Das Reine Karma 1
ändern werden, erschöpfen sie ihre Reserven und werden dasselbe erleben.“
„Nein, das kann ich nicht glauben“, antwortete sie entschieden.
„Und ich kann Ihnen nicht helfen“, entgegnete ich. Sie stand auf, drehte sich um und ging zur Tür. Ich eilte ihr nach.
„Erstens, lassen Sie Ihre Telefonnummer hier. Zweitens, denken Sie daran: Wenn Sie den Sohn töten, schaden Sie Ihrer Seele. Sie werden in Stücke zerrissen, und nicht nur in diesem Leben, sondern auch in künftigen. Drittens, wenn Sie sich überwinden können zu beten, dass Sie Gott mehr als alles auf der Welt lieben, sowie für den Sohn beten, wird sich seine Haltung zu Ihnen ändern. Verstehen Sie mich? Seine Haltung zu Ihnen persönlich.“
Sie ging schweigend weg, während ich mich erschöpft auf die Couch setzte.
Um Heiler zu werden, muss man sich über die Unvollkommenheit jedes Patienten erheben und verstehen, dass auch sie von Gott bestimmt ist. Mir fiel das immer schwer, besonders in diesem Fall. Doch in der Tiefe der Seele bin ich glücklich. Entgegen dem äußeren Anschein hatte sich die unterbewusste Aggression der Frau gegen den Sohn beträchtlich verringert. Nach zehn Tagen rief sie mich an.
„Ich weiß nicht, wie es sich mit der unterbewussten Aggression verhält, aber äußerlich bemühe ich mich, ihn nicht zu verurteilen, und ich bete“, sagte sie.
„Auch auf innerer Ebene sieht es bei Ihnen gut aus“, antwortete ich. „Hat sich die Haltung des Sohnes zu Ihnen geändert? Erzählen Sie bitte.“
„Ja, er ist umgänglicher geworden“, lautete ihre Antwort.
Als ich mit der Frau telefonierte, erkannte ich ihre Stimme nicht wieder. Das Metallische in ihrer Stimme, das ich beim ersten Mal gehört hatte, war offensichtlich für immer verschwunden. Ich habe oft Misserfolge und Situationen erlebt, in denen ich außerstande gewesen bin und nicht gewusst habe, wie den Menschen zu helfen ist. Aber solche Fälle geben das Gefühl, dass es einfach notwendig ist, voranzuschreiten und alle Misserfolge als Möglichkeit zur Vervollkommnung aufzufassen.
In der Sitzung fragt mich überraschend eine Frau: „Wenn ein negativer Gedanke aufkommt, muss man ihn verdrängen? Hilft das?“
„Nein, natürlich nicht“, antworte ich.
„Sie irren“, antwortet resigniert die Frau. „Ich habe festgestellt, dass mir dann besser wird.“
„Für lange Zeit?“, frage ich. Sie zuckt mit den Schultern.
„Es geht einfach darum, dass ich das aus strategischer Sicht sehe, Sie aber aus momentaner. Der negative Gedanke ist die Folge, die Ursache aber liegt darin, dass sich die Seele an etwas Irdisches klammert. Wenn ständig gegen die Folge gekämpft wird, tritt eine Besserung ein, doch dann ergibt sich eine noch größere Finsternis. Der unreine, negative Gedanke — eben das ist die Krankheit. Wenn die Medizin versuchte, die Krankheit und nicht die Ursache zu beseitigen, erlebte sie immer einen Misserfolg. Doch dieser trat erst später ein, anfangs war eine Besserung zu verzeichnen. Und sie wurde für eine Genesung gehalten. Gegenwärtig hat sich dieser Übergang von der Verbesserung zur Verschlechterung beträchtlich verkürzt. Die Ärzte haben begonnen einzusehen, dass nicht die Krankheit, sondern die Ursache der Krankheit beseitigt werden muss. Sehr aufschlussreich ist hierbei die Haltung zu erhöhter Körpertemperatur. Früher wurde versucht, das Fieber zu senken, weil man es für eine Krankheit hielt, nunmehr sieht man das vollkommen anders.
Dasselbe findet auch in der Wunderheilkunde statt. In den anfänglichen, primitiven Verfahrensweisen versuchte der Wunderheiler, die Krankheit zu entfernen und zu vernichten, zu verbrennen oder irgendwohin zu übertragen. Und es entwickelte sich die Technik, Krankheiten mit einem Strahl aus dem dritten Auge zu verbrennen, in das Innere der Erde oder in das Zentrum der Sonne zu verbannen, in irgendwelche Gegenstände oder Tiere zu verlagern, sich Krankheiten als Fisch vorzustellen, um sie im Weltmeer ,zu ertränken’ usw. Das hilft, wenn die Ursache, die durch die Krankheit blockiert wird, unbedeutend ist. Dann erfolgt die Rückkehr des Problems sanft und langsam. Wenn aber die Abhängigkeit vom Irdischen sehr stark ist, dann führt diese Technik nicht zur Besserung, sondern zur Verschlimmerung. Alle Kräfte gehen für die Folge und nicht die Ursache drauf. Dieser Mechanismus ist seit langem bekannt. Denken Sie an das von Jesus Christus erzählte Gleichnis von den Teufeln.
Der Teufel — das ist ein
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