Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
Vom Netzwerk:
sie geheiratet hatte, ihr nicht genügte, so wußte sie jede Gelegenheit wahrzunehmen, ihre Klugheit zur Ausführung eines Zwieschlafes mit einem Freund oder hübschen Fremden auszunutzen. Wenn die Frau auf den Markt ging, so traf sie einen Freund auf dem Weg dahin und tat sich an ihm gütlich. Auf dem Markte suchte sie einen hübschen Fremden und wußte stets einen verborgenen Winkel zu finden, an dem sie sich mit ihm belustigte. Auf dem Heimweg besuchte sie dann eine Freundin, deren Mann ihr sicher gern willfährig war, und wenn sie dann heimkam, war ihre Freude an der Sache so gewachsen, daß sie ihren Gatten jedesmal noch einmal zu einer ehelichen Unterhaltung auf dem Angareb zu bewegen wußte. An dem Zustand aber, in dem die Geschlechtsteile seiner Gattin sich befanden, bemerkte der Ehemann stets, daß er an diesem Morgen sicher nicht der erste Beglücker der schönen Frau war. Und wenn die Frau dem Mann auch mehr Kraft abzunehmen bereit war, als er geben konnte, so war er doch sehr unzufrieden damit, daß die Frau, die er doch allein geheiratet hatte, den größten Teil von Vergnügungen, den sie beanspruchte, sich bei andern Männern lieh.
    Dabei hatte der Ehemann für diese emsige Freude an geschlechtlichen Genüssen seiner Frau keinen andern Beweis als eben den Zustand ihres erregten und mit Wärme und Feuchtigkeit und ständiger Sehnsucht nach Mehr erfüllten schönen Körpers. Die Frau war viel zu klug, als daß der Mann jemals hätte ihre geheimen Zusammenkünfte beobachten können. Sie wußte ihrem Gatten auf ihren Seitenwegen stets auszuweichen, und nicht selten geschah es, daß der Mann an einem Strohzaun stand und den Weg entlang nach seiner vermutlich ein Abenteuer suchenden Frau ausschaute, während sie, die Kluge, gerade nur durch die Strohmatte von ihrem Mann getrennt, eben dies Abenteuer in vollen Zügen genoß.
    Nachdem der Mann dies eine Zeitlang mit angesehen hatte, sagte er: »Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß meine Frau nicht nur vergnügungssüchtiger, sondern auch klüger als ich ist. Deshalb werde ich die Sache mit einem Freund besprechen.« Der Ehemann ging also zu einem Freund und trug ihm die ganze Sache vor. Er sagte: »Mein Freund, ich bitte dich, mein wahrer Freund zu sein und mir in einer Sache zu helfen. Du weißt, daß ich mit einer schönen Frau verheiratet bin, die aber auch klug ist und außerdem mit der Gabe beliehen ist, die geschlechtliche Kraft vieler Männer genießen zu können, ohne selbst dabei ihre Kraft auch nur im geringsten zu erschöpfen. Ich nehme an, daß alle meine Freunde von dieser letzten Tatsache durch eigene Erfahrung genau unterrichtet sind, und es liegt mir nichts ferner, als ihnen und somit auch dir diese Nutzung schöner Gelegenheitsgenüsse zu verübeln. Ich weiß, daß meine Frau nicht hinaus zum Pissen gehen kann, ohne das Organ, durch das sie ihr Wasser abläßt, auch noch zu dem andern von der Natur gewährten Dienst zu nutzen, und daß sie in jedem Augenblick einen Mann zu finden weiß, der mit ihr dies Vergnügen teilt, ohne daß ich um Erlaubnis gefragt werde oder es früher als bereits geschehen wahrnehme. Ich nehme an, daß du dies weißt und schäme mich nicht dir zu sagen, daß ich erstens nicht klug genug bin, die mir durchaus unerwünschten Ausschweifungen meiner Frau zu entdecken, und zweitens auch noch dadurch leide, daß sie, einmal von einem andern erregt, von mir auch noch die Wiederholung der Übung verlangt, was meine Kräfte um so mehr erschöpft, je mehr Freunde und Teilhaber an dem eigentlich nur mir zustehenden Genuß sie findet. Ich sehe also den Zeitpunkt kommen, in dem ein jeder Einwohner dieser Stadt durch Teilnahme an meinem Eheglück mich zu Kraftausgaben zwingt, die mich, da ich der Zahl nach dann als einzelner ebensoviel leisten muß wie sie in guter Teilung alle gemeinsam, bald an den Rand des Grabes bringen müssen. Ich bitte also dich, mein Freund, mir einen Rat zu geben, wie ich meine Gattin der Männergemeinsamkeit entziehen und mir die Erholung und Ruhe gönnen kann, deren ich dringend bedarf.«
    Der Freund sagte: »Ich sehe, daß du diese Sache mit gelassener Ruhe und würdig besprichst und will gar nicht leugnen, daß die ungeheure Aufnahmefähigkeit und Klugheit deiner Frau stadtbekannt sind. Auch würde eine Erschöpfung deiner Kräfte in der Tat bald eintreten, da niemals ein einzelner Mann allein das vollbringen kann, was alle Männer der Stadt gemeinsam im Spiel erledigen. Du würdest also in

Weitere Kostenlose Bücher