Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
ENDE
    Logen hechtete zwischen den Bäumen hindurch; seine nackten Füße rutschten auf dem nassen Boden, dem Schlamm und den glitschigen Kiefernnadeln immer wieder aus. Pfeifend schoss der Atem aus seinem Mund, und das Blut dröhnte in seinem Kopf. Er stolperte und prallte hart auf der Seite auf, wobei er sich fast die eigene Axt in die Brust bohrte. Dann lag er keuchend da und spähte angestrengt in den dämmerigen Wald.
    Einen Augenblick zuvor war der Hundsmann noch bei ihm gewesen, da war er sicher, aber jetzt war er nirgendwo mehr zu sehen. Was die anderen anging – wer konnte sagen, wo sie steckten? Er war vielleicht ein toller Anführer, dass er sich derart von seinen Jungs trennen ließ. Er musste versuchen, zu ihnen zurückzufinden, aber überall wimmelte es von Schanka; er spürte, wie sie sich zwischen den Bäumen bewegten, ihr Geruch stach ihm in die Nase. Ihm war, als ob irgendwo zu seiner Linken Gebrüll ertönte, vielleicht ein Kampf. Logen zog sich langsam wieder auf die Füße und versuchte, dabei möglichst wenig Geräusche zu machen. Da knackte ein Zweig, und er fuhr herum.
    Ein Speer schoss auf ihn zu. Ein grausam aussehender Speer. Mit einem Schanka hinten dran.
    »Iiiek«, entfuhr es Logen. Er drehte sich ruckartig zur Seite, glitt aus und fiel aufs Gesicht, dann rollte er sich durchs Unterholz und erwartete jeden Augenblick, den Speer im Rücken zu spüren. Schwer atmend rappelte er sich hoch. Wieder sah er, wie die helle Spitze auf ihn gerichtet war; er duckte sich aus der Schusslinie und verschwand hinter einem Baumstamm. Als er dahinter hervorspähte, zischte der Plattkopf und stach nach ihm. Logen guckte nun auf der anderen Seite hervor, nur für einen Augenblick, dann bückte er sich, sprang um den Baum herum und schwang die Axt, wobei er so laut brüllte, wie er nur konnte. Mit einem lauten Knacken grub sich das scharfe Blatt in den Schädel des Schanka. Glück gehabt. Aber allmählich war Logen auch der Ansicht, dass er ein bisschen Glück verdiente.
    Der Plattkopf stand da und starrte ihn an. Dann begann er zu schwanken, während Blut über sein Gesicht rann. Und schließlich fiel er wie vom Blitz getroffen um, entriss dabei Logens Fingern die Axt und brach vor seinen Füßen zusammen. Logen versuchte, den Stiel seiner Axt zu erwischen, aber irgendwie hatte der Schanka noch immer den Speer im Griff, und die Spitze fuchtelte wild durch die Luft.
    »Ah!«, krächzte Logen, als die Waffe ihm eine Kerbe in den Arm schlug. Er fühlte, wie ein Schatten auf sein Gesicht fiel. Noch ein Plattkopf. Ein verdammt großer. Schon halb in der Luft, die Arme vorgestreckt. Keine Zeit, die Axt zu greifen. Keine Zeit, um auszuweichen. Logens Mund öffnete sich, aber es blieb keine Zeit, etwas zu sagen. Was sagte man auch in so einem Augenblick?
    Sie krachten beide auf den nassen Boden, rollten miteinander ringend durch den Schlamm und über die Dornen und die abgebrochenen Äste, während sie aneinander zerrten, sich schlugen und anknurrten. Eine Baumwurzel traf Logen am Kopf, so heftig, dass seine Ohren dröhnten. Irgendwo hatte er ein Messer, aber er wusste nicht mehr, wo. Sie rollten immer weiter und weiter den Hügel hinab; die Welt drehte sich um ihn, während Logen versuchte, das Brummen aus seinem Schädel zu bekommen und gleichzeitig den großen Plattkopf zu erwürgen. Es gab kein Halten mehr.
    Eigentlich hatten sie die Idee für ziemlich clever gehalten, das Lager so nahe an der Schlucht aufzuschlagen. Auf diese Weise konnte sich niemand von hinten heranschleichen. Jetzt allerdings, da Logen gerade auf dem Bauch über die Abbruchkante der Klippe rutschte, erschien ihm dieser Einfall irgendwie nur noch halb so gut. Seine Finger kratzten über den nassen Boden. Nur Erde und braune Kiefernnadeln. Sie packten zu, griffen aber ins Nichts. Er stieß ein leises Wimmern aus.
    Plötzlich fanden seine Hände doch einen Halt. Eine Baumwurzel, die sich am Rand der Schlucht über den Boden reckte. Er schwang in der Luft herum und schnappte nach Luft, aber sein Griff war fest.
    »Ha!«, brüllte er. »Ha!« Er war immer noch am Leben. Es brauchte mehr als ein paar Plattköpfe, um Neunfinger-Logen um die Ecke zu bringen. Er wollte sich den Abhang hinaufziehen, stellte aber fest, dass es ihm nicht gelang. An seinen Beinen hing erstaunlich viel Gewicht. Vorsichtig spähte er nach unten.
    Die Schlucht war tief. Sehr tief. Die Wände waren zudem ziemlich steil und felsig. Hier und da klammerte sich ein Baum an eine

Weitere Kostenlose Bücher