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Das Rosie-Projekt

Das Rosie-Projekt

Titel: Das Rosie-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graeme Simsion
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nach draußen gegangen. Nachdem nun drei Frauen, einschließlich Zuspätfrau, eliminiert waren, hatte ich meine Aufgabe fast vollständig erledigt.
    Mein Lammhirn wurde gebracht, das ich in zwei Hälften schnitt, um die innere Struktur freizulegen. Dann tippte ich Sharon an, die gerade mit Craig, dem Rassisten sprach, und deutete auf meinen Teller. »Mögen Sie Hirn?«
    Nummer vier erledigt, Aufgabe erfüllt. Ich setzte mein Gespräch mit Olivia fort. Wir unterhielten uns blendend und bestellten sogar weitere Getränke, nachdem die anderen das Lokal pärchenweise verlassen hatten. Wir diskutierten, bis wir die letzten Gäste waren. Als ich die Fragebögen in meinem Rucksack verstaute, gab mir Olivia ihre Kontaktdaten, die ich notierte, um nicht unhöflich zu wirken. Dann gingen wir getrennter Wege.
    Während ich nach Hause radelte, ließ ich den Abend noch einmal Revue passieren. Das Abendessen war eine äußerst ineffiziente Methode gewesen, um ungeeignete Frauen auszusortieren, aber der Fragebogen hatte beachtliche Dienste geleistet. Ohne seine Auswahlkriterien hätte ich zweifellos eine zweite Verabredung mit Olivia erwogen, die interessant und sympathisch gewirkt hatte. Vielleicht wären wir sogar ein drittes, viertes und fünftes Mal ausgegangen, bis wir eines Tages, wenn alle Nachspeisen eines Restaurants Ei enthielten, in der Eisdiele gegenüber feststellen würden, dass es dort kein eifreies Pistazieneis gäbe. Es war besser, das vorher geklärt zu wissen, bevor wir etwas in eine Beziehung investiert hätten.

5
    Ich stand im Eingangsbereich eines Vorstadthauses, das mich an das Backsteinhaus meiner Eltern in Shepparton erinnerte. Zwar hatte ich beschlossen, nie wieder an einer Singles-Party teilzunehmen, doch der Fragebogen erlaubte mir, die Qual unstrukturierter sozialer Interaktionen mit Fremden zu vermeiden.
    Als die weiblichen Gäste eintrafen, händigte ich jeder einen Fragebogen aus, den sie zu beliebiger Zeit ausfüllen und mir entweder auf der Party oder später per Mail zurückgeben könnten. Die Gastgeberin schlug mir anfangs vor, mich zur Gästeschar im Wohnzimmer zu gesellen, doch nachdem ich ihr meine Strategie erläutert hatte, ließ sie mich in Ruhe. Zwei Stunden später kam eine etwa fünfunddreißigjährige Frau mit geschätztem BMI von einundzwanzig aus dem Wohnzimmer zu mir, zwei Gläser Schaumwein in der einen, den Fragebogen in der anderen Hand.
    Sie reichte mir eines der Gläser. »Ich dachte, Sie haben vielleicht Durst«, sagte sie mit attraktivem französischem Akzent.
    Durst hatte ich keinen, aber ich war froh, Alkohol angeboten zu bekommen. Ich hatte beschlossen, das Trinken nicht aufzugeben, es sei denn, ich fände eine abstinente Partnerin. Und nach einiger Selbstanalyse hatte ich entschieden, dass
(c) gelegentlich
eine akzeptable Antwort auf die Frage zum Alkoholkonsum sei, und mir vorgenommen, die Auswertung der Fragebögen dementsprechend zu aktualisieren.
    »Danke.« Ich hoffte, sie würde mir den Fragebogen aushändigen und meine Suche damit ein für alle Mal beenden – so unwahrscheinlich dies auch sein mochte. Sie war extrem attraktiv, und ihre Geste mit dem Wein deutete auf ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen hin, was bislang keiner der anderen Gäste noch die Gastgeberin demonstriert hatte.
    »Sie sind Wissenschaftler, hab ich recht?« Sie tippte auf den Fragebogen.
    »Korrekt.«
    »Ich auch«, teilte sie mir mit. »Heute Abend sind nicht viele Akademiker anwesend.« Obwohl es gefährlich ist, Schlussfolgerungen aus Verhaltensweisen und Gesprächsthemen zu ziehen, stimmte meine Einschätzung der Gäste mit ihrer Beobachtung überein.
    »Ich bin Fabienne«, fuhr sie fort, klemmte den Fragebogen unter eine Achsel und streckte die freie Hand vor, die ich schüttelte und dabei achtgab, das empfohlene Maß an Druck auszuüben. »Der Wein ist grässlich, oder?«
    Ich pflichtete ihr bei. Es handelte sich um mit Kohlensäure versetzten süßen Wein, der nur durch seinen Alkoholgehalt erträglich war.
    »Meinen Sie, wir sollten in eine Weinstube gehen und etwas Besseres trinken?«
    Ich schüttelte den Kopf. Die schlechte Qualität des Weins war ärgerlich, aber nicht dramatisch.
    Fabienne atmete tief durch. »Hören Sie. Ich habe zwei oder drei Gläser getrunken, seit sechs Wochen keinen Sex mehr gehabt, und ich würde lieber sechs weitere warten, als es mit irgendeinem anderen hier zu versuchen. Wie sieht’s aus? Kann ich Ihnen einen Drink spendieren?«
    Das war ein sehr

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