Das reine Karma 2
Länder bereit ist, neue Ideen und neues Denken zu akzeptieren, ohne die die Menschheit nicht in den morgigen Tag treten kann.“ Ein Mann sagte zu mir:
„Im Westen haben die Menschen gearbeitet und materielle Werte geschaffen, in Russland haben sie getrunken und sich dem Müßiggang ergeben. Und dieser Müßiggang ist bis heute allen zur Gewohnheit geworden, deshalb kommt Russland aus seinem Loch nicht heraus.“
„Wissen Sie“, antwortete ich ihm. „Ich habe gelesen, dass der eine pflügen und säen muss, damit der andere meditiert. Doch wenn man es richtig betrachtet: Damit der eine pflügt und sät, muss der andere meditieren. Jeder ökonomischen Errungenschaft liegt eine bestimmte Geistesleistung zugrunde. Jeder Errungenschaft in der Technik liegt eine Idee zugrunde.“
„Die Bolschewiki sagten: ,Nimm dem anderen weg, und du wirst glücklich’.“
„Und so haben die Menschen einander ihr ganzes Leben lang weggenommen und gehofft, glücklich zu werden. Wirtschaftlicher Aufschwung ist immer das Ergebnis eines vorangegangenen geistigen Aufschwungs. Ein Mensch, der nicht körperlich arbeitet und dessen Arbeitsergebnisse nicht sichtbar sind, arbeitet nicht für die berührbare und fühlbare Gegenwart, sondern für die Zukunft.“
„Gut, aber wer wird dann diese Zukunft bauen? Müßiggänger?“
„Müßiggang ist aller Laster Anfang, aber auch die Schwester aller Tugenden. In der deutschen Armee gab es offenkundig eine Unterteilung der Offiziere in vier Kategorien:
Erstens: Dumm und energisch. Das sind die gefährlichsten Menschen, sie müssen sofort entlassen werden.
Zweitens: Dumm und faul. Das sind untergeordnete Offiziere, die nichts Überflüssiges und Unnötiges tun.
Drittens: Klug und energisch. Das sind Offiziere der mittleren Befehlsebene und Stabsoffiziere.
Viertens: Klug und faul. Das ist die Elite, das höchste Führungspersonal.
In einem bestimmten Umfang ist Müßiggang ökonomisch und stimuliert den geistigen Fortschritt. Um sich heute normal zu entwickeln, muss der Mensch gleichzeitig klug und dumm sein. Das bedeutet, dass ein kluger Mensch verpflichtet ist, sich das Recht auf unlogische, törichte und unbedachte Handlungen vorzubehalten. Ein energisch arbeitender Mensch muss begreifen, dass Perioden der Faulheit und des Müßiggangs eine Abwechslung im Arbeitsregime sind, die einfach erforderlich ist, damit der Organismus normal funktioniert. Jetzt bricht die Zeit an, in der sich in jedem Menschen das vereinigt, was früher verstreut war und nur in der Gesamtheit als Resultat von Gruppenarbeit zur Wirkung kam. Jetzt beginnen sich in der Seele jedes Menschen die Gegensätze, deren Vereinigung er früher nicht ausgehalten hätte, zu vereinen, ohne dabei zu verschmelzen. Und dieses Neue setzt sich durch die neue Wahrnehmung der Welt durch.“
Ich hatte ein interessantes Gespräch mit einem Belgier.
„Auf den Fahnen der Französischen Revolution stand geschrieben: ,Freiheit. Gleichheit. Brüderlichkeit.’ Doch Freiheit schließt Gleichheit aus, und Gleichheit schließt Freiheit aus. Unter dem Sozialismus wurde versucht, Gleichheit herzustellen, deshalb verschwand die Freiheit. Aus diesem Grund kam es zu Verletzungen der Menschenrechte.“
„Ich bin gewohnt, das ,Warum?’ zu hinterfragen“, antwortete ich. „Auf die erste Frage ,Warum?’ haben Sie geantwortet. Unter dem Sozialismus hatte der Mensch keinerlei Rechte. Aber warum wurde gerade diese Losung auf die Fahnen geschrieben? Warum strebten die Menschen nach scheinbar Unmöglichem — nach Freiheit und Gleichheit? Weil Freiheit die Verkörperung irdischen Glücks und irdischer Güter war, Gleichheit und Brüderlichkeit — die Verkörperung von Geisteswerten. Und die Menschen strebten immer danach, das eine und das andere zu erreichen. Doch die Entwicklung des Irdischen erfolgte über die Verteidigung und Festigung dieses Irdischen, und die Entwicklung des Geistigen erfolgte über die Einschränkung und Zerstörung des Irdischen. Deshalb gab es östliche Despotien, in denen die Rechte jeder Persönlichkeit gnadenlos unterdrückt wurden. Beschränkungen wurden nicht nur dem Körper, sondern auch dem Bewusstsein, das mit den Bedürfnissen des Körpers verbunden ist, auferlegt. Der Ausdruck ‚Gehirnwäsche’ stammt aus China, wo man einem Menschen, der einen aufrührerischen Gedanken äußerte, solange Wasser in die Nase goss, bis er den Verstand verlor. Und es gab westliche Demokratien, in denen die Gesetze danach
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