Das Reich des Lichts
mir. Ich gehe zu ihr. Sie umarmt mich.
„Ich bin ganz gerührt“, sagt sie. „Jetzt habe ich mich endgültig mit ihm ausgesöhnt. Ich habe etwas begriffen, was ich vorher nicht verstanden habe. Er hat sein Leben für mich geopfert!“
„Was?“
„Sieh mal, was da steht!“
Unter dem Namen „Román Drácamont“ befindet sich eine Inschrift, die mir vorher nicht aufgefallen war:
Er hat sein Leben geopfert für seine Tochter, die er mehr geliebt hat als alles andere auf der Welt.
„Und ich habe immer gedacht, er hätte uns verlassen“, murmelt Metáfora. „Aber jetzt weiß ich, dass er gestorben ist, um mir das Leben zu retten. Das ist so lange her … Ich kann mich nur noch dunkel daran erinnern … Als ich noch ganz klein war, bin ich sehr krank gewesen. Fast wäre ich gestorben, aber er hat mich gerettet!“
„Dann hat sich unser Ausflug ja gelohnt! Jetzt weißt du, dass dein Vater dich geliebt hat und dich niemals verlassen hätte.“
„Ich muss nur noch herausfinden, wie er gestorben ist.“
„Das ist nicht so wichtig, Metáfora“, sage ich. „Was zählt, ist, dass er sein Leben geopfert hat, um deins zu retten.“
„Doch, Arturo, das ist wichtig“, widerspricht sie. „Ich will jetzt alles wissen. Das bin ich ihm schuldig. Ich muss sein Andenken in Ehren halten. Er ist mein Vater, mein Retter.“
„Aber Metáfora, wichtig ist nur, dass er sein Leben für dich geopfert hat. Alles andere ist nebensächlich.“
Sie umarmt mich wieder und legt mir den Zeigefinger auf den Mund.
„Lass uns den Friedhofsgärtner fragen“, schlägt sie vor. „Vielleicht weiß er ja was.“
„Ich habe schon mit ihm gesprochen, aber er weiß nichts. Ich erzähle dir, was er mir gesagt hat. Am besten, wir fahren jetzt nach Férenix zurück. Dann sehen wir weiter.“
„Ja, wir reden mit dem Abt …“
„Und mit Doktor Batiste … Wir müssen uns noch bei ihm bedanken.“
„Ja, vielleicht kann er uns ja mehr sagen.“
„Bestimmt weiß er was.“
IX
E IN G ENERAL FÜR EINE A RMEE
E IN O FFIZIER TRAT zu Ritter Eisenfaust, der an der Spitze der Schwarzen Armee ritt.
„Herr, ein Reiter nähert sich uns“, meldete er und zeigte nach hinten. „Besser gesagt, er folgt uns.“
„Wer ist es?“, fragte der Ritter.
„Das weiß ich nicht, er ist noch zu weit weg. Jedenfalls kommt er immer näher.“
Eisenfaust und der Offizier hielten ihre Pferde an und warteten auf den Besucher.
„Unglaublich!“, rief Eisenfaust aus, als der Reiter Gestalt annahm und man die Silbermaske erkennen konnte. „Das ist ja eine Überraschung!“
Der Reiter, der das alchemistische Schwert am Gürtel trug, hielt sein Pferd an.
„Willkommen, Arturo!“, begrüßte ihn Ritter Eisenfaust.
Der Reiter bedeutete ihm mit einer leichten Kopfbewegung, dass er allein mit ihm sprechen wollte. Der Offizier verstand die Botschaft und entfernte sich höflich.
„Machst du dir Sorgen, Arturo?“, fragte Eisenfaust, als sie unter sich waren. „Was ist passiert?“
„Ich bin Crispín“, antwortete der Knappe und nahm die Maske vom Kopf. „Arturo hat mich ermächtigt, seinen Platz einzunehmen. Ich erzähle dir das, damit du später nicht das Gefühl hast, betrogen worden zu sein. Er vertraut dir sehr.“
„Alles, was Arturo befiehlt, hat meine vollste Zustimmung“, erwiderte Eisenfaust. „Aber trotzdem würde ich gern wissen, was das zu bedeuten hat. Zuerst lehnt er meinen Vorschlag ab, persönlich unsere Männer zu befehligen, und nun schickt er dich! Was ist los,Crispín? Kann er nicht selbst seine Armee führen? Was hält ihn davon ab?“
„Natürlich kann er seine Armee führen. Aber im Augenblick hat er Wichtigeres zu tun“, antwortete der treue Knappe. „Kann ich auf dich zählen?“
„Selbstverständlich. Wir werden euren Plan ausführen“, antwortete der emedianische Ritter achselzuckend. „Unsere Männer brauchen ihren Anführer, die Schlacht wird schrecklich werden.“
„Vielen Dank, Eisenfaust. Wenn alles vorbei ist, erzählen wir ihnen die Wahrheit.“
„Fürs Erste brauchen sie nur zu wissen, dass Arturo Adragón den Angriff auf das Schloss von Emedia anführt. Versprich mir, dass du sie nicht enttäuschst. Das wäre ein zu harter Schlag für sie.“
„Ich verspreche es dir“, versicherte Crispín. „Sie dürfen nicht erfahren, dass sie einem Knappen folgen und nicht einem Ritter … Es sei denn, Arturo selbst beschließt, es ihnen zu sagen.“
„Sprich so wenig wie möglich, damit sie dich
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