Das Reine Karma 1
hätte niemals vermutet, dass Hochmut etwas Schlechtes ist.“
Einige Stunden später ging ich erneut zu ihnen aufs Zimmer. Die Frau sagte, der Sohn habe nach unserem Gespräch wieder Wasser trinken können und auch nicht mehr erbrochen. Er habe sich beruhigt und bis Mittag geschlafen. Am nächsten Morgen kam die Frau von selbst zu mir und fragte, was sie weiter tun solle — den Sohn in die Stadt bringen oder nicht. Der Junge wies keine Krankheitssymptome mehr auf. Ich sagte, dass er nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich gesund sei, somit kein Grund zur Sorge bestehe.
Ich sprach mit einer Frau, die eine sehr komplizierte Krankheit hatte.
„Ihre Probleme hängen damit zusammen, dass Sie Ihre körperliche Hülle über die geistige gestellt haben. Wenn ein einfacher Mensch eifersüchtig ist, ist die Folge eine Krankheit. Ein stolzer Mensch hingegen wünscht, wenn er eifersüchtig ist, dem Objekt seiner Eifersucht offen den Tod, und er stirbt selbst. Ein Mann, der Sie auf Händen trägt, kommt für Sie nicht in Frage, weil Ihre Seele durch Hochmut und Orientierung auf die Familie verunreinigt ist. Sie und Ihre Kinder kann nur ein Mann retten, der Ihre Hochmut erniedrigt, Sie kränkt und die stabilen Familienbände zerstört. Doch Sie wollen das nicht akzeptieren, deshalb haben Sie Ihre Hochmut noch verstärkt und das alles an die Kinder und Enkel weitergegeben.“
„Aber wie kann ich denn akzeptieren“, antwortete sie gequält, „dass er mich demütigt und verhöhnt? Soll ich da noch dankbar sein und mich damit abfinden?“
„Er hat damit nichts zu tun. Sie müssen Gott danken, nicht dem Menschen, das wäre Masochismus. Äußerlich können Sie handeln, wie Sie es wollen, und wenn Sie ihm einen Teller an den Kopf werfen, denn äußerlich haben Sie mit dem Menschen Umgang, innerlich aber mit Gott. Hier darf nur Liebe und Dankbarkeit herrschen. Da der Mensch jedoch nicht spürt, wie bewusste Aggression ins Unterbewusstsein übergeht, ist es vor allem anfangs besser, keine äußere Aggression zu bekunden, d.h. alles als gottgegeben vollkommen zu akzeptieren.“
„Das heißt, er kann mich demütigen und beleidigen, ich aber soll mich freuen? Das ist grotesk und ungerecht!“
„Kann man sich denn zu einer Krebszelle human verhalten? Wir können nicht sehen, was mit unserer Seele geschieht. Diese Fähigkeit besaßen nur die Heiligen. Stellen Sie sich vor, ein Mensch ist am Ertrinken, jemand packt ihn bei den Haaren und zieht ihn aus dem Wasser. Vor Schreck klammert er sich an den Retter und behindert ihn. Wenn er jedoch versteht, dass er dadurch gerettet wird, dann gibt er den Widerstand auf. Im Christentum wird das Demut genannt. Jetzt ist die Zeit gekommen, in der sogar Demut zu wenig ist. Man muss nicht nur den Schmerz akzeptieren, sondern sich freuen, dass er die Seele und natürlich auch den Körper rettet. Innerlich soll man nicht nur den Schmerz demütig akzeptieren, sondern damit auch helfen, den Körper zu retten. Unser Retter ist Gott, wir helfen ihm bei der Reinigung unserer Seelen, wenn wir im Gebet von vornherein alle Erniedrigungen und Unannehmlichkeiten für unseren Körper akzeptieren, über die auch unsere Seele gereinigt wird. Je mehr Leiden die Seele übernimmt, umso weniger bleiben für den Körper übrig.“
„Soll man etwa ohne Emotionen leben? Kann man das dann noch Leben nennen?“
„Nein, man muss mit Emotionen leben. Nur innerlich für die glück- und freudenstrahlende Liebe, äußerlich entsprechend der Situation. Wenn Sie äußerlich verzagt und traurig sind, dann muss bei Ihnen innerlich Freude und Liebe herrschen. Alles Irdische unterliegt der Zerstörung, das Geistige aber nicht. Es tut uns weh, wenn der Körper zerstört wird. Da unsere Körper der Erde gehören, werden wir erkranken, uns quälen und sterben. Es gibt jedoch Qualen, und es gibt Leiden. Wenn wir verstehen können, dass alles Irdische der Zerstörung unterliegt, dann sind wir imstande, uns nicht tödlich an die Erde zu binden und den Schwerpunkt nicht auf das Irdische, sondern auf die Liebe zu Gott zu legen. Die alten Römer hatten einen Brauch: Auf dem Höhepunkt des Festmahls und Vergnügens ertönte ein Trommelschlag, dann wurde auf einer Tragbahre eine halbverweste Mumie in den Saal gebracht. Einige Minuten lang schauten alle sie schweigend an, dann wurde die Mumie wieder herausgetragen, und das Fest ging weiter. Die Alten verstanden und wussten, wie man sich vergnügt, doch sie sahen und wussten
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