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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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diesem Wettkampf bald unterliegen, wenn du dem nicht abhilfst, und das kannst du nur in der Weise tun, daß du in eine andere Stadt ziehst. Ich werde dich dorthin begleiten, werde einen Tag dort bleiben und dann fortgehen. Du wirst sehen, daß der Zustand sich ändern wird, und ich hoffe, daß, wenn du deine Frau nun noch regelmäßig mehrere Stunden des Tages in dem kalten Wasser, das der Stadt eigen ist, sitzen läßt, die Sache sich völlig ändert. Nur mußt du mir erlauben, daß ich am Tage, an dem wir in der Stadt anlangen, noch einmal mit deiner Frau zusammenkomme; denn dieses wird nötig sein, um sie in den neuen Lebenswandel einzuführen und ihr Lehren zu erteilen. Wo du so viel Glücksgenossen bislang gehabt hast, kann es dir jetzt nicht auf diese eine Freundschaftsteilung ankommen, zumal dir hinterher völliger Alleinbesitz gesichert ist.«
    Der Ehemann war damit sehr einverstanden. Er ordnete die Verpackung aller seiner Sachen an, machte sich mit seinem Freunde und seiner Frau auf die Reise in die fremde Stadt und langte eines Nachmittags vor deren Toren an. Der Freund hatte dafür gesorgt, daß jeden Tag weite Wege zurückgelegt wurden; und da die Frau außerdem immer zu Fuß gehen mußte, so war sie jeden Abend derart erschöpft, daß ihr sonst übliches Bedürfnis der übergroßen Müdigkeit wich. Am letzten Tag, an dem sie vor den Toren der fremden Stadt ankamen, war der Tagesmarsch aber sehr klein gewesen, auch hatte die Frau sich an die ihr neuartige Verwendung der Beine gewöhnt, so daß ihr früheres Bedürfnis mit doppelter Kraft erwachte.
    Somit ging die Frau hinter die Seriba des Lagers, schlug ihr Wasser ab und wußte den Freund ihres Mannes herbeizuwinken, der mit Vergnügen der Aufforderung Folge leistete und mit ihr eilig eine Übung veranstaltete. Als er das erledigt hatte, sagte er: »Es wird dir gut tun, wenn wir dem Kamelhaar noch einen Dorn einsetzen.« Die Frau war damit sehr einverstanden und wollte, nachdem auch diese Handlung erledigt war, sich erheben, als der Mann sagte: »Arme Frau, du gehst einer freudearmen Zukunft entgegen, und es wird gut sein, wenn ich den Sattel noch einmal auflege.« Die Frau, deren Freude an der Sache mit der Wiederholung wuchs, sagte: »Komm nur schnell, denn ich kann leicht noch einen Reiter tragen.« Danach fragte sie: »Weshalb meinst du denn, daß ich eine arme Frau sei, die einer freudelosen Zukunft entgegengehe?« Der Freund sagte: »Alle Männer der Stadt, in der du von nun an mit deinem Mann wohnen wirst, haben statt eines zwei männliche Glieder, die außerdem von Eisen sind, so daß die armen Weiber, die sich mit ihnen einlassen, statt eines Genusses einen schlimmen Schmerz empfinden.« Die Frau erschrak und sagte: »Komm, mein Freund, und versuche schnell noch einen Sprung in den Graben.« Der Freund kam den Wünschen nach und sagte dann zu der Frau: »Nun aber geh zu deinem Mann, der sicher schon wie ein wildes Tier auf seine Beute wartet, und überlasse nun ihm den weiteren Lämmerraub!« Damit trennten sie sich, und die Frau ging in das Zelt und nahm ihrem Mann alles ab, was er an diesem Tage abzugeben hatte. Der Ehemann sagte aber bei dem ersten Eintritt in das gastliche Tor seiner Gattin bei sich: »Wahrhaftig, mein Freund hat die Gelegenheit ergiebig ausgenützt und meiner Frau fleißig Lehren erteilt. Wenn es aber helfen sollte, mag es mir recht sein.«
    Der Ehemann zog mit Freund und Weib in die Stadt ein und ließ sich in einem angesehenen Hause bei einem freundlichen Mann nieder. Während er nun mit seiner Frau die Einrichtungen traf, setzte sich der Freund mit dem freundlichen Hausherrn und andern angesehenen Männern in einem Kaffeehaus nieder, und da er von früheren Reisen mit den Einheimischen der Stadt schon bekannt war, so fragten diese ihn nach dem ihnen noch unbekannten Ehemann aus. Darauf sagte der Freund: »Dieser Mann ist sehr bedauernswürdig, denn er hat in jeder Stadt, in die er mit seiner Frau kommt, große Schwierigkeiten. Diese schöne Frau hat nämlich die Leidenschaft, alle Männer zu sich auf das Lager zu ziehen, ihnen aber nachher mit einer Schere das männliche Glied abzuschneiden. Da nun die Frau außerordentlich verführerisch ist und die Männer durch sie immer sehr eingenommen sind, so hat der Mann in jeder Stadt immer nach einem schweren Streit Abschied nehmen müssen und überall eine Reihe entmannter Jünglinge zurückgelassen.« Diese Erzählung machte auf die Leute großen Eindruck. Man plauderte noch

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