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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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eine, die auf sich selbst aufpassen konnte, selbst wenn sie von einem Mann wie John Kane umworben wurde.
    Nachdem Cox Constable Lovitt letzte Anweisungen gegeben hatte, küßte er seine Frau, legte seinem Sohn noch einmal die Hausaufgaben ans Herz und marschierte mit seiner Reisetasche zu dem Hangar, wo Dr. Knowles’ Flugzeug stand, das der Doktor, immer zu ironischen Spaßen aufgelegt, tiefschwarz hatte lackieren lassen.
    Bei seiner Ankunft sah Cox, daß die Maschine schon aus dem Schuppen gerollt worden war und der Doktor oben in der Kanzel bereits dabei war, den Motor aufzuwärmen. Er trug weder Mantel noch Mütze, nur seine Fliegerbrille hatte er aufgesetzt.
    »Der Doktor sagt, er will nach Coolibah über die Hecken hüpfen. Da wird’s nicht kalt werden«, rief Captain Loveacre.
    »Soll mir recht sein. Ich zieh’ trotzdem meinen Mantel an«, gab Cox zurück und schlüpfte in seinen schweren Uniformmantel.
    Loveacre wies auf den Kopf des Doktors, der hinter der niedrigen Windschutzscheibe zu sehen war. »Ein verrückter Kerl«, rief er. »Kaum saß er in der Maschine, war er völlig nüchtern.«
    »Das scheint nur so«, behauptete Cox. »Also dann! Es geht los.« Er kletterte in die Maschine, drehte sich dann noch einmal um und brüllte über das Donnern des Motors hinweg: »Soll ich den Fallschirm anlegen?«
    »Benütz’ ich nie«, brüllte Knowles zurück. »Wenn wir eine Bruchlandung machen, machen wir eben eine. Außerdem fliegen wir nicht so hoch, daß ein Fallschirm was helfen würde.«
    Er ließ den Motor etwa zehn bis fünfzehn Sekunden auf Hochtouren laufen, dann zog Loveacre unten die Bremsklötze weg, und die Maschine schoß über das Rollfeld, ehe sie in die Höhe stieg.
    Es war nicht das erste Mal, daß Sergeant Cox flog, aber es war das erste Mal, daß er sich mit Dr. Knowles in die Lüfte hob. Über den Rand der Kanzel blickte er hinunter auf Golden Dawn. Dort, in der Mitte der Straße, stand die weißgekleidete Gestalt der Telefonistin, immer noch in Gesellschaft von John Kane. Vor seinem eigenen Haus standen seine Frau und sein Sohn und winkten ihm, und er winkte zu ihnen hinunter. Sie und die Stadt wurden kleiner und verschwanden, die Maschine schwebte tiefer zur Ebene hinunter und flog dann direkt in die Sonne.
    Cox fand diesen Flug keineswegs langweilig. Die Erde erschien nicht flach und konturlos. Dazu waren sie ihr viel zu nahe. Er konnte sogar Kaninchen erkennen, die in ihre Erdlöcher huschten, um dem gewaltigen »Adler« zu entkommen. Er machte die Straße aus, die sich schwach vom Grau der Ebene abhob, und die Schatten des Gestrüpps, das auf dem Grund einer tiefen Wasserrinne wucherte.
    Als ihnen aus Tintanoo oder St. Albans ein Lastwagen entgegenkam, sauste der Doktor absichtlich im Sturzflug so weit hinunter, daß sein Fahrwerk beinahe das Dach des Führerhäuschens berührte. Als sie das Buschland erreichten, zeigte sich die Straße wie ein schmales braunes Band, das sich durch einen grünen Teppich wand, und jetzt setzte der Doktor seinen Ehrgeiz darein, zu zeigen, was er mit einem Flugzeug alles anstellen konnte – oder wie verrückt er wirklich war. Er folgte der Straße und ging zeitweise so tief hinunter, daß ihm die Wipfel besonders hoher Bäume den Staub von den Rädern streiften. Erst als die Sonne unterging, stieg er höher, um in ihrem goldenen Licht zu bleiben.
    Nach einer Weile jedoch wurde es auch in dieser Höhe dunkel, und die Erde versank langsam in den Schatten der Nacht. Aber da grüßten aus der Ferne schon zwei starke Scheinwerfer und zeigten ihnen ihren Landeplatz.
    Leicht wie eine Feder setzte die Maschine auf und rollte zum wartenden Wagen. Der Doktor schaltete den Motor aus, drehte sich nach Cox um und zwinkerte vergnügt.
    »Gut«, sagte Cox ruhig. »Ich habe gute Lust, das Fliegen zu lernen. Viel aufregender als Auto fahren.«
     
     
     
    4
    Gäste auf Coolibah
     
    Elizabeth Nettlefold erwartete die Gäste auf der Ostveranda. Sie trug ein fließendes Kleid aus biskuitfarbenem Voile und wirkte wie eine zauberhafte Lichtgestalt im sich vertiefenden Zwielicht.
    »Ich bin so froh, daß Sie gekommen sind, Doktor«, sagte sie und gab Knowles die Hand. »Guten Abend, Sergeant Cox. Hatten Sie einen guten Flug?«
    Der Doktor lachte. »Ich wollte ihn eigentlich das Fürchten lehren, Miss Nettlefold«, sagte er. »Nach dem, was er eben erlebt hat, kann ihn nichts mehr aus der Ruhe bringen; nicht einmal ein Orkan auf hoher See.«
    »Ich bin eben zu früh

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