Das Reine Karma 1
Orientierung auf das Schicksal und das Verlangen, das Schicksal über Gott zu stellen. Es passierte erneut das, was mir bereits die letzten zwei, drei Monate die Stimmung verdorben hatte. Ich dachte, dass ich darüber hinweg sei, doch bisher war das nicht der Fall. Nach wie vor bestand eine starke Bindung an ein glückliches Schicksal, ich vermochte mich nicht zu reinigen. Als ich die Situation analysierte, stellte sich heraus, dass es damit zusammenhing, dass sich in den letzten Monaten meine materielle Lage verbessert hatte. Ich hatte die Möglichkeit, aus dem einen Zimmer in der Gemeinschaftswohnung in eine eigene Wohnung zu ziehen. Möglicherweise war da noch eine andere Variante der Bindung an das Schicksal im Spiel, die sich verstärkt hatte und die ich nicht kannte. Um die Quellen, die dem Schicksal zugrunde liegen, zu erkennen und zu klassifizieren, sie zu benennen und zu systematisieren, war ein weiterer Vorstoß erforderlich, zu dem ich aber nicht die Kraft hatte. Ich beschloss, dieses Thema nach dem Erscheinen des zweiten Buches zu erforschen. Doch meine persönlichen Pläne stimmten nicht mit den Plänen des Göttlichen überein, und ich konnte die Situation nicht kontrollieren. Das zeugte von einer sehr gefährlichen Lage und davon, dass ich nur überleben konnte, wenn ich mich auf eine höhere Ebene erheben würde. Ich fürchte nicht den Tod. Alle Nahestehenden habe ich ständig kontrolliert, deshalb war ich in dieser Hinsicht beruhigt und der Meinung, dass ich keine sehr empfindlichen Stellen habe. Dadurch erfolgte die Bindung ans Irdische. Offensichtlich gab es solche Schwachstellen doch. Und an diesen Stellen wurde ich getroffen. Zwei Tage nach meiner Ankunft rief ich in Leningrad an und fragte meine Assistentin, wie die Lage war. „Große Unannehmlichkeiten. Ihr Patient, den Sie gerade behandeln, ist gestorben.“
Das war der erste Fall in meiner Praxis, dass ein Mensch, der eine Überlebenschance gehabt hatte, gestorben war. Ich zweifelte keinesfalls am Erfolg meiner Methode. Die Methode funktionierte einwandfrei. Doch in diesem Augenblick brach alles zusammen, zumal meine Assistentin mich daran erinnerte, dass der Patient angerufen und von einer Depression gesprochen hatte, doch ich seinen Worten keine Bedeutung beigemessen hatte. Wenn ich nicht begonnen hätte, ihn zu heilen, vielleicht hätte er noch ein halbes oder ein Jahr gelebt? In letzter Zeit hatte sich die Kraft meiner Einwirkung vielfach verstärkt. Bereits nach der ersten Sitzung waren viele physisch sehr stark betroffen gewesen. Und dieser Mann hatte drei Infarkte erlitten. Er war mir sehr sympathisch gewesen. Ein netter, kluger Mensch. Damals musste ich die Entscheidung treffen, ob ich das Recht habe, weiter zu praktizieren. Ich beschloss, diese Entscheidung bis zu meiner Rückkehr nach Leningrad aufzuschieben.
Einige Tage später begriff ich, dass ich selbst mein System zerstörte. Ich hatte alle gelehrt, dass das Bedauern der Vergangenheit, mangelnder Glaube an Gott, ein Programm zur Vernichtung des Universums ist, und erklärt, dass jedes Ereignis gottgegeben ist und der bei Unglück aufkommende Todeswunsch ein gegen Gott gerichteter Hass ist. Ich biss also die Zähne zusammen und begann, mich mit dem, was geschehen war, entsprechend abzufinden. Doch das geschah mehr oberflächlich, innerlich ging der Prozess weiter. Das wurde mir in einer interessanten Situation bewusst.
Wir fuhren mit dem Wagen von Jalta nach Sudak. Ich hatte ein seltsames Gefühl, dass wir einen Unfall haben können. Auf dem Rückweg machten wir eine Rast und gingen baden. Als ich zurück zum Ufer schwamm, attackierte mich eine Möwe im Sturzflug. Ich schrie und fuchtelte mit den Armen, und der Vogel drehte im letzten Moment ab. Dann stürzte er sich erneut von oben auf mich. Ich wehrte ihn mit den Händen ab, doch er kam ein drittes Mal und wiederholte den Angriff. Ich war schockiert, aber mich interessierte auch der Zusammenhang. Als ich mein Feld betrachtete, sah ich, dass es das Feld eines Verstorbenen war. Da begriff ich, warum sich die Möwe auf mich stürzte. Der Grund war mein Wunsch zu sterben, der wegen meiner Orientierung auf ein glückliches Schicksal aufgekommen war. Ich reinigte mich, und wir fuhren weiter. Als wir ankamen, rief mich eine Bekannte an und sagte mir, dass sie sehr schlechte Vorahnungen habe. Ich betrachtete das Feld meiner Freunde und fand analoge Vernichtungsprogramme. Der Urheber war ich.
Ich kehrte nach Leningrad zurück. Am
Weitere Kostenlose Bücher