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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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sich vor, es sei Botulinum!“ Er strich den gehäuften Teelöffel glatt. „Schauen Sie! Was Sie jetzt auf dem Löffel sehen, sind ungefähr vier Gramm. Wieviel Menschen ließen sich mit einer solchen Menge wohl töten? Nun? Was meinen Sie?“
    Hamid sah ihn erbost an. Man stellte ihm keine Aufgaben, schon gar keine mathematischen. Mathematik hatte er nie ausstehen können! Was also sollte die verdammte Fragerei? „Nun machen Sie’s nicht so spannend, Mister! Ich hab‘ noch zu tun!“
    „Was ich hier auf dem Löffel habe, reicht theoretisch aus, 20.000.000 Menschen in den sicheren Tod zu schicken. Nun, was sagen Sie dazu, Mister Hamid?“
    „Zwanzig Millionen? Mit einem Teelöffel?“ Hamid stand der Mund offen. Der Maskierte schien dessen grenzenlose Überraschung zu genießen, jedenfalls sagte er kein Wort, wartete geduldig, daß der Besucher wieder zu Atem käme. Nach einer Weile war dies der Fall. „Zwanzig Millionen! Unfaßbar! Aber was hat der Begriff ‚theoretisch‘ in diesem Fall zu bedeuten? Heißt das, daß wir tatsächlich nicht zwanzig Millionen mit einem gestrichenen Teelöffel auf alle Eewigkeit auschalten?“ Er schien enttäuscht, schlug sich plötzlich vor die Stirn. Er hatte die Lösung! „Warum nehmen Sie nicht einen gehäuften Teelöffel?“
    Zum Glück des Maskierten verdeckte die Ledermaske dessen feistes Grinsen. Einen solch dämlichen Vorschlag konnte nur ein Politiker machen! „Nicht die Menge, die Verteilung ist das Problem, Mister Hamid. Die Herausforderung lautet: Wie bringe ich diese vier Gramm so gut verteilt an zwanzig Millionen Menschen, daß jeder von ihnen exakt die letale Dosis inhaliert?“ Er hob den Teelöffel vor den Mund, zerstäubte das Mehl mit kräftigem Pusten. Die Wolke waberte in scheinbarer Schwerelosigkeit in die Höhe, begann jedoch alsbald, sich – zunächst zögerlich – zu Boden zu senken. „Sie sehen selbst, das funktioniert nicht.“
    „Aber wieviel schaffen Sie nun wirklich? Mit den gesamten Vorräten, meine ich.“
    „Nun, ich sagte es vorhin: Etliche Zigtausend, ja, sogar mehr als Hunderttausend wären durchaus möglich, würden sämtliche Vorräte mit Geschick zum Einsatz gebracht. Das setzt allerdings geeignete Einsatzszenarien voraus, zum Beispiel in Gebäudekomplexen mit großem Publikumsverkehr – Veranstaltungshallen, Flughäfen, Kirchen, Kinos, Theater, Hörsäle, Büro- und Verwaltungsgebäude – halt das ganze Programm. Natürlich auch Massentransportmittel; das reicht vom Jumbo-Jet bis zur U-Bahn.“
    „Und? Verfügen Sie über geeignete Einsatzszenarien?“
    „Aber ja doch! Wir haben qualifizierte Ziele in aller Welt längst festgelegt. Täglich kommen neue hinzu.“
    Hamid sah ihn einen Moment ohne erkennbare Regung an. Zwanzig Millionen Opfer würden es zwar nicht werden, aber auch Hunderttausend zwängen die Ungläubigen in die Knie. Er nickte dem Maskierten zu. „Hört sich gut an, Mister Hancock! Kehren wir in die Oberwelt zurück! Ich muß so schnell wie möglich nach Islamabad. Und was unsere Unterstützung angeht – machen Sie sich da keine Sorgen! Sie bekommen alles, was Sie benötigen. Sie haben mein Wort.“
    Der Maskierte nickte lebhaft. „Danke, Mister Hamid! Das wird dazu beitragen, die erste Angriffswelle zu beschleunigen. Gehen wir zum Elektrokarren! Ich darf vorgehen?“
    „Ich bitte darum!“ Hamid war nicht unglücklich, dem Maskierten folgen zu dürfen. Auf diese Weise blieb diesem das zufriedene Lächeln verborgen. Sein Blick glitt ein letztes Mal hinüber zu den Boxen. In der nächstgelegenen lag mit zitternden Flanken ein Ziegenbock, das Fell schweißglänzend, aus dem Maul hing unbeweglich die bläulich verfärbte Zunge, die aus den Höhlen drängenden Augen starr auf einen imaginären Punkt gerichtet. Der Atem war flach, kaum merklich, der erlösende Tod stand unmittelbar bevor. Obwohl Hamid das Leid der hechelnden Kreatur mißbilligte, brandete das Gefühl grenzenlosen Triumphes in ihm auf. Dieser Bock könnte ein Ungläubiger sein! In wenigen Tagen schon, hatte der Maskierte gesagt. Dann würde ihr Dschihad in die entscheidende Phase treten. Die Welt würde neu geordnet werden, der Islam die Regentschaft übernehmen und die Güter dieser Erde endlich gerecht verteilen. Die Dhimmi hätten das Nachsehen.
    Ahmed Hamid beeilte sich, mit dem vorauseilenden Maskierten Schritt zu halten. Noch immer lächelte er, fühlte er sich doch in diesem Augenblick als der glücklichste Mensch der Welt. Die Apokalypse

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