Das Reich des Lichts
begleiten. Da sitzt Inspektor Demetrio. Den kennst du doch bestimmt, oder? Er ist ein Freund von uns, und er wird dich identifizieren. Dann werden wir ja sehen, ob du wirklich Jon Caster heißt. Los, steh auf!“
„Ihr seid wahnsinnig!“
„Schrei hier nicht rum und steh auf!“, schnauzt Hinkebein ihn an, wobei er ihn mit seiner Krücke traktiert.
Adela packt ihn am Arm und zieht ihn hoch.
Die neugierige Menge schaut uns hinterher. Bestimmt fragen sich alle, was passiert sein muss, dass wir einen Mann in Handschellen abführen.
„Geh endlich!“, drängt Adela. „Wir haben schon genug Aufsehen erregt. Ich habe keine Lust, dass auch noch die Presse hier auftaucht.“
„Wir könnten ein Taxi nehmen“, schlägt Metáfora vor.
„Nicht nötig. Das Kommissariat ist gleich um die Ecke. Wir sind sofort da …“
Je näher wir dem Kommissariat kommen, desto heftiger wehrt sich unser Gefangener. Es ist offensichtlich, dass er nicht scharf darauf ist, zur Polizei gebracht zu werden. Wer ist der Mann? Wie ist er an den Ausweis gekommen? Ist er wirklich Polizist?
„Ich werde seine Identität schon herausfinden“, sagt Hinkebein zu mir. „Escoria wird mir dabei behilflich sein. Ich habe sein Foto, und mithilfe der Fingerabdrücke auf seiner Brieftasche werden wir alles herauskriegen, sogar den Tag seiner Erstkommunion. Ich werde im Internet nachschauen.“
„Ich weiß nicht“, antworte ich. „Das ist alles sehr seltsam. Zwei Typen beschatten uns, einer rennt davon und lässt seinen Kollegen hängen. Und dann stellt sich heraus, dass der einen Polizeiausweis hat. Kapierst du das?“
„Es gibt für alles eine Erklärung“, sagt Metáfora. „Bald wissen wir mehr.“
„Falls wir das überleben …“, sage ich. „Es wird immer komplizierter. Warum haben sie uns ausspioniert? Meinst du, das hat was mit dem Einbeinigen zu tun?“
Wir kommen auf einen Platz und biegen rechts ab. Vor einer roten Ampel bleiben wir stehen. Autos fahren vorbei, und weitere Fußgänger stellen sich neben uns.
Es sieht zwar so aus, als hätten wir alles unter Kontrolle, aber ich habe das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. Jon Caster wird immer nervöser. Er sieht sich nach allen Seiten um, so als suche er jemanden. Vielleicht wartet er darauf, dass sein Freund ihm zu Hilfe kommt … Vielleicht hofft er, dass irgendjemand ihn befreit …
Wenn das stimmt, könnte es für uns gefährlich werden.
Kreischende Reifen reißen mich aus meinen Überlegungen. Unser Gefangener wirft sich zu Boden. Der Wagen kommt dem Bürgersteig gefährlich nahe, im Rückfenster sieht man einen Mann … mit einer Pistole!
„Auf den Boden!“, schreie ich. „Schnell!“
Ich werfe mich auf den Boden, aber meine Freunde reagieren nicht. Ich muss sie warnen!
„Passt auf!“, schreie ich immer wieder.
Meine Freunde schauen sich nach allen Seiten um. Sie wissen nicht, was los ist.
„Auf den Boden!“, schreie ich wieder. „Macht schon!“
Adela ist die Erste, die sich der Gefahr bewusst wird. Sie reißt Hinkebein und Metáfora zurück.
Der Mann im Rückfenster fängt an, durch die Scheibe auf uns zu schießen. Ein Rad des Wagens streift den Bordstein.
Die Passanten schreien auf, suchen das Weite. Eine Frau, die offenbar getroffen wurde, schreit um Hilfe. Andere versuchen, ihre Lieben vor den Kugeln zu schützen. Kinder kreischen in panischer Angst.
Adela zückt ihre Waffe und gibt mehrere Schüsse auf den Mann im Rückfenster ab.
„Adragón!“, rufe ich. „Halte den Wagen auf!“
Der Drache löst sich von meiner Stirn und macht sich an die Verfolgung. Der Mann im Rückfenster hört erst auf zu schießen, als Adragón ihn in die Hand beißt. Seine Waffe fällt zu Boden.
„Oh Gott, oh Gott!“, stöhnt Metáfora. „Oh Gott, oh Gott!“
Der Wagen gerät ins Schleudern und knallt gegen ein parkendes Auto, danach stößt er mit einem weiteren Fahrzeug zusammen, bevor er einen Zaun durchbricht und schließlich laut hupend gegen eine Hauswand kracht. Adragón hat ihn zum Stehen gebracht! Das Hupen will gar nicht mehr aufhören.
„Unglaublich!“, ruft Adela. „Das ist ja furchtbar!“
„Die Kerle wollten uns umbringen“, sage ich.
„Aber sie haben ihn getroffen“, stellt Adela fest. „Seht mal!“
Jon Caster, unser Gefangener, liegt mit weit aufgerissenen Augen auf dem Bürgersteig. Sein Atem geht stoßweise, in seiner Brust steckt eine Kugel.
„Teufel noch mal!“, murmelt Hinkebein. „Sie haben ihn erschossen!“
„Er
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