Das Reine Karma 1
das ist für dieses zweite Buch nicht von Belang. Das ist das Schicksal des Menschen in der Gesellschaft, in anderen Zivilisationen, auf anderen Planeten, in anderen Welten und anderen Universen. Zu mir hat man wiederholt gesagt: „Warum erzählst du jedem Patienten ähnliche Dinge? Lade doch zehn Personen zusammen ein, halte einen Vortrag und erkläre dann jedem die Details.“ Für mich kommt das nicht in Frage, ich habe gespürt, dass das Pfusch ist. Dann habe ich begriffen, worauf es ankommt. Wenn ich mit dem Patienten spreche, sehe ich ihm in die Augen und erkenne an geringsten Anzeichen, ob er die Information aufgenommen hat. Wenn ich sehe, dass die Information nicht aufgenommen wird, dann weiß ich, dass ich mich ändern, mich über mich selbst erheben und mich verständlicher ausdrücken muss, damit meine Worte begriffen werden. Ich muss abstrakte Informationen geben, das sie leichter aufzunehmen sind. Heute kann ich in zwei, drei Sätzen erklären, worüber ich früher tagelang gesprochen habe. Der gewaltige Informationsfluss, der auf jeden zukommt, muss weitgehend verdichtet werden. Deshalb nimmt bei mir 99 Prozent der Zeit nach wie vor nicht die Diagnostik, sondern die Erläuterung in Anspruch. Und der Umgang mit jedem Patienten stellt für mich ein Duell dar, bei dem der Sieg in der maximalen Weitergabe von Informationen an den anderen besteht. Dann kommt dem Patienten gleichsam die Erleuchtung. Aber das strapaziert. Hinter jedem meiner Worte stehen vielfach mehr Informationen als früher.
In New York fragte mich der Vater eines Mädchens, das große Probleme hatte, wobei er mich wie einen ertappten Dieb ansah:
„Sagen Sie das jedes Mal den Patienten?“
„ Ja, jedes Mal, mit Ausnahme von Details, die tödlich sind.“
Ich bin es wirklich leid, immer ein und dasselbe zu wiederholen. Doch um dem Patienten konkrete Informationen zu geben, bin ich gezwungen, das System vollständig zu erklären. Aber jedes Mal suche ich nach neuen Worten und neuen Vergleichen. Beispiele sind sehr zeitsparend. Ich erinnere mich, wie ich dem Patienten eine gute Stunde erklärt habe, dass man nicht auf sich böse sein und sich nicht verurteilen darf.
„Aber das spornt mich doch an“, wunderte er sich.
Er hatte nicht begriffen, dass jede Verurteilung und Kränkung ein verdeckter Wunsch ist zu sterben, dass jede innere Aggression gegen sich der eigene Todeswunsch ist. Er nickte zwar, doch seine Seele hatte es nicht aufgenommen. Die Hauptinformation wird nicht mit Gedanken, sondern Gefühlen wahrgenommen. Emotionale und bildhafte Einwirkung dringt tiefer ein.
„Stellen Sie sich zwei Menschen vor“, sagte ich zu ihm. „Beide haben sich im Wald verlaufen. Der eine unternimmt alle Anstrengungen, um aus dem Wald herauszufinden. Der andere nimmt einen Knüppel, schlägt sich auf den Kopf, jammert und wehklagt. Sie sind der Zweite.“
Es vergehen immer Bruchteile einer Sekunde, und ich sehe, dass die Information angekommen ist. Dementsprechend habe ich meine Methode auf bildhafte Erklärungen ausgerichtet.
In New York hatte ich drei Patienten mit onkologischen Krankheiten. Allen sagte ich ein und dasselbe. Bei allen verbesserte sich ihr Zustand.
Ich wollte für zehn Tage nach Jalta fahren. Vor meiner Abreise rief ein Bekannter an:
„Erinnern Sie sich, ich hatte Sie gebeten, eine Arbeitskollegin zu betrachten. Sie haben damals mit ihr eine halbe Stunde gesprochen. Nach dem Gespräch mit Ihnen ging sie zu einer Untersuchung, wo man bei ihr Krebs mit Metastasenbildung feststellte. Nach einem Monat wurden die Untersuchungen wiederholt — davon war nichts mehr vorhanden. Wenn Sie wollen, bringt Sie Ihnen die schriftliche Bestätigung vorbei.“
Mir braucht man nichts zu bestätigen, aber der Fall war wirklich von Interesse. Eine Sitzung und eine allgemeine Erläuterung meiner Methode hatten ausgereicht, um einen Menschen aus einer schwierigen Situation zu erlösen. Früher, wenn ich verzweifelt war und dachte, dass ich nicht heilen kann, schenkte mir das Schicksal Erfolgserlebnisse, die mich beflügelten. Jetzt hatte ich laufend Erfolg. Nunmehr wusste ich zum ersten Mal, dass die Methode funktioniert und eine Perspektive hat. Das ist nicht nur einfach eine Methode, sondern eine Weltsicht, ein neues System von Ideen.
Ich fuhr nach Jalta, meine Stimmung war sehr schlecht. Am zweiten Urlaubstag vergaß ich die Videokamera meines Freundes im Wagen. Dann gab es weitere Unannehmlichkeiten. Der Grund hierfür war die
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