Das Reisebureau Thompson und Comp.
Dampfers
The Traveller
, und der tüchtige Kapitän Pip folgte hier, d. h. auf dem neuen Plakate, dem erprobten Kapitän Mathews, das war der ganze Unterschied. Im übrigen war das zweite Plakat nur ein Nachdruck des ersten.
Es handelte sich also um zwei, von verschiedenen Unternehmern in Aussicht genommene Fahrten.
»Etwas auffällig und merkwürdig,« dachte Morgan, ohne recht zu wissen warum.
Seine Unruhe wuchs aber noch, als er auch noch einen vierten und letzten Unterschied der beiden Ankündigungen entdeckte.
Während Baker and Co. von ihren Passagieren 78 Pfund Sterling verlangten, begnügten sich Thompson and Co. mit 76. 1 Der geringe Preisunterschied von zwei Pfund Sterling (40 M. oder 49
K
40
h
österr. W.) konnte aber doch in den Augen vieler Leute die Wagschale zugunsten dieser Seite senken. Man sieht, Morgan vertrat schon die Interessen seiner »Chefs«.
Die Sache beschäftigte ihn dermaßen, daß er schon am Nachmittage die Zwillingsplakate wieder aufsuchte. Was er da sah, beruhigte ihn jedoch: Baker nahm den Kampf auf.
Sein weniger auffallendes Plakat war durch ein neues ersetzt, das jedermann noch mehr in die Augen stach, als das der konkurrierenden Agentur. Was den Fahrpreis betraf, war der Thompsons nicht nur erreicht, sondern sogar noch unterboten. Baker verkündigte
urbi et orbi
, daß er die Vergnügungsreise nach den Archipelen für 75 Pfd. Sterl. (1500 M. = 1765
K
österr. W.) anböte.
Morgan legte sich daraufhin sorglos zum Schlummer nieder. Nichtsdestoweniger war der Wettstreit noch nicht zu Ende. Thompson and Co. konnte ja auf die letzte Ankündigung mit einer weitern Herabsetzung des Fahrpreises antworten.
Am nächsten Morgen erkannte er auch wirklich, daß seine Befürchtungen begründet waren. Schon früh um acht war quer über das Plakat Thompsons ein weißer Papierstreifen geklebt, der nur die Worte enthielt:
»Preis der Fahrt, alle Unkosten inbegriffen, 74 Pfd. Sterl.« 2
Die neue Herabsetzung erschien jedoch weniger beunruhigend. Da Baker den Fehdehandschuh einmal aufgenommen hatte, würde er sich ja auch weiter verteidigen. Und richtig, während Morgan im Laufe des Tages die Plakate sorgsam im Auge behielt, sah er, wie immer wieder nur weiße Streifen aufgeklebt wurden, deren letzter stets die frühern bedeckte.
Halb elf Uhr erniedrigte die Agentur Baker ihren Preis bis auf 73 Pfund Sterling, fünfzehn Minuten nach zwölf verlangte Thompson nur noch 72 Pfd., um ein Uhr vierzig Minuten erklärte Baker, daß eine Summe von 71 Pfd. völlig hinreichen werde, an der Lustfahrt teilnehmen zu können, und Punkt drei Uhr versicherte Thompson, 70 Pfd. (1400 M. = 1647
K
) wären dazu übrig genug.
Allmählich singen alle Vorübergehenden an, sich, belustigt durch die Schlag auf Schlag erfolgenden Unterbietungen, für den Wettkampf zu interessieren. Sie blieben ein paar Augenblicke stehen, warfen einen Blick auf die großen Anschlagzettel, lächelten und gingen dann weiter.
Der Kampf, bei dem Angriff und Abwehr einander die Wage hielten, ging inzwischen lustig weiter, der Tag endete jedoch mit einem Siege der Agentur Baker, die zuletzt nicht mehr als 67 Pfd. (1340 M. = 1576
K
50
h
österr. W.) verlangt hatte.
Nun bemächtigten sich die Tageszeitungen der Angelegenheit, die sie übrigens ziemlich verschieden beurteilten. Die
Times
z. B. tadelten das Reisebureau Thompson and Co., diesen wilden Krieg veranlaßt zu haben. Die
Pall Mall Gazette
und mit ihr das
Daily Chronicle
billigten dessen Vorgehen. Zuletzt hätte ja doch das Publikum den Nutzen von dieser scharfen Konkurrenz.
Doch, wie dem auch sein mochte: ungemein vorteilhaft mußte die seltsame Reklame für die der beiden Firmen ausfallen, die den endlichen Sieg davontragen würde. Das wurde schon vom Morgen des 28. an offenbar. Die Plakate waren an diesem Tage ununterbrochen von einer dichten Menschenmenge belagert, unter der schlechte Witze hin-und herflogen.
Der Kampf ging inzwischen nur noch hitziger, man könnte sagen, zum Handgemenge ausgeartet weiter. Jetzt verlief nicht mehr als eine Stunde zwischen Angriff und Gegenangriff, und die weißen Streifen häuften sich allmählich zu ansehnlicher Dicke übereinander.
Gegen Mittag konnte die Agentur Baker auf Grund ihres letzten Angebotes ruhig frühstücken. Ihrer Berechnung nach konnte die Reise nun schon für den Preis von 61 Pfd. (1220 M. = 1435
K
österr. W.) bestritten werden.
»Ich dächte gar! So viel Geld! rief ein rassereiner Londoner, ich nehme mein Billett nicht
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