Das Reine Karma 1
Ursache lag bei mir. Wenn ich mich wehrte, landete ich entweder im Gefängnis oder ich würde getötet. Doch da trafen zur rechten Zeit seine uniformierten und bewaffneten Kollegen ein. Alles lief glimpflich ab. In der Unterkunft tranken mein Freund und ich ein Glas Wodka und begannen, die Situation zu analysieren. Zwanzig Minuten später war mir alles klar. Mir wurde deutlich, dass ich zu der Konferenz mit dem Gefühl gefahren war, anderen überlegen zu sein, und dass ich mich für einen einzigartigen Spezialisten auf dem Gebiet der Karma-Diagnostik hielt. „Ich habe Forschungen durchgeführt, die in der Geschichte der Menschheit einmalig sind, und ich kann das heilen, wovor Wunderheiler und die Schulmedizin versagen“ — das war damals mein Gefühl. Kurz gesagt, meine Arroganz, mein Selbstwert- und Exklusivitätsgefühl hatten den Hochmut bis zum Grenzwert verstärkt. Ich hatte vergessen, dass ich in erster Linie Ausführender und dann Handelnder bin. Das bedeutete für mich entweder Tod, Körperverletzung oder Demütigung. Da mein Energiepotential höher als bei anderen ist, laufen die Karmaprozesse bei mir schneller ab. Wie sich herausstellte, war dieser Vorgang für mich die schonendste Variante. Für den Milizionär empfand ich keine brüderlichen Gefühle, doch ich war Gott dankbar und begriff, dass der Milizionär nicht schuld war. Es blieb nur noch ein unangenehmer Aspekt: Das Feld des Milizionärs war zerstört worden, ein Selbstvernichtungsprogramm war bei ihm aktiviert worden. Mir war unverständlich, warum er dafür leiden musste, dass mein Leben durch ihn gerettet wurde. Ich betrachtete die Situation immer wieder auf der feinen Ebene und verstand dann alles. Er hatte sich hinreißen lassen und sich zweimal auf mich gestürzt. Nach dem ersten Angriff war sein Feld noch rein gewesen, d.h. das war die Blockierung meines Hochmuts, wofür er keine Strafe erhalten hätte, doch beim zweiten Mal hatte er überzogen. Außerdem hatte er Emotionen und Arroganz in seine Seele eindringen lassen. Offensichtlich ist auch beim Verprügeln ein gewisser Ehrenkodex einzuhalten. Ich habe damals verstanden, dass, wenn eine Reinigung der Seele durch Diebe und Räuber erfolgt, diese nicht für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden können. So ist auch verständlich, warum Mafiabosse, die ich aus der Ferne betrachtet habe, in der Regel ein harmonisches Feld und ein niedriges Aggressionsniveau haben. Von ihrer Harmonie hängen das Schicksal und das Leben ihrer Organisationen ab. Dies war eine gute Lehre, doch ich beherzigte sie leider nicht.
Einen Monat später war ich in der Redaktion. Wir sprachen über das moderne Indien und die dort lebenden Menschen, denen Superfähigkeiten verliehen sind. Meine Gesprächspartner waren von deren Möglichkeiten begeistert. Mir missfiel das. Das sind doch Fakire! Sie vermitteln kein Wissen, versetzen nur in Erstaunen. Ihr ganzes Programm besteht darin, dass man vor ihnen auf die Knie fällt und sie anbetet. Ich hatte wieder vergessen, dass jeder Fakir, jeder vollkommene oder unvollkommene Mensch von Gott geführt wird. Aus energetischer Sicht waren meine Worte eine Demütigung dieser Menschen und ihrer Fähigkeiten. Ich hatte mich versündigt. Wozu das führen kann, erfuhr ich fünf Minuten später.
Das war im Januar 1994. Ich ging die Straße entlang auf eine T-förmige Kreuzung zu. Auf der Hauptstraße fuhr ein Kühltransporter, der scharf bremste und abbog. Ich ging, in Gedanken versunken, auf dem Bürgersteig in seiner Richtung und war auf gleicher Höhe mit ihm, als plötzlich hinter ihm ein Pkw hervorpreschte und direkt auf mich zufuhr. Noch eine Sekunde — und das Unglück wäre passiert. Ich vermochte trotzdem noch zur Seite zu springen. Als ich mich umdrehte, sah ich den Wagen in der Ferne verschwinden. Ich betrachtete die Situation auf der feinen Ebene und sah wieder, dass ich mich und meine Fähigkeiten über Gott gestellt hatte: Ich hatte begonnen, andere zu verurteilen. Überheblichkeit und Verurteilung hatten in wenigen Minuten meinen Hochmut auf ein lebensgefährliches Niveau erhöht. Und auf der Straße kam mir ein Fahrer mit gleichem Hochmut und Verachtung, die von seinen Fähigkeiten verursacht wurden, entgegen. Als er sah, dass der Kühltransporter abbog und er bei seinem Tempo nicht mehr rechtzeitig zum Halten kommen würde, raste er, ohne sich Gedanken zu machen, auf dem Bürgersteig weiter. Ich denke, dass wir beide hierbei hätten umgekommen können und
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