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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Schritt zu halten. Er brüllte ein paar Befehle -schließlich zahlte er die Miete – und ließ sie aus dem Becken ziehen.
    Tropfnaß und verärgert schauten die Astronauten ihn an. Die schweren Anzüge lasteten auf ihnen, als seien sie aus Blei gegossen.
    »Tolle Neuigkeiten, Leute. Mußte sie euch persönlich überbringen.«
    »Sie werden es nicht für möglich halten«, sagte Viktor, »aber die Anzüge haben Funkempfänger.«
    »Das hättet ihr bestimmt nicht über Funk hören wollen. Vergeßt das Training im Becken. Ihr werdet nicht in der Schwerelosigkeit operieren.«
    Noch eine Sparmaßnahme. Er und sein Team hatten sich nämlich für den Prototyp eines russischen Raumhabitats entschieden, das während des Flugs künstliche Schwerkraft erzeugen würde. Das Besatzungs-Modul war durch ein Kabel mit der letzten Stufe der großen Trägerrakete verbunden, die sie ins All schoß. Anschließend würden die beiden Module in Rotation versetzt werden, wodurch im Habitat eine künstliche, zentrifugale ›Gravitation‹ entstand.
    »Seht ihr«, sagte Axelrod, »das verringert die Kosten für Ausbildung und Ausrüstung. Löst auch andere Probleme – vor allem in medizinischer Hinsicht. Erleichtert ebenfalls die Installationsarbeiten.«
    Also würde die Konsortiums-Mission stattfinden. Doch welche vier von den acht würden nun fliegen?
    Julia hatte in der Nacht, bevor Axelrod die Teilnehmer verkündete, keinen Schlaf gefunden. Genauso wenig wie Viktor. Sie wußte es– schließlich lag sie neben ihm, während er sich im Bett herumwälzte und grübelte.
    »Du bist der Favorit«, sagte Viktor plötzlich. »Du mußt dich darauf einstellen, ohne mich zu fliegen.«
    »Ich, der Favorit?«
    »Siehst besser aus. Bist auch redegewandter.«
    Die Möglichkeit, ohne ihn zum Mars zu fliegen, hatte sie bisher überhaupt nicht in Betracht gezogen. Daß vielleicht nur einer von ihnen ausgewählt werden würde. Sie hatte nicht über ihre Zukunft nachgedacht, jedenfalls nicht unter dem Gesichtspunkt, den er gerade in dürren Worten skizziert hatte.
    »Für jeden von uns stehen die Chancen etwa fünfzig zu fünfzig.
    Und die Wahrscheinlichkeit, daß wir zusammen fliegen, beträgt 25 Prozent.«
    »Du bist der beste Pilot.«
    »Du bist die beste Biologin und auch in allen anderen Bereichen einsetzbar. Doch solange wir nicht mehr wissen, können wir nur spekulieren.«
    Sie drückte ihn an sich. »Die Vorstellung, daß unser gemeinsames Leben von der Wahrscheinlichkeitsrechnung bestimmt wird, gefällt mir nicht.«
    »Mir auch nicht. Die Prozente beherrschen schon unseren Arbeitsalltag.«
    Menschen waren eben keine Rennpferde, sagte sie sich. Sie waren einfach Menschen.
    Axelrod gab die Mannschaftsaufstellung auf einer großen Pressekonferenz bekannt. Ein Dickicht aus Kameras wuchs aus dem Boden, und tonnenschwere Spannung lastete auf den Anwesenden.
    Um den neugierigen Blick der Menschheit zu befriedigen. Die Astronauten hätten liebend gern darauf verzichtet, doch Axelrod hatte einem Kabelsender die Exklusivrechte für die Berichterstattung über dieses Ereignis verkauft.
    »Muß Kapital beschaffen, wißt ihr. Werde euch Leute nämlich mit allem Pipapo zum Mars schicken.«
    Und die vierköpfige Besatzung bestand aus – dem Ehepaar, Raoul und Katherine. Dem überaus telegenen Piloten, Marc Bryant. Und Julia.
    Aber nicht Viktor.
    Die vier auserwählten Astronauten saßen an einem langen Tisch auf dem Podest hinter Axelrod. Sie schaute auf die anderen. Raoul und Marc strahlten. Katherine hatte ihr professionelles Astronauten-Lächeln aufgesetzt, das alles Mögliche bedeuten mochte. Und sie?
    Es glich einem jähen Sturz in die Schwerelosigkeit. Ein tiefer Fall.
    Kein Viktor.
    Sie waren nicht nur Wahrscheinlichkeiten. Sie erinnerte sich, wie sie sich gesagt hatte: Wir sind Menschen und keine Rennpferde. Und nun würden sie doch Rennpferde sein.
    Sie saß im grellen Licht der Bühnenscheinwerfer und sagte sich: Kein Viktor. Für zweieinhalb Jahre. Wenn ich zurückkomme, wird es aus sein zwischen uns.

Kapitel 3
Januar 2018
    Das Rauschen des Funkgeräts schreckte sie auf. »Hier spricht die Basis. Habe deine Nachricht erhalten, Julia. Wie geht’s ihm?« Marcs Stimme war wie immer nüchtern und energisch, doch hörte sie auch einen Anflug von Besorgnis heraus.
    »Er ist stabil.« Sie leierte Viktors Symptome herunter und warf einen Blick auf das Gesicht des schlafenden Manns. Sie hatte eine einjährige Sanitätsausbildung absolviert und flog offiziell

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