Feinde betrachteten. Andere brachten ihnen große Bewunderung entgegen. Sie meinten, dass einige von ihnen sogar fliegen konnten. Wir Kinder machten uns einen Spaß daraus, sie zu jagen.“
    „Das Verhältnis von Schlange und Mensch war von jeher sehr schlecht“, fügte Arquimaes erklärend hinzu. „Die Leute hassen … und fürchten sie.“
    „Du solltest besser sagen, sie verachten sie. Diese Tiere, die über den Boden kriechen, werden als das Übelste angesehen, was es auf der Erde gibt. Aber niemand weiß, dass die Schlangen einen Traum hatten.“
    „Schlangen träumen doch nicht, Meister!“, protestierte Arturo.
    „Man muss nicht schlafen, um zu träumen. Wenn du einen außergewöhnlichen Wunsch hast und möchtest, dass er sich erfüllt, träumst du davon. Ich meine einen wirklich außergewöhnlichen Wunsch. Und die Schlangen träumten davon, fliegen zu können. Sie stellten sich vor, dass sie Flügel hätten wie die Vögel …“
    „Das ist nun aber wirklich reine Fantasie“, unterbrach Arturo den Meister. „Schlangen, die vom Fliegen träumen! Was für ein Unsinn!“
    „Das Leben ist Fantasie, mein Freund“, erwiderte der Weise. „Es gibt Menschen, die sich wünschen, unsichtbar zu sein, und es am Ende auch sind. Andere träumen davon, sich in Götter zu verwandeln, und werden es tatsächlich. Alle Wesen auf der Welt streben nach etwas Außergewöhnlichem. Wir sehnen uns nach dem, was wir nicht haben, wollen besser sein, als wir sind.“
    „Auch die Schlangen?“
    „Mehr als alle anderen, denn sie haben es nötiger als die Menschen. Schlangen sind sich bewusst, was sie sind, und ihr einziger Wunsch besteht darin, es nicht mehr zu sein. Deswegen wurde ihr Traum vom Fliegen Wirklichkeit.“
    „Ihr setzt mich in Erstaunen, Meister Arquitamius“, sagte Arturo. „Alle Welt weiß, dass Schlangen nicht fliegen können.“
    „Du solltest besser als jeder andere wissen, dass das nicht stimmt“, erinnerte ihn Arquimaes.
    „Wie dem auch sei, eines Tages entdeckte mein Vater ein Nest jener geflügelten Reptilien“, berichtete Arquitamius weiter. „Er hat sie mir gezeigt, und ich habe sie fliegen sehen! Mit einem Schlag veränderte sich mein Leben. Wenn der Traum der Schlangen Wirklichkeit werden konnte, warum sollte ich dann nicht unsterblich werden, wo das doch mein sehnlichster Wunsch war? Von da an kannte ich nur ein Ziel: meinen Traum Wirklichkeit werden lassen!“
    „Ich wurde als armer Bauernsohn geboren und träumte davon, König zu werden“, sagte Arquimaes. „Es war der Traum meines Lebens, mein größter Wunsch, der fast in Erfüllung gegangen wäre. Aber immerhin bin ich der Vater eines Königs geworden …“
    „Das ist die große Wahrheit der Unsterblichkeit“, fuhr Arquitamius fort. „Das Geheimnis der Alchemisten besteht nicht darin, Blei in Gold zu verwandeln, sondern einen Sterblichen in einen Unsterblichen, einen

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