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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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in keinem Verhältnis zum Ertrag.
    Im nachhinein betrachtet war das aber auch kein Wunder. Jeder Tramper im amerikanischen Westen marschierte durch ein Land, durch das einst Saurier und Bisons gezogen waren; doch nur selten sah jemand einen Knochen aus der Erde ragen. Julia ging methodischer vor und suchte tiefer an den offensichtlichen Stellen, wo einst Wasser an die Oberfläche gedrungen war und vielleicht tote Organismen transportiert hatte. Algenmatten vielleicht, die auch auf der Erde die erste große Lebensform gewesen waren. Doch war ihr kein Glück beschieden, obwohl sie für anderthalb Jahre Myriaden Schluchten und verheißungsvolle Böden uralter Seen untersucht hatte. Was aber nicht bedeutete, daß es nicht doch irgendwo Leben auf dem Planeten gab. Eine Milliarde Jahre waren eine lange Zeit – lang genug, daß Leben sich entwickeln konnte –, selbst wenn es seit drei Milliarden Jahren oder noch länger kein Leben mehr auf der Oberfläche des Mars gegeben hatte.
    Sie stampfte mit den Füßen, um die Blutzirkulation in Gang zu bringen. Die Heizung des Rovers wurde von der Verbrennungswärme des Motors betrieben, doch wie immer war der Boden kalt. Der Mars erinnerte einen immer daran, wo man war.
    Sie versuchte sich vorzustellen, wie es hier vor Milliarden Jahren ausgesehen haben mußte. In ihren Tagträumen verwandelte die unwirtliche rote Wüste sich in das Paradies, das sie vor Urzeiten vielleicht einmal gewesen war.
    Hatte das Leben sich der Vernichtung widersetzt, hatte es alle Strategien angewandt, bevor es in den Untergrund ging oder ganz verschwand?
    Die Todesursache des Lebens auf dem Mars war nicht etwa ein Defizit an Wärme oder Luft, sondern die zu geringe Masse des Planeten. Mit einer höheren Schwerkraft hätte er die aus den Vulkanen strömenden Gase zu halten vermocht und wäre wohl auch imstande gewesen, den Wasserdampf daran zu hindern, sich im Vakuum zu verflüchtigen. Weil auf dem Mars jedoch keine Photosynthese stattfand, reagierte das C02 mit dem Gestein und wurde in Karbonat umgewandelt. Die Atmosphäre wurde ausgedünnt, und der Planet kühlte sich ab …
    Nachdem der Wasserstoff vom aggressiven Ultraviolett der Sonne abgespalten worden war, ging der reaktionsfreudige Sauerstoff flugs eine Verbindung mit dem im Gestein enthaltenen Eisen ein.
    Bei der seichten Gravitations-Quelle verlor sich der flüchtige Wasserstoff in den Weiten des Alls. Das urzeitliche Kohlendioxid diffundierte ins Gestein und wurde für alle Zeit als Karbonat gebunden.
    Hätte der Mars näher an der Sonne gestanden, so wäre das Wasser durch das Sonnenlicht und die Wärme noch schneller verdunstet.
    Also mußten diese frühen Lebensformen einen langen und qualvollen Todeskampf geführt haben. Es gab Zeiten, da Seen und sogar flache schlammige Meere Lebensraum für primitives Leben gewesen waren – Marcs Kernbohrungen hatten Hinweise auf verlandete Ebenen erbracht, die nun zu Sedimentgestein verdichtet waren. Doch keine fossilen Wälder, nichts mit einer Wirbelsäule, nichts mit Schalen oder festen Körperteilen. Falls höhere Lebensformen sich vor langer Zeit hier gesonnt hatten, waren sie spurlos verschwunden.
    * * *
    Das gedrungene Habitat kam in Sicht, Übergossen von einem lachsrosa Sonnenuntergang.
    Sie waren auf dem flachen Boden des Gusev-Kraters gelandet, dessen Wände in der Ferne über einen Kilometer in den rosigen Himmel ragten. Mit einem Durchmesser von hundertfünfzig Kilometern war Gusev ein Spielplatz für Geologen.
    Es gehörte zu den heimlichen Freuden der Astronomen, eklektische Namen zu vergeben. Gusev war sozusagen eine verkleinerte Abbildung der Vereinten Nationen. Im Süden lag das Ma’adim Vallis, ›Tal des Mars‹ auf arabisch. Der Gusev-Krater war nach einem russischen Astronomen des neunzehnten Jahrhunderts benannt worden. Der kleine Krater in der Nähe ihrer Basis war von französischen Astronomen, die für die Amerikaner arbeiteten, auf den griechischen Namen ›Thera‹ getauft worden.
    Als sie einen südlichen Kurs einschlug, sah sie die erloschenen Schildvulkane von Thera. Unter anderem waren sie deshalb hier gelandet, weil Thera an der südlichen Peripherie von einem seltsamen dunklen Fleck markiert wurde. Der von der Erde telemetrisch geführte Rover Boy hatte handfeste Indizien dafür gefunden, daß es sich bei diesem Fleck um eine Salzebene handelte, die das Produkt einer vulkanischen Erscheinung war. Als sie dort ankamen, erhärteten die Indizien sich zu Beweisen, doch

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