Das Rote Kornfeld
Hunde ein freundliches Willkommen entgegen, und ein übermütiger junger Soldat erwiderte ihr Bellen. Den anderen juckte es in der Kehle, und sie verspürten den überwältigenden Drang, auch wie Hunde zu bellen. Aber von vorne ging der Befehl durch die Reihen: Nicht bellen ! Nicht bellen ! Nicht bellen !
Nach sorgfältiger Erkundung des Geländes und detaillierter Planung bezogen sie hundert Meter vor dem Haupttor Stellung im Schatten eines Haufens von Ziegeln und Steinen, die der Kommandant der Marionettentruppen für den Kasernenbau im Frühjahr gesammelt hatte.
«Mazi», sagte Füßchen Jiang zu Cheng, der dicht neben ihm stand, «es geht los!»
«Nummer Sechs, Chunsheng, hierher», flüsterte Cheng.
Er setzte den Beutel mit den Handgranaten ab, um beweglicher zu sein. Dann steckte er eine Granate in den Gürtel, überreichte einem hochgewachsenen Soldaten den Beutel und sagte: «Bring mir das, wenn wir am Tor sind.» Der Soldat nickte.
Die Sterne warfen schwaches Licht auf die Erde. Vor den Kasernen hatte man ein Dutzend Wagenlaternen angezündet. Das Gehöft lag im Dämmerlicht. Zwei Marionettensoldaten hielten vor dem Tor Wache. Ihre langen Schatten auf dem Boden hatten etwas Geisterhaftes. Ein älterer schwarzer Hund sprang hinter einem Steinhaufen hervor und rannte auf das Tor zu. Ihm folgte ein weißer, dann ein gefleckter. Knurrend wälzten sie sich auf der Erde. Je näher sie dem Tor kamen, desto enger schienen die schemenhaften Gestalten miteinander zu verschmelzen. Ein paar Schritte vor dem Tor, im Schatten eines Holzstapels, wurde der Kampf der Hunde heftiger. Es sah aus, als stritten sich die drei Köter um einen Happen Futter.
Befriedigt beobachtete Kommandant Füßchen Jiang die Meisterleistung Cheng Mazis und seiner Kameraden. Er dachte an den trübsinnigen, ängstlichen Cheng Mazi zurück, der sich heulend und stöhnend wie ein altes Weib zur Armee gemeldet hatte. Geduldig führten Cheng und seine Gefährten ihren Hundekampf im Schatten fort. Unaufmerksam standen die Wachposten da und lauschten dem Geheul. Einer hob einen Stein und warf ihn nach den Hunden. «Verdammte räudige Köter!»
Cheng Mazi heulte auf wie ein Hund, den ein Stein getroffen hat. Seine Laute waren nicht von wirklichem Kläffen zu unterscheiden. Kommandant Jiang musste sich anstrengen, nicht zu lachen.
Die Jiao-Gao-Soldaten hatten angefangen, Hundegebell zu üben, sobald der Angriffsplan auf den Weiler der Familie Ma gefasst war. Cheng Mazi, der Opernfreund, der Flöte spielen konnte, verfügte über hervorragende Atemtechnik, eine laute, dröhnende Stimme und eine flinke Zunge. Er wurde bald zum Meisterhund des Regiments. Nummer Sechs und Chunsheng waren auch nicht schlecht, so dass es nahelag, sie auszuwählen, wenn die feindlichen Wachposten abgelenkt werden mussten.
Die Wachposten wurden ungeduldig und näherten sich vorsichtig, die Gewehre im Anschlag und die Bajonette aufgepflanzt, dem Holzstapel, hinter dem die Hunde immer wilder kläfften. Sie waren nur noch drei oder vier Schritt von dem Stapel entfernt, als die Hunde aufhörten, zu bellen und zu knurren, und anfingen zu winseln, als hätten sie Angst, aber nicht so viel Angst, dass sie davongelaufen wären.
Die Wachposten näherten sich um einen weiteren vorsichtigen Schritt.
Cheng Mazi und seine Kameraden sprangen auf. Das Hundefell glänzte unter den Strahlen der Wagenlaternen. Die drei stürzten sich wie der Blitz auf die Wachposten. Dem einen schlug Cheng seine Handgranate auf den Kopf, in der Brust des anderen vergruben Nummer Sechs und Chunsheng ihre Bajonette. Beide fielen um wie Zementsäcke.
In ihren Pelzuniformen sahen die Soldaten des Jiao-Gao-Regiments aus wie eine Meute tollwütiger Hunde, die sich auf die feindliche Kaserne stürzte. Cheng Mazi nahm seinen Beutel Handgranaten wieder an sich und stürzte sich wie ein Verrückter auf die gekachelten Gebäude.
Gewehrfeuer, explodierende Handgranaten, Schlachtrufe und Klagegeschrei der Japaner und ihrer Marionetten zerrissen die winterliche Stille über dem Weiler der Familie Ma. Die Hunde im Dorf bellten, als seien sie wahnsinnig geworden.
Cheng Mazi schleuderte zwanzig Handgranaten durch ein Fenster, und die mitleiderregenden Schreie der Japaner im Haus erinnerten ihn an den Tag, an dem die Japaner ihre Granaten in die Werkstätten der Sandalenmacher geworfen hatten. Doch die Szene, die sich nun zum zweiten Mal unter entgegengesetzten Vorzeichen vor seinen Augen abspielte, stillte seinen
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