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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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Haben sie mich da nicht wieder beschimpft und gerufen: ›Sanu! Sanu!‹ Ich bin aber nicht faul. Ich bin fleißig. Ich lasse mich nicht beschimpfen und mir sagen, ich sei ein träger Mann! Deshalb bin ich zornig geworden, weil sie mich einen Faulen geschimpft haben.« Der König fragte die Leute: »War es so?« Die Haussa sagten: »Wir haben nur Sanu! Sanu! gerufen.« Der Mann sagte: »Ja, sie haben mich einen Langsamen genannt.« Der König sagte: »Ich kann kein Unrecht an dem Mann finden. Es ist ein Mißverständnis. Der Mann kann gehen.«
    Der Mann ging zu Edsu Edegi. Edsu Edegi sagte zu ihm: »Du bist ein ordentlicher, kluger Mann. Ich werde dir die Frau geben.« Edsu Edegi gab dem Mann ein Mädchen und sagte: »Nimm sie! Gehe aber nicht mit dieser Frau in das Land Sauadji. Wenn da einer deine Frau beschläft, oder wenn sie sie dir da wegnehmen, so ist das deine Sache.« Der Mann sagte: »Es ist gut!« Der Mann heiratete das Mädchen.
    Dann ging der Mann mit seiner jungen Frau nach dem Lande Sauadji und sagte: »Dieses Land Sauadji, vor dem mich Edsu Edegi so warnt, muß ich doch kennen lernen. Sollten die Leute mich an Klugheit übertreffen?« Der Mann ging mit seiner Frau nach dem Lande Sauadji.
    Der Mann kam mit seiner Frau in der Stadt Sauadji an. Die Leute von Sauadji suchten immer nach Frauen. Sie konnten nie genug bekommen. Als der Mann ankam, gaben sie ihm ein Haus für sich, seine Frau aber schickten sie zur Sonja (Frauenrichterin und Aufseherin). Am andern Tag ging der Mann mit den jungen Leuten baden. Er kam zurück zu seiner Frau. Die Frau sagte: »Warum warst du fort? Warum hast du nicht mit mir geschlafen?« Der Mann sagte: »Ich wollte die Penisse dieser jungen Leute sehen. Deshalb war ich mit ihnen baden. Jeder von ihnen hat nicht wie ich einen, sondern sieben Penisse und jeder einzelne ist scharf wie ein Messer. Deshalb haben sie auch so viele Frauen nötig, weil so viele sterben.«
    Der Saba (Thronfolger) der Stadt hatte die Frau des Mannes gesehen. Er sagte zu seinen Leuten: »Seht euch nach der jungen Frau aus Edegis Stadt um. Ich will mit ihr schlafen.« Die jungen Leute kamen zu dem Mann. Der Mann sagte zu ihnen: »Seht meine Frau an. Sie hat fünf Männer vor mir gehabt. Ich bin der sechste. Jedem der ersten fünf hat sie mit einem einfachen Handstrich Penis und Skrotum abgeschnitten.« Als die jungen Leute das hörten, bekamen sie Angst. Sie gingen zum Saba und sagten es ihm. Der Saba aber sagte: »Ich muß diese Frau haben, ehe sie geht, und wenn sie mir auch alles abschneidet.« Der Saba nahm siebentausend Kauri und schickte sie der Frau. Er ließ ihr sagen, daß er sie besitzen wolle. Die Frau sagte zu dem Boten: »Ich bin bereit. Mein Mann ist aber schlecht. Er beginnt mit jedem Streit. Gebt also meinem Mann erst vielen Palmwein, ehe wir zusammenkommen.« Der Saba sandte vielen Palmwein. Der Mann trank ihn. Der Mann wurde betrunken. Dann nahmen ihn die Leute, trugen ihn in ein Haus und schlossen das Haus hinter ihm zu.
    Der Saba rief die Frau nun zu sich. Die Frau ging hin. Der Saba sagte zu ihr: »Setze dich!« Die Frau setzte sich. Die Frau dachte an die sieben Penisse, die scharf wie Messer waren, und hatte Angst. Der Saba dachte an den Handstrich, mit dem fünf Männer schon Penis und Skrotum verloren hatten, und hatte Angst. Der Saba ging hinaus und rief vier Segi (Pagen). Von diesen Segi sagen die Nupe, früher seien sie dem Edsu zuerteilt worden, daß er sie wie Frauen von hinten beschlafe. Die Haussa sagen, solches sei heute nicht mehr in den Koareländern Sitte, wohl aber in Bornu. Er sagte zu ihnen: »Je zwei von euch stehen hinter je einer Tür. Wenn ich schreie, kommt herein und reißt die Frau von mir, so daß sie mir nicht Penis und Skrotum abschneiden kann.« Dann ging der Saba wieder hinein.
    Beide lagen auf dem Lager. Der Saba dachte: »Ob das mit dem Handstrich wahr ist?« Die Frau dachte: »Ob das mit den sieben Penissen, die scharf wie Messer sind, wohl wahr ist?« Die Frau dachte, der Saba schliefe. Die Frau dachte: »Ich muß einmal nachfühlen.« Sie führte die Hand zu dem Saba hin. Der Saba fühlte den Handstrich. Der Saba dachte: »Jetzt schneidet sie!« Der Saba schrie. Die vier Segi kamen herein, rissen die Frau vom Lager und warfen sie zur Tür hinaus.
    Die Leute gingen hin und öffneten das Haus, in dem der Mann lag. Sie nahmen den Mann heraus. Am andern Morgen wachte er auf. Er ging zu seiner Frau und sagte: »Pack die Sachen. Nun können wir wieder

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