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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Thompson und Kompagnie umgab. Übrigens hatten sie im Laufe ihres Lebens zu vielgesehen, um so leicht in Verwunderung zu geraten, und der Kapitän Pip, der sich auf Menschen gut verstand, war überzeugt, daß sein Gastgeber aller Gaben Frau Fortunas würdig sei.
    Offenbar war es nicht das erste Mal, daß die beiden an der gastlichen Tafel waren, wo die Lakaien diskret bedienten. Vom Umständemachen war hier nichts zu bemerken, es herrschte vielmehr die Zwanglosigkeit, die unter wahren Freunden ja selbstverständlich ist.
    Hinter dem Stuhle des Kapitäns saß in voller Würde Artimon, der diesen Platz mit Recht beanspruchte und sich durch keinen Weltuntergang davon hätte vertreiben lassen. Daran dachte hier auch übrigens niemand, und der Kapitän genierte sich in keiner Weise, ihm wiederholt einen leckern Bissen zuzustecken, den Artimon mit großem Ernste annahm. Er war gealtert, der kluge Artimon, doch sein Herz war jung geblieben. Seine Augen richteten sich noch ebenso verständnisvoll und ebenso lebhaft auf die seines Herrn, dessen Ansprachen er, mit den langen Ohren wedelnd, sichtlich interessiert anhörte. Auch er kannte sehr gut das Haus, wohin er heute Abend mit eingeladen war. Verhätschelt von der Frau des Hauses, die den Retter ihres Gatten nicht vergaß, und von der Dienerschaft wie eine Großmacht respektiert, wußte er auch einen guten Tisch zu schätzen, und billigte energisch die Absicht seines Herrn und Meisters, als dieser ihm anvertraut hatte, einen Abstecher nach Paris zu machen.
    »Aus welchem Land kommen Sie denn diesmal, Herr Kapitän? fragte Gramon im Laufe des Essens.
    – Ach, nur von New York, antwortete der Kapitän, der jetzt bei der Cunard-Linie angestellt war, die ewigen Überfahrten zwischen England und Amerika aber recht herzlich satt hatte. Ich sage Ihnen, das wird unsereinem bald höllisch langweilig, Herr Marquis!
    – Nun, einen Tag oder den andern werden wir Ihnen schon wieder begegnen, fuhr Gramon fort. Unsre beiden Frauen haben den Wunsch ausgesprochen, bald einmal wieder zur See zu gehen, obwohl sie damit ja ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht haben. Jetzt lassen wir auf einer Werft in Havre eine Jacht etwa von tausend Tonnen bauen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch die Frage an Sie richten, ob Sie uns vielleicht einen zuverlässigen Seemann als Kapitän empfehlen können.
    – Ja, da kenne ich nur einen, antwortete Pip treuherzig, das ist ein gewisser Pip, der, wie man sagt, kein so schlechter Seefahrer sein soll. Mit dem hat es nur eine besondre Schwierigkeit. Dieser Pip hat sich verheiratet, ohne eine Frau zu nehmen. Mit ihm muß auch ein Hund engagiert werden. Das arme Tier ist leider schon alt und wird’s nicht mehr allzulange treiben. Fünfzehn Jahre fährt er schon mit in der Welt umher, und das ist ein hohes Alter für einen Hund, setzte er mit einem Blick von melancholischer Traurigkeit an Artimon gewendet hinzu.
    – Wie, Kapitän, Sie wären wirklich erbötig…? rief de Gramon.
    – Das will ich meinen, versicherte der Kapitän. Ich bin die großen Passagierschiffe herzlich überdrüssig. Das ist eine zu lästige Ware. Und obendrein jahraus jahrein nur von Liverpool nach New York und von New York nach Liverpool zu dampfen, das – Sie können’s mir glauben, Herr Marquis – das halte der Kuckuck lange aus.
    – So wäre unsre Angelegenheit also abgemacht, sagten de Gramon und de Sorgues gleichzeitig.
    – Abgemacht, wiederholte der Kapitän. Artimon wird dann in Pension treten an Bord der… ja, halt einmal, haben Sie Ihr Schiff denn schon getauft?
    – Zum Andenken an die »Seamew« (Seemöwe), sagte Dolly, haben es meine Schwester und ich »La Mouette« (die Möwe) genannt.
    – Ein herrlicher Gedanke! rief Baker ironisch. Ich sehe Sie bereits auf dem Wege nach Timbuktu!
    – Na, wir werden versuchen, diesem Malheur aus dem Wege zu gehen, erwiderte der Kapitän. Doch, bei Erwähnung der »Seamew«, erraten Sie wohl, wem ich da erst noch gestern in London begegnet bin?
    – Nun doch wohl Thompson! riefen alle Tischgenossen wie aus einem Munde.
    – Richtig: Thompson. Hübsch wie der junge Tag, elegant, munter, lebhaft und mit Goldkinkerlitzchen behängt wie ehemals. Der muß doch noch eine andre Geldtasche besessen haben, die dem Scheik entgangen ist. Oder hätten Sie vielleicht Ihre Drohungen nicht ausgeführt? fragte der Kapitän zu Baker gewendet.
    – Sprechen Sie davon lieber nicht! sagte dieser mit gestörter Laune. Dieser Thompson ist ein

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