Das scharze Decameron
andere ist meine Sache.« Der Mann sagte: »Wenn du darauf bestehst, so ist es deine Sache!« Der Mann schlug. Die Fliege war tot und fiel herab. Das Mädchen fiel aber auch hin und war tot. Darauf liefen die andern beiden Mädchen nach Agaye hinein. Sie liefen zum König und sagten: »Ein Fremder hat am Fluß ein Mädchen erschlagen.« Der König ließ den Mann kommen. Der König sagte: »Der Mann hat ein Mädchen erschlagen. Tötet ihn!« Der Mann sagte: »Töte mich nicht, sondern höre mich erst!« Der König sagte: »So sprich!« Der Mann sagte: »Ich traf am Fluß drei Mädchen. Ich war durstig. Die Mädchen hatten Wasser geschöpft. Ich bat um Wasser. Das eine Mädchen gab mir Wasser. Ich dankte und ging weiter. Das Mädchen rief mich zurück. Sie verlangte von mir, daß ich ihr eine Fliege auf dem Rücken totschlagen sollte. Ich sagte, daß ich es töten könne, weil ich diesen Ring am Finger trüge. Das Mädchen sagte, ich sei ihm verpflichtet, weil es mir Wasser gereicht habe. Ich solle also die Fliege totschlagen, das übrige sei seine Sache. Ich schlug die Fliege tot. Das Mädchen fiel hin und war auch tot.« Der König fragte die andern beiden Mädchen: »War es so?« Die Mädchen sagten: »Es war so!« Der König sagte zu dem Mann: »Ich kann nichts Unrechtes an dir finden. Du kannst gehen!«
Der Mann ging weiter. Er kam nach Bida. Er ging zu einem Sohn des Königs, der zwei junge hübsche Frauen hatte. Der Sohn des Königs gab ihm ein Haus. Als es Abend war, kam der Mann zu dem Sohn des Königs und sagte: »Gib mir einen Strick!« Der Sohn des Königs sagte: »Was willst du haben?« Der Mann sagte: »Gib mir einen Strick!« Der Sohn des Königs sagte: »Ich habe keinen Strick. Was willst du denn mit dem Strick?« Der Mann sagte: »Ich will damit mein Glied festbinden. Denn mein Glied geht nachts im Gehöft, in dem schöne Frauen sind, immer umher und will die Frauen beschlafen. Damit nun nichts geschieht, will ich es festbinden!« Der Sohn des Königs sagte: »Ich kann jetzt nicht nach einem Strick suchen. Schlafe diese Nacht einmal ohne ihn!« Der Mann ging fort. Als es dann Nacht wurde, ging der Sohn des Königs in das Haus einer seiner Frauen, um mit ihr zu schlafen. Gleich darauf kam der Mann auch in das Haus. Er sagte: »Siehst du, das kommt davon, daß mein Glied nicht aufgebunden ist. Nun richtet es Unheil an. Das ist deine Sache!« Der Sohn des Königs sprang auf, um den Mann zu schlagen. Der Mann packte ihn aber und warf den Sohn des Königs hinaus. Dann beschlief er die junge schöne Frau. Am andern Morgen ließ der König den Mann zu sich kommen und fragte ihn: »Was hast du diese Nacht für eine schlechte Sache gemacht?« Der Mann sagte: »Wenn eine schlechte Sache geschehen ist, so ist dein Sohn daran schuld. Ich hatte bei ihm Wohnung. Abends kam ich zu ihm und bat ihn um einen Strick, damit ich mein Glied festbinden könne. Mein Glied geht in Gehöften, in denen schöne Frauen sind, immer umher. Dein Sohn wollte mir keinen Strick geben. Er sagte, ich solle diese Nacht ohne Strick schlafen. Dann ging nachts mein Glied herum und beschlief eine Frau. Es war nicht meine Schuld. Das ist alles.« Der König fragte seinen Sohn: »War es so?« Der Sohn des Königs sagte: »Es war so.« Der König sagte zu dem Mann: »Ich kann nichts Unrechtes an dir finden. Du kannst gehen!«
Der Mann ging weiter. Er ging auf Lafiagi zu. Als er ganz dicht bei Lafiagi war, begegnete er einem Reiter. Der Reiter sagte: »Halte mit der Hand mein Pferd!« (und zwar Ladogo -bagoa, das heißt sowohl »Halte mit der Hand« als »Schneide mit der Hand«). Der Mann sagte: »Nein, das tue ich nicht! Nachher habe ich nur Unannehmlichkeiten davon!« Der Reiter sagte: »So halte doch nur mit der Hand mein Pferd. Ich will absteigen, ich muß mich entleeren!« Der Mann sagte: »Du zwingst mich also?« Der Reiter sagte: »Es muß sein!« Der Mann sagte: »Dann steige ab.« Der Reiter stieg ab und ging in den Busch. Kaum war der Reiter im Busch, so zog der Mann das Messer heraus und schlug dem Pferd die vier Füße ab. Der Reiter kam zurück. Er sah sein zerschnittenes Pferd. Er sprang auf den Mann zu. Der Mann schlug wieder. Andere Leute kamen dazu. Sie schleppten den Mann in die Stadt zum König. Der Reiter sagte: »Dieser Mann hat meinem Pferd die Füße abgeschlagen!« Der König sagte: »Was hast du dazu zu sagen?« Der Mann sagte: »Der Reiter hat es selbst von mir verlangt. Er sagte zu mir: ›Ladogo-bagoa!‹ Ich lehnte
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