Das Reich des Lichts
selbstmordgefährdet bist.“
„Was? Was hast du da gerade gesagt?“
„Red nicht so einen Quatsch, Mireia!“, schreit Metáfora. „An so etwas würde Arturo nie denken!“
„Ich wiederhole nur, was man sich so erzählt“, verteidigt sich Mireia. „Man hat euch die Stiftung weggenommen, man hat Bomben geworfen, dein Vater wäre dabei fast ums Leben gekommen, man hat auf dich geschossen und was weiß ich noch alles. Die Leute meinen, dass es nach all dem nur logisch wäre, wenn du solche Ideen hättest.“
„Aber ich denke nicht an Selbstmord!“, schreie ich sie an. „So etwas würde mir nie in den Sinn kommen! Nie!“
„Hör auf, solche Gerüchte in die Welt zu setzen, Cristóbal“, sagt Metáfora. „Du siehst ja, was dabei herauskommt.“
„Lass ihn zufrieden“, verteidigt Mireia ihren neuen Freund. „Er sagt nur die Wahrheit. Oder war Arturo vielleicht nicht bei den Psychologen?“
„Aber nicht, um eine Therapie zu machen“, wiederhole ich. „Sie interessieren sich eben für meine Träume, das ist alles.“
„Ich träume auch oft, aber darum laufe ich nicht gleich zu einem Seelenklempner“, sagt Horacio. „Es muss noch einen anderen Grund geben … Sag mal, Arturo, verlierst du etwa den Verstand – wie dein Großvater?“
Ich schäume vor Wut. Offensichtlich hat Cristóbal mehr geredet, als er sollte, und intimste Details aus meinem Leben verraten.
„Sind wir nicht hergekommen, um Frieden zu schließen?“, erinnert uns Metáfora. „Also, so wird das nichts, Horacio. Hör auf damit!“
„Mir ist das doch egal“, sagt Horacio gespielt gleichgültig. „Ich wiederhole nur, was ich gehört habe.“
„Er hat recht“, mischt sich Mireia wieder ein. „Manche glauben, dass Arturo verrückt geworden ist und sich am Ende noch umbringt! Wir wollen nur wissen, ob das stimmt. Schließlich sind wir Klassenkameraden …“
„Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen“, antworte ich schroff. „Ich bin weder verrückt, noch bringe ich mich um. Und zum Psychologen werde ich auch nicht mehr gehen, damit ist jetzt Schluss. Ich will, dass das Gequatsche aufhört.“
„Mein Vater hat viel Zeit in dich investiert, du kannst jetzt nicht einfach kneifen und die Hypnose absagen“, sagt Cristóbal mit einem leichten Vorwurf in der Stimme. „Gar nicht zu reden von der Mühe, die es ihn gekostet hat, Doktor Bern hinzuziehen. Der ist eine Kapazität auf dem Gebiet!“
„Tut mir leid, aber es ist vorbei“, sage ich entschieden. „Es wird keine Sitzungen mehr geben.“
„Soll das heißen, du willst mit niemandem mehr über deine Träume sprechen?“, fragt Horacio.
„Genau das soll das heißen! Ich werde niemandem mehr davon erzählen.“
„Auch nicht Metáfora?“, fragt Mireia mit ihrem typischen Engelsgesicht. „Nicht mal deinem Vater? Und Doktor Batiste?“
„Mit dem hab ich nie darüber gesprochen“, entgegne ich. „Er weiß nichts davon. Übrigens, woher kennst du denn Doktor Batiste?“
„Vertragen wir uns nun wieder, oder nicht?“, unterbricht uns Horacio und steht auf. „Ich muss dann nämlich los.“
Metáfora und ich stehen ebenfalls auf, um uns von ihm zu verabschieden.
„Natürlich vertragen wir uns“, sage ich und drücke ihm fest die Hand. „Was vergangen ist, ist vergangen.“
„Vergessen wir die Vergangenheit und denken wir an die Zukunft“, fügt Metáfora hinzu.
Horacio nickt uns zu und geht hinaus.
Wir haben zwar Frieden geschlossen, aber irgendetwas in seinem Blick lässt mich daran zweifeln. Überhaupt hat mich dieses Treffen noch skeptischer gemacht, als ich vorher war. Hoffentlich heckt er nicht gerade die nächste Schweinerei gegen mich aus. Am besten wäre es, er vergisst mich.
„Ich bin richtig erleichtert“, sagt Cristóbal. „Endlich sind wir alle jetzt wieder Freunde. Schluss mit dem ständigen Ärger! … Was meinst du, Mireia?“
„Ich bin auch froh“, antwortet sie. „Und alles nur dank dir. Das hast du sehr gut hingekriegt, Cristóbal.“
***
D AS T AXI HÄLT vor der Stiftung. Sombra hat uns gesehen und kommt uns entgegen.
„Was macht ihr denn hier?“, fragt er. „Und was wollt ihr mit dem ganzen Plunder?“
„Wir haben beschlossen, dir Gesellschaft zu leisten“, sage ich. „Wir werden eine Zeit lang hier wohnen.“
„Seid ihr verrückt geworden?“
„Wieso? Wir wollen nur in deiner Nähe sein! Die Situation ist so kompliziert geworden, dass wir zusammenrücken müssen. Und dafürgibt es keinen besseren Ort als
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