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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Teufelskerl, der mich noch unter die Erde bringt. Natürlich habe ich meine Drohungen gehalten. Ich und zwanzig andre Passagiere haben den Possenreißer mit Prozessen überschüttet, die wir ohne Ausnahme gewonnen haben. Da Thompson außerstande war, zu zahlen, mußte er Konkurs anmelden. Seine Kontore hat er schließen müssen und auf der Liste der Reiseunternehmer ist sein Name gestrichen worden. Meine Befriedigung ist aber doch nicht vollkommen. Jeden Augenblick läuft mir der Mensch in den Weg. So viel ich weiß, tut und verdient er gar nichts, gleichwohl sieht er aus, als ob er in Gold schwömme. Er verhöhnt mich noch, der Kerl! Ich bin fest überzeugt, daß er verborgene Schätze besitzt und daß ich der… Geprellte bin.«
    Während dieser Abhandlung Bakers lächelten die beiden Schwestern einander an.
    »Beruhigen Sie sich nur, mein lieber Herr Baker, ließ sich Alice endlich vernehmen. Thompson ist ja gründlich aufs Trockene gesetzt und nicht mehr in der Lage, Ihnen jemals wieder Konkurrenz zu machen.
    – Wovon sollte er dann aber in seiner Weise leben? warf Baker ungläubig ein.
    – Ja, wer weiß das! antwortete Frau de Sorgues lächelnd. Vielleicht von einer Unterstützung, die ihm ein dankbarer Passagier zugewendet hat.«
    Baker fing an zu lachen.
    »Na, sagte er, den Passagier möchte ich auch erst kennen lernen!
    – Fragen Sie nur Alicen, riet ihm Dolly.
    – Fragen Sie nur Dolly! empfahl ihm die Marquise.
    – Wie?… Sie… Sie selbst! rief Baker mit höchstem Erstaunen. Sie wären das gewesen?… Welchen Grund konnten Sie aber haben, einem solchen Possenreißer aufzuhelfen? Hat er sich nicht über Sie eben so lustig gemacht wie über alle andern? Hat er seine Versprechungen nicht ganz leichtfertig gebrochen? Was hat denn noch daran gefehlt, daß er uns bald umkommen, so ein bißchen ertrinken ließ? Daß er uns auf San Miguel fast zermalmen, in São-Thiago vom Fieber fast verderben und in Afrika von den Mauren fast erschossen werden oder von der Sonne verbrennen ließ?
    – Das Glück hat ihn genarrt, sagten beide Schwestern.
    – Wenn nun aber seine Rundreise besser organisiert gewesen wäre, sagen Sie mir, wäre ich heute eine Gräfin? fragte Dolly, verständnisvoll ihren Gatten anlachend, der ihr mit einem entschieden zustimmenden Kopfnicken antwortete.
    – Ja, und wäre ich denn Marquise?« setzte Alice mit einem innigen Blick auf Gramon, den dieser erwiderte, hinzu.
    Baker wußte hierauf nichts zu antworten. Trotz aller ihm angegebenen Gründe blieb er unzufrieden, das sah man ihm schon von weitem an. Nur mit vieler Überwindung verzieh er es seinen Freunden, durch ihre sentimentale Barmherzigkeit nicht wenig die Folgen seiner Rache, die er sich gründlicher gewünscht hätte, abgeschwächt zu haben.
    »Nun ja: so sind einmal die Frauen!« knurrte er nur zwischen den Zähnen.
    Eine Zeitlang schwieg er dann noch und murmelte hierauf unverständliche Worte. Offenbar konnte er die ihm gemachte Mitteilung, wie man sagt, nicht recht verdauen.
    »Na, gleichviel, platzte er endlich heraus, eine merkwürdige Geschichte war es doch. Wie denken Sie darüber, Kapitän?«
    Der so geradezu um sein Urteil angerufene Kapitän kam etwas in Verlegenheit. Seine Pupillen wichen unter seiner inneren Erregung auseinander. Er schielte leicht, aber unverkennbar.
    Eine Gewohnheit lockt ja meist die zweite hervor und die wieder eine dritte. Nachdem er geschielt hatte, zwickte sich der Kapitän – heute aber nur sanft – an der Nase, und nachdem er der zweiten süßen Gewohnheit gefröhnt hatte, stellte sich die dritte ein: er drehte sich auf dem Stuhle um und wollte schon geschickt ins Meer spucken. Das Meer war aber etwas fern und an dessen Stelle breitete sich unter ihm ein Teppich mit Blumenmustern auf weißem Grunde aus. Bei diesem Anblick wurde der Kapitän irre und verlor ganz das Verständnis für das, was eben gesprochen worden war. Statt Baker zu antworten, hielt er es für klug und weise, einzig und allein Artimon mit dem, was er dachte, bekanntzumachen. Er beugte sich also unter den heitern Blicken seiner Freunde zu dem Hunde nieder.
    »Beim Barte meiner Mutter, Master, das ist doch eine höllische Überraschung, nicht wahr, Master?« sagte er nachdrücklich zu dem braven Tiere, das, ihm schon im voraus zustimmend, die langen Ohren schüttelte.
     
    Ende.

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