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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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einziges weißes Haar an seinem Körper. Was haben Sie mir angetan, Mr.
    Holmes?«
    »Gut, gut, wollen erst mal sehen, wie er sich macht«, sagte mein Freund ungerührt. Ein paar Minuten lang schaute er durch das Fernglas. »Wunderbar. Der Start ist ganz ausgezeichnet«, rief er plötzlich, »und da kommen sie um die Kurve!«
    Von unserem Wagen aus hatten wir einen herrlichen Überblick über die Bahn. Sie kamen geradewegs auf uns zu. Das Feld war noch dicht beisammen, aber etwa in der Hälfte schob sich das Gelb der Mapleton-Ställe in den Vordergrund. Bevor sie jedoch auf unserer Höhe angekommen waren, stieß das Pferd des Colonels voran, überholte Desborough und ging gute sechs Pferdelängen vor seinem Rivalen Iris vom Duke von Balmoral durch das Ziel.
    »Das war auf jeden Fall mein Rennen«, sagte der Colonel atemlos und rieb sich verwundert die Augen. »Ich gebe zu, daß mir das zu hoch ist, was hier gespielt wird. Glauben Sie, daß Sie mich nun lange genug Rätsel raten lassen haben, Mr. Holmes?«
    »Gewiß, Colonel, Sie sollen alles erfahren. Lassen Sie uns herumgehen und uns gemeinsam das Pferd ansehen. Sehen Sie, hier ist er«, fuhr er fort, als wir in die Wiegehalle kamen, zu der nur die Besitzer und deren Freunde Zutritt hatten. »Sie brauchen nur seine Stirn und sein Bein mit Terpentin abwaschen, und Sie haben Ihren guten, alten Silver Blaze wieder. «
    »Das kann ich immer noch nicht fassen.«
    »Ich fand ihn in den Händen eines Betrüge rs und nahm mir die Freiheit, ihn genauso rennen zu lassen, wie er war.«
    »Mein lieber Sir, Sie haben ein Wunder vollbracht. Das Pferd sieht gesund und gut aus, es ist ihm niemals besser ergangen. Ich schulde Ihnen tausend Entschuldigungen, daß ich an Ihrem Können habe zweifeln können. Sie würden mir einen noch größeren Gefallen tun, wenn Sie mir den Mörder von John Straker einfangen könnten. «
    »Den habe ich schon«, sagte Sherlock Holmes ruhig.
    Der Colonel und ich starrten ihn in Verwunderung an. »Sie haben ihn? Wo ist er denn?«
    »Er ist hier.«
    »Hier! Wo?«
    »Er ist im Augenblick hier in meiner Gesellschaft.«
    Wieder überzog eine ärgerliche Röte das Gesicht des Colonels. »Ich habe nicht vergessen, daß ich Ihnen Dank schuldig bin, Mr. Holmes, aber was Sie da eben gesagt haben, ist entweder ein schlechter Witz oder eine grobe Beleidigung.« Sherlock Holmes lachte. » Colonel, ich versichere Ihnen, daß ich Sie nicht in Verbindung mit dem Verbrechen bringen wollte. Der wirkliche Mörder steht direkt hinter Ihnen. « Er trat einen Schritt zur Seite und legte seine Hand auf den glänzenden Hals des edlen Pferdes.
    »Das Pferd!« riefen der Colonel und ich, beide wie aus einem Munde.
    »Ja, das Pferd. Und es mag ihm als Entschuldigung angerechnet werden, wenn ich sage, daß es in Selbstverteidigung gehandelt hat. John Straker war ein Mann, der Ihres Vertrauens völlig unwürdig war. Aber da läutet die Glocke, und da ich Lust habe, im nächsten Rennen ein bißchen zu gewinnen, werde ich Ihnen die restlichen Erklärungen zu passender Zeit geben.«
    Als wir an diesem Abend zurück nach London fuhren, hatten wir die Ecke eines Pullman-Wagens ganz für uns allein. Ich denke, daß die Reise für Colonel Ross ebenso kurzweilig war wie für mich selber. Wir hörten meinem Freund zu, der uns berichtete, was sich in jener Montagnacht in den Dartmoor-Trainingsställen zugetragen hatte und wie es ihm gelungen war, die Fäden aufzuspüren.
    »Ich muß gestehen«, sagte er, »daß alle Theorien, die ich mir aufgrund der Zeitungsmeldungen gemacht hatte, falsch waren. Und doch gab es Hinweise, die auf die Wahrheit hätten schließen lassen, wenn nicht andere Fakten sie zugedeckt hätten. Als ich nach Devonshire kam, war ich überzeugt, daß Fitzroy Simpson der wahre Schuldige war, obgleich ich natürlich auch sah, daß die Beweise gegen ihn nicht vollständig waren. Gerade in dem Augenblick, als wir mit Ihrem Landauer vor dem Haus des Trainers hielten, ging mir die enorm wichtige Rolle auf, die das Hammelcurry in der Tragödie gespielt hatte. Sie werden sich daran er- innern, daß ic h in Gedanken versunken noch ein Weilchen im Wagen geblieben war, als Sie alle den Wagen schon verlassen hatten. Ich wunderte mich über mich selber, daß ich einen so wichtigen, Hinweis hatte übersehen können.«
    »Ich muß sagen«, meinte der Colonel, »daß ich auch jetzt noch nicht sehe, wie uns das weiterbringen soll.«
    »Es war das erste Glied in der Kette meiner

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