Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Menschengasse auf Leyla zu. Unsagbar glüc k lich warf sie sich in seine Arme, barg ihr Gesicht an seiner Brust, weil sie die Tränen nicht zurückhalten konnte. Seine Umarmung konnte ihr nicht fest genug sein. Sie wollte ihn nie wieder lo s lassen. Nach einer Weile hob er ihr Kinn an. Peinlich berührt wischte sie die Tränen mit dem Handrücken weg. Sein Kuss war die pure Verheißung auf vollko m menes Glück. Sie verlor sich darin, nahm mit jedem ihrer Sinne seine Gegenwart wahr.
Weit entfernt drangen die freudigen Zurufe der Menschen zu ihr durch. Sie klatschten begeistert und pfiffen, als seien sie Zeugen einer Romanze mit lang e r sehntem Happy End geworden. Und vielleicht waren sie das auch.
Der Beifall wurde noch lauter, als Rudger sie auf seine Arme hob und zum Kino trug, wo sie von Sergej und Boris erwartet wu r den. Dabei nickte er den Leuten um sich herum zu.
*
„Sergej ist es gelungen, zu Modgudr vorzudringen und sie von ihrem Vorhaben abzubri n gen“, verkündete Boris mit Stolz. „Damit ist seine Ausbildung zum Grenzgänger off i ziell beendet.“
Rudger zog den Schürhaken aus dem Kamin. Mit hochgezogenen Augenbrauen betrac h tete er den Vampir. Sein leichtes Nicken war gleichbedeutend mit einem anerkennenden Pfiff, den ein Mensch in dieser Situ a tion ausgestoßen hätte. Sergejs Gesicht blieb halb verborgen hinter einem silbernen Haarschleier. Es war kaum auszumachen, ob ihm Rudgers Wer t schätzung unangenehm war oder ihn ehrte. Wahrscheinlich traf beides zu.
„Vorzudringen?“ Leyla konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Abwartend lehnte sie an Rudgers Schreibtisch.
Sergejs Mundwinkel zuckten. „Sagen wir mal, ich bin noch dabei, sie a b zulenken. Damit werde ich noch eine Weile beschäftigt sein, bis ihre Phase nachlässt. Zumindest konnte ich ihr klarmachen, dass wir als Hels Geschöpfe nicht erfreut sind, wenn sie for t fährt, Midgard zu zerst ö ren.“
„Wo wir uns gerade so gut verstehen“, erwiderte Leyla.
Die vergangenen Ereignisse konnten durchaus zum friedlicheren Miteinander be i tragen, hatten sich doch Mensch und Vampir erstmals in der Geschichte vor einem gemeinsamen Feind gegenübe r gestanden. Auf beiden Seiten hatte es erhebliche Verluste gegeben. Nun galt es, eine Stadt wieder aufzubauen. Darin waren die Menschen gut, wie sich in der Vergangenheit zeigte. Inmi t ten der Zerstörung zum normalen Alltag übergehen. Möglich, dass die Vampire ihren Anteil beitragen würden. Ob sämtliche Konflikte der gegensätzlichen Lebensformen aus der Welt g e schafft werden würden, war fraglich. Wenn es jemals dazu kommen sollte, dann vermutlich in ferner Zukunft. Doch es war ein Schritt nach vorne. Inzwischen gab es genügend Vampire, deren Leben von dem der Menschen kaum zu u n terscheiden war. Wenn es auch bei Nacht stattfand.
„Dürfen wir reinkommen?“
Alois’ grauer Schopf erschien in der halb geöffneten Tür. Der Anblick löste erleichterte Freude in Leyla aus, denn hinter ihm stand Jarno. Befangen glitt Alois’ Blick durch den umfunktionierten Kinosaal. Dabei hatte er zuvor mehrere Stunden hier ausg e harrt. Allerdings war er allein gewesen. Vermutlich machte ihn die Anw e senheit der Vampire nervös. Jetzt kehrte er mit Jarno von den Toilettenräumen zurück, wohin er sich mit seinem Ne f fen zurückgezogen hatte, um sich um ihn zu kümmern.
„Natürlich“, antwortete Rudger, an der Tür angekommen.
Mit einer einladenden Geste bat er die beiden herein. Zögernd betrat Alois den Raum. Leyla bemerkte seinen besorgten G e sichtsausdruck. Der Grund folgte ihm. Jarnos Blick war noch immer abwesend. Jetzt, wo der Schmutz von seinem Gesicht gew a schen war, wirkte er noch abg e kämpfter als zuvor. Tatsächlich wirkten einzig die drei Vampire wie aus dem Ei gepellt.
„Es ist schön, Sie wiederzusehen“, wandte sich Alois an Leyla. „Ich hatte schon befürc h tet, der Riesenvogel hätte alles in Schutt und Asche g e legt, nachdem er aus der Sternwarte geflogen kam. Ich habe viel über Sagenwesen gelesen, doch so was hätte ich nicht für mö g lich gehalten.“
„Er kam aus dem Planetarium?“, fragte Leyla erstaunt.
„Kein Vogel. Ein Drache“, kam es aus der hinteren Ecke, ehe Alois etwas erwidern konnte.
„Jarno?“ Mit gerunzelter Stirn, warf Alois einen Blick auf seinen Neffen.
Unbemerkt war Jarno an ihnen vorbeigegangen und saß nun auf dem Sofa und starrte in die prasselnden Flammen des Kamins.
„Ich fürchte, sein Schock sitzt sehr
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