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Das Ritterdrama von Schreckenstein

Das Ritterdrama von Schreckenstein

Titel: Das Ritterdrama von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Stephan nahmen den Kessel vom Spülstein, Dieter, Klaus und Andi drückten die Tischplatte auf den oberen Rand, Mücke und Hans-Jürgen hielten zwei Stühle bereit, um sie unterzuschieben.
    „Und jetzt — mit Schwung!“ ächzte Stephan. „Achtung, los!“
    Unter fürchterlichen Verrenkungen kippten sie den Kessel. Das Gewicht und die Wucht des plötzlichen Lastwechsels zog die drei mit der Tischplatte nach unten, Mücke und Hans-Jürgen schoben die Stühle unter, und Andi konnte gerade noch seine Finger herausziehen, bevor die Platte auf den Sitz knallte.
    „Süperb!“ lobte Mücke geschwollen. „Bei dem Schwung müsste sich das Kaninchen von der Kesselwand gelöst haben.“
    Dampfwalze und Ottokar hoben und drehten vorsichtig.
    „Ja! Irre!“ rief Klaus. „Das Denkmal wird von unten nach oben enthüllt. Mann, dass wir das hingekriegt haben!“
    Glänzend und fest ragte der gewaltige süße Turm in die Höhe. Da und dort schimmerte ein Osterei dunkel durch die weißbraun-gelb-rote Masse.
    „Unser Pfingstkaninchen hat Sommersprossen!“ freute sich Hans-Jürgen. „Schön gleichmäßig verteilt.“
    „He! Ihr steht da wie vor dem Weihnachtsbaum!“ fuhr Mücke dazwischen. „So viel Zeit haben wir nicht. Los, die Rollschuhe!“
    „Und was ist mit meinem Eischnee?“ Dampfwalze hielt die Schüssel hoch.
    „Seif es ordentlich ein, das Kaninchen!“ empfahl ihm Stephan.
    „Rasiert wird’s dann im Esssaal.“
    Klaus ging, die Ritter zu wecken. Gehört es doch zu einer Überraschung, dass alle sie gleichzeitig wahrnehmen. Wenn einer nach dem andern kommt, verpufft sie.
    „Mann! Was ist denn hier los?“ Die Ritterschaft kam geschlossen und staunte nicht schlecht, dabei war die Hauptsache noch gar nicht zu sehen. Nur die Tische standen zu einer einzigen langen Tafel zusammengerückt quer durch den Esssaal, ohne Tischtücher, ohne Geschirr. Lediglich ein Suppenlöffel lag vor jedem Stuhl, und in der Mitte über die gesamte Länge ein Seil.
    „Ich ahne eine Völlerei!“ Mit diesen Worten setzte sich Dr. Waldmann zwischen Strehlau und Rolf. Einen Lehrertisch gab es ja auch nicht.
    „Was soll nur das Seil? Da kommt doch noch was!“ dachte der Rex laut, zurückgelehnt zwischen Armin und Eugen sitzend.
    Die Kuhglocke am schwarzen Brett schepperte. Mücke stand davor und sagte an. „Im Sanatorium Burg Schreckenstein gibt’s heute Pfingstkaninchen, einen Gesundheitspudding mit allen verfügbaren Vitaminen! Zahl fängt an.“ Er deutete zum oberen Tischende, warf eine Münze hoch, fing sie auf und deutete zum unteren Tischende. „Dort geht’s los!“
    Keiner verstand, was er damit sagen wollte. Da ertönte ein Trompetensignal, Klaus öffnete die Esssaaltür, Andi marschierte mit seiner Trompete herein, hinter ihm trugen Stephan und Dampfwalze auf einer Tragbahre die runde Tischplatte mit dem Pfingstkaninchen zum unteren Tischende durch den Saal. „Pudding mit Rollschuhen!“ Emil deutete auf den leise zitternden Turm.
    Unter rhythmischem Klatschen der Ritterschaft marschierten Dieter und Hans-Jürgen hinterher. Am Ende angelangt, hielten sie die Tischplatte, damit Stephan und Dampfwalze die Tragbahre darunter herausziehen konnten. Andi stellte seine Trompete weg. Zu viert hoben sie den Pudding auf den Tisch. „Noch nicht, Mann!“ Dampfwalze schob Oskars Hand beiseite, die schon mit dem Löffel zustechen wollte. Unter der Platte waren Rollschuhe angeschraubt, vorn und hinten je eine Öse. Hier befestigte Stephan das Seil. Als er fertig war, zogen es Klaus am oberen und Dampfwalze am unteren Tischende stramm.
    „Wie man ein Pfingstkaninchen isst, das hat sich unser Dichter ausgedacht und wird es euch jetzt sagen!“ Mücke trat zur Seite.
    „Das Pfingstkaninchen ist eine Schlaraffenspeise!“ fuhr Hans-Jürgen fort. „Gefüllt mit den letzten Eiern von Ostern, fliegt es einem am Mund vorbei. Man braucht nur den Löffel hinzuhalten.
    Das wird die Nichtstuer freuen! Sie müssen sich nicht überanstrengen. Nehmt jetzt eure Löffel auf. Gleich flitzt das Kaninchen vorbei! Achtung los!“
    Musik setzte ein.
    Stephan spielte Akkordeon, Andi Trompete und Ottokar rührte die kleine Trommel.
    Alsbald gesellte sich auch Hans-Jürgen mit der Flöte dazu, und zu einer flotten Weise der fast kompletten Horror Rock Band zog Ottokar die Platte über die lange Tafel; Dampfwalze am hinteren Ende sorgte als Bremser für Seilspannung, damit die Platte nicht vom Kurs abkam.
    Wilde Laute ausstoßend, hackten Ritter und Lehrer

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